Bergrennen an Pfingsten Wenn der Berg ruft: Wolsfeld lebt – Und wie!

WOLSFELD · Seit fast 60 Jahren stellt der „Große Preis der Südeifel“ an Pfingsten den Ort an der Nims mit seinen zupackenden Menschen auf den Kopf.

 Reife(n) Leistung. Rund 2500 alte „Schlappen“ zur Absicherung der Rennstrecke werden in dieser Woche an den Leitplanken angebracht.

Reife(n) Leistung. Rund 2500 alte „Schlappen“ zur Absicherung der Rennstrecke werden in dieser Woche an den Leitplanken angebracht.

Foto: Tv/Picasa

Immer rund um die Pfingstfeiertage, meist schon eine Woche zuvor beginnend, verwandelt sich die Südeifelgemeinde Wolsfeld in ein friedliches Heerlager.

Die Bewohner, in diesem Falle ist es kein gallisches Dorf der Unbeugsamen, sondern auf ein friedlich-freundliches Miteinander aus, sind den mit viel Getöse einfallenden Fremden wohlgesonnen. Denn diese kommen, um ein Brauchtum zu zelebrieren, das zu Wolsfeld gehört wie die dort vor sich hin murmelnde Nims. Um das Wolsfelder Bergrennen, in diesem Jahr Nummer 59, zu bestreiten.

„The same procedure as every year.“ Dieser, mit einem kleinen grammatikalischen Fehler geschmückte Satz, machte nicht nur den Silvester-Kultstreifen „Diner for one“ weltberühmt. Er gilt auch und in besonderem Maße für Wolsfeld.

Denn auch dort ist es in jedem Jahr der gleiche Vorgang, die gleiche Prozedur. Die Männer und Frauen des Dorfes, ein Großteil von ihnen in den örtlichen Vereinen engagiert und dort ehrenamtlich tätig, wissen in jedem Jahr, was auf sie und auch was auf ihre Gäste zukommt.

Denn das auf der etwas mehr als 1,6 Kilometer langen, vor einer scharfen Linkskurve ausgangs der „Holsthumer Straße“ beginnende Rennen, ist zwar in erster Linie ein motorsportliches Ereignis. Es ist aber auch und vor allem gelebtes Miteinander zwischen Eifelern und Besuchern, die nicht nur aus ganz Deutschland, sondern aus etlichen europäischen Nationen kommen.

59. Wolsfelder Bergrennen
21 Bilder

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Nicht jeder, auch das ist seit Jahren bekannt, ist ein Freund dieses optischen und akustischen Teppichs, der sich nicht gerade durch besondere Dämmfreundlichkeit auszeichnet.

Wolsfeld ist laut, bunt, vollgepfropft mit Menschen, Autos, Trailern, Campingwagen. Es ist unübersichtlich, unkalkulierbar und doch irgendwie liebenswürdig ungewöhnlich in diesen Tagen. Kurzum: Wolsfeld lebt. Und wie!

Dafür, dass am Sonntagmorgen die fast 200 Autos mit Training loslegen und am Pfingstmontag kurz nach dem ersten Hahnenschrei mit ihren Wertungsläufen beginnen können, sorgt in den Tagen zuvor ein ganzes Heer an Freiwilligen.

Die Strecke muss mit rund zweieinhalb Tausend, fest miteinander verbundenen Reifen gesichert werden. Bauzäune für die Transparente der Sponsoren werden installiert. Die Wiesen verwandeln sich in ausgeschilderte Parkplätze. Das Festzelt muss aufgebaut, Kassenhäuschen, Imbissstellen eingerichtet werden. Die Plätze für Feuerwehr, Rettungswagen, Abschleppdienst, Streckensicherung und Rennleitung eingerichtet und gesichert werden.

Den beliebten Sommernachtsball im Festzelt gibt es übrigens nicht mehr. Der Grund: „Man findet keine Leute mehr zum Bedienen. Das Zelt ist in erster Linie dafür da, damit die Leute zum Abschluss noch gemütlich zusammensitzen und was trinken können“, sagt Christoph Schackmann, langjähriger EMSC-Präsident.

Für seinen Nachfolger Björn Hoffmann ist es gleich eine doppelte Premiere. Der 44-Jährige operiert, nachdem er in vielen Lehrgängen die entsprechende Lizenz dafür erworben hat, in diesem Jahr zum ersten Mal auch als Rennleiter. Viel Aufhebens macht er darüber allerdings nicht.

„Wen interessiert, wer der Rennleiter ist, der soll die Ausschreibung lesen. Da steht das Wichtigste drin.“

Gemeinsam mit seinem Vorgänger als Chef der Bitburger Motorsportler, Christoph Schackmann, bildet Hoffmann in diesem Jahr ein Doppel an der Spitze der Veranstaltung.

Mit dem Niederweiser, der die erforderliche Lizenz als Leiter der Streckensicherung, kurz nur LS genannt, besitzt, waren wir am Dienstagabend bei der Streckenbesichtigung dabei.

„Björn macht in diesem Jahr zum ersten Mal den Rennleiter und fungiert auch beim Homburger Bergrennen, das nach ein paar Jahren Pause wieder ausgetragen wird, in gleicher Position. Dass ich dann am Wochenende noch den LS mache, entlastet ihn nicht nur. Wir beide arbeiten ja seit Jahren Hand in Hand. Da weiß jeder, was der andere macht.“

An der gesamten Strecke herrscht an diesem Abend reges Treiben. Obwohl der normale Straßenverkehr noch bis Samstagnachmittag läuft. Alle Generationen, sind beim Aufbau vertreten. „In Wolsfeld wächst man quasi ins Bergrennen mit rein“, sagt Schackmann, der immer wieder betont: „Wir sind nur Gast hier. Und deswegen ist das alles auch nicht selbstverständlich.“

 Viele fleißige Hände packen an der Strecke mit an, um die Wände für die Sponsoren aufzubauen.

Viele fleißige Hände packen an der Strecke mit an, um die Wände für die Sponsoren aufzubauen.

Foto: Tv/Picasa Jürgen Braun
Christoph Schackmann inspiziert die Absicherungen.

Christoph Schackmann inspiziert die Absicherungen.

Foto: Tv/Picasa jürgen c braun

Und alle, Musikverein, Sportverein, Kirchenchor, DRK, profitieren auch davon, dass sie an diesen Tagen helfen und mit anpacken. Unter dem Strich bleibt immer etwas übrig, das das Jahresbudget erheblich aufbessert. Und viele freuen sich auf ihre Gäste. In all den Jahren sind Freundschaften entstanden, Hofeinfahrten freigemacht und Zimmer geräumt worden. Wolsfeld lebt. Und wie! Und es freut sich wie alle Jahre auf Pfingsten.

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