Belgier locken deutsche Lehrlinge

Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen, rotzdem können Jugendliche noch Lehrstellen finden. Für manchen ist eine Stelle in Ostbelgien interessant. Und auch umgekehrt ist der Weg über die Grenze möglich.

 Belgische Fritten: Nicht nur der Gastronomie im Nachbarland sind deutsche Lehrlinge willkommen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Belgische Fritten: Nicht nur der Gastronomie im Nachbarland sind deutsche Lehrlinge willkommen. TV-Foto: Archiv/Fritz-Peter Linden

Prüm/St. Vith. Grundsätzlich ist es für junge Leute beiderseits der Grenze kein Problem, eine Lehre im jeweils anderen Land anzutreten. In den Verbandsgemeinden Arzfeld, Obere Kyll und Prüm mit ihren rund 650 Ausbildungsbetrieben, wie auch nebenan zwischen St. Vith und Bütgenbach, sind Lehrlinge aus dem Nachbarland willkommen.

Zwar habe man derzeit einen leichten Bewerberüberhang, sagt Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft "MEHR" (Mosel-Eifel-Hunsrück-Raum). "Aber wir suchen händeringend vor allem noch Bäcker, Fleischer, Zimmerer, Maurer, Straßen- und Betonbauer." Die Betonung liege auf "qualifizierten" Bewerbern: Chancen habe jeder "mit einem halbwegs guten Schulabschluss, egal ob Haupt- oder Realschule." Genauso wichtig: "Dass jemand den Willen hat, in der Ausbildung auch zu bestehen. Und dass er in der Lage ist, Lehrinhalte aufzunehmen und sich anzueignen." Formale Beschränkungen stehen dem Länder-Wechsel nicht im Weg, ein einigermaßen guter Schulabschluss sei jedoch dringend zu empfehlen.

Auch auf belgischer Seite sind junge Leute aus der Eifeler Nachbarschaft willkommen. Zumal dort offenbar noch mehr Betriebe freie Ausbildungsplätze anzubieten haben: "Es sind in der Tat noch sehr viele Stellen frei", sagt Vanessa Schmitz in St. Vith. Sie ist Lehrlingssekretärin beim "Institut für Aus- und Weiterbildung in kleinen und mittleren Betrieben" (IAWM), der zuständigen Einrichtung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) mit Sitz in Eupen.

Beim Hotel Pip-Margraff in St. Vith hat in diesem Jahr ein deutscher Lehrling abgeschlossen. Das sei eine sehr gute Erfahrung gewesen, sagt Mitarbeiterin Byblis Biesbrouck. Man werde gerne wieder einen Lehrling aus Deutschland nehmen.

Deutsche, die in Ostbelgien einen Beruf lernen wollen, müssen die achte Schulklasse erfolgreich absolviert haben und im Kalenderjahr der Vertragsunterzeichnung 15 Jahre alt werden, sagt Deborah Vollers vom IAWM. Beste Chancen haben derzeit Maurer, Dachdecker, Verputzer und "Restaurateure". In Belgien steht der Begriff für eine Lehre, in der man zum Koch und zugleich zum Kellner ausgebildet wird. Ein Lehrling verdiene weniger als ein Auszubildender in Deutschland, zwischen 205 und 470 Euro (in Deutschland sind es zwischen 350 und 600 Euro im ersten Lehrjahr). Und: "Es ist schon besser, wenn man etwas Französisch kann. Das ist Unterrichtsfach in der Berufsschule, eine Stunde pro Woche. Aber es wird auch Nachilfe mit angeboten." Mit ein bisschen gutem Willen sei das kein Problem. Danach aber seien die Chancen umso besser: "Bei uns findet man eigentlich immer einen Job", sagt Vollers. Und im Raum St. Vith sei die Bezahlung für gut ausgebildete Fachkräfte etwas besser als weiter nördlich.

Extra Informationen: Kreishandwerkerschaft, Telefon 06551/ 96020, www.das-handwerk.de, Lehrstellen-Atlas der HWK Trier ( www.hwk-trier.de), IAWM in Belgien, Telefon 003287/306880, bei der St. Vither Lehrlings-Sekretärin Vanessa Schmitz unter 003280/448765, www.iawm.be. (fpl)

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