Bei Wind und Wetter unterwegs

HÜTTERSCHEID. Nacht für Nacht und bei jedem Wetter macht sich TV-Zusteller Siegfried Stahl auf den Weg, um rund 300 Eifel-Haushalte mit dem Trierischen Volksfreund zu versorgen.

Kurz nach Mitternacht klingelt bei Siegfried Stahl der Wecker. Dann, wenn andere gerade das Licht ausgeknipst haben, beginnt für den 45-jährigen Zusteller des Trierischen Volksfreunds der "Arbeitstag". Um kurz nach ein Uhr nachts fährt ein Lieferant bei ihm zu Hause in Hütterscheid vor und lädt rund 300 druckfrische TV-Ausgaben ab. Die wandern gleich in den Kofferraum von Stahls Wagen. Und auf geht's. Die TV-Leser, die in der Regel noch im Tiefschlaf liegen, werden mit ihrer aktuellen Tageszeitung versorgt. Fünf Stunden für eine Tour

Zu Stahls Gebiet gehören unter anderem Neuerburg, Buscht, Neuhaus und Weidingen. Rund fünf Stunden braucht der gebürtige Ruhrpottler für seine Tour. "Wenn es allerdings so extrem schneit wie vergangene Woche und die Straßen kaum geräumt sind, dann kann es schon mal länger dauern", erzählt der gelernte Fahrzeuglackierer. Die meisten TV-Leser haben dafür auch Verständnis. "Die haben mich bei dem Schneegestöber schon freudestrahlend an der Haustür empfangen und waren froh, dass sie bei diesem Wetter eine Zeitung bekommen", sagt der Zusteller. Trotz aller Anstrengungen schaffte es der 45-Jährige in der Woche nach Weihnachten nicht, einen ungeräumten Berg bei Neuerburg hochzukommen. "Da hat es auch nichts gebracht, dass ich alle Zeitungen auf die Hinterachse gelegt habe." Also ließ Stahl sein Auto am Straßenrand stehen, packte sich warm ein und trug die Zeitungen im dichten Schneegestöber komplett zu Fuß aus. "Ich musste dreimal wieder zurück zum Auto laufen, bis ich alle Zeitungen geholt und verteilt hatte", erinnert sich Stahl. Der 45-Jährige bringt den Menschen nicht nur jeden Tag den Trierischen Volksfreund nach Hause. Bei vielen schaut er zwischen zehn und 13 Uhr noch einmal vorbei. Dann verteilt er nämlich die TV-Post. Seit 2004 bietet der TV-Zeitungs-Zustelldienst (TV ZZD), eine Tochterfirma des Trierischen Volksfreunds, die Dienstleistung, über den Geschäftsbereich "TV-Briefservice" auch Briefsendungen von Firmen und gewerblichen Kunden zu transportieren. Ein Erlebnis beim Ausfahren der TV-Post wird Stahl vermutlich nie vergessen. Am 9. September fuhr er auf der L 10 von Neuerburg in Richtung Karlshausen, als er plötzlich vor einem Verkehrsunfall stand. Auf regennasser Straße war ein LKW mit einem Bus kollidiert. "Da war alles voller Qualm", erinnert sich der 45-Jährige. Stahl war der Zweite am Unfallort. Die Frau, die als Erste angehalten hatte, stand unter Schock. Also übernahm der TV-Zusteller bis zum Eintreffen der Rettungskräfte das Kommando. Den schwer verletzten LKW-Fahrer konnte er zwar nicht aus seinem Fahrzeug ziehen, da seine Beine eingeklemmt waren, doch er versorgte seine Wunden notdürftig. "Ich musste den Mann ständig anstoßen, damit er nicht weggetreten ist", erinnert sich Stahl. Mit seiner Arbeit verbindet Stahl jedoch auch viele schöne Momente. "Wenn es geschneit hat, dann sieht diese sowieso schon schöne Landschaft noch idyllischer aus", schwärmt der Neu-Hütterscheider. Mit dem Eifel-Dialekt hat er jedoch auch nach fünf Jahren noch seine Schwierigkeiten. "Wenn die loslegen, verstehe ich kein Wort. Wir kommen aber schon miteinander klar", sagt Stahl und lächelt verschmitzt.Fehlende Klingeln machen das Leben schwer

Der TV-Zusteller mag seine Arbeit, doch fehlende Hausnummern oder schlecht lesbare Namensschilder an Briefkästen und Klingeln machen ihm das Leben oft unnötig schwer. Um ihm seine Arbeit zu erleichtern, bittet er darum, die Briefkästen und Klingeln zu beschriften und eine Hausnummer gut sichtbar anzubringen Das Arbeiten während der Nacht macht Siegfried Stahl nichts aus. "Ich bin ein Nachtmensch", sagt er von sich selbst. Bei einem Autohersteller habe er sieben Jahre nur in Nachtschicht gearbeitet. Der große Vorteil sei daran, "dass man seine Ruhe hat".

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