Beim dritten Anlauf hat’s geklappt

Speicher · Die Stadt Speicher will auch in Zukunft als Grundversorgungszentrum im Dreieck Bitburg-Wittlich-Trier Bestand haben. Große industrielle Brachflächen beeinträchtigen jedoch das Stadtbild und verhindern eine sinnvolle städtebauliche Entwicklung. Mit einer Landesförderung von knapp 110 000 Euro steht nun Geld für eine Machbarkeitsstudie zur Verfügung.

Beim dritten Anlauf hat’s geklappt
Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Speicher. Egal, aus welcher Richtung man nach Speicher hereinfährt - ob vom Kylltal, von Herforst oder von Philippsheim kommend -, hat man sie im Blick: den leer stehenden ehemaligen Supermarkt in der Innenstadt und die beiden großen Industriebauten der Firma Plewa.
Der frühere Edeka-Markt verfällt seit fünf Jahren, das Plewa Werk I in der Kapellenstraße wird schon seit etwa 40 Jahren nicht mehr genutzt. Das Plewa Werk II wurde vor einigen Jahren durch einen Brand stark in Mitleidenschaft gezogen. Im nicht beschädigten Teil produziert die österreichische Firma Frühwald nach einigem Hin und Her (der TV berichtete) weiter Schornsteine. "Dennoch müssen wir für Plewa II mittel- bis langfristig planen", sagt Miteigentümer Peter Alexander Plein auf Anfrage des TV.
Weg für Förderung endlich frei


Damit liegen in der Stadt insgesamt über acht Hektar Gewerbe- und Industriebrache, die darauf warten, neu vermarktet und genutzt zu werden. Ideen und Ergebnisse soll eine Machbarkeitsstudie liefern, für die das Land nun endlich die Förderung bewilligt hat. "Zweimal hatten wir es versucht über das Förderprogramm ‚Kleine Städte und Gemeinden‘ - einmal im Verbund mit Herforst, einmal mit Orenhofen. Beide Male sind wir gescheitert", berichtet Edmund Weimann, Leiter der Bauabteilung bei der Verbandsgemeinde Speicher, im Gespräch mit dem TV. "Jetzt sind wir über das Programm ‚Zivile Konversion‘ gegangen." Und es hat geklappt. Nach nur acht Tagen kam der Bewilligungsbescheid: für die mit fast acht Millionen Euro verschuldete Stadt - den neuen Kindergarten mit eingerechnet - ein Segen, meint auch Stadtbürgermeister Erhard Hirschberg: "In unserer desolaten Situation ist jeder finanzielle Tropfen viel wert. Es geht darum, diese Nischen mit Ideen und Leben zu füllen."
Dabei war die Stadt bislang nicht tatenlos. Mittlerweile gibt es ein Einzelhandelskonzept, das laufend fortgeschrieben wird, damit die Stadt ihrer Aufgabe als Grundversorgungszentrum für ihre 3500 Einwohner, die rund 2000 Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte in Spangdahlem und die Bürger des Umlandes gerecht werden kann. Positive Entwicklungen gibt es bereits: So wurde der Verwaltungstrakt von Plewa I saniert. Erste Dienstleister sind bereits eingezogen, weitere Kleinunternehmen sollen folgen. "Aber es ist eine Katastrophe, den Einzelhandel nach Speicher zu bringen", sagt Weimann und berichtet etwa von den Versuchen, den Discounter Lidl anzusiedeln. "Erst wollte Lidl jahrelang nicht, dann wollte er ins Plewa Werk I, dann ist er doch wieder aufgrund neuer Unternehmensstrategien abgesprungen." Und mit ihm auch die kleineren Händler, die im Sog der großen sonst mitziehen. Für Weimann "eine Katastrophe mitten in der Stadt".
Die Speicherer setzen also viel Hoffnung in die neue Studie, die nicht nur Strategien, sondern auch Möglichkeiten zur Vermarktung der Gewerbe- und Industriebrachen liefern soll. Und das möglichst ohne allzu große öffentliche Investitionen, dafür aber in enger Absprache mit den Eigentümern der Plewa-Werke. "Wir sind für alle Optionen offen, denn das Areal ist ein Schandfleck für die Stadt", macht Plein deutlich. Auch ein Verkauf wäre für ihn denkbar.
Entscheidung fällt Ende April


Bei all den Überlegungen will die Stadt ihre anderen Baustellen aber nicht aus dem Auge verlieren. "Auch für den Marktplatz kämpfen wir um Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten", sagt Weimann. Aber die großen Industriebrachen haben Vorrang. "Denn wer weiß, wie die Kommunal- und Gebietsreform weiter geht? Speicher muss gut aufgestellt sein." Der Stadtrat wird in seiner nächsten Sitzung am 28. April über die Ausschreibung der Machbarkeitsstudie entscheiden. Die Auftragsvergabe an ein Fachbüro für städtebauliche Entwicklung wird voraussichtlich im Herbst erfolgen. Mit ersten Ergebnissen ist 2017 zu rechnen.

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