Betrachter sollen eigenen Gefühlen trauen

BITBURG. Jahresausstellung des Kunstkreises im Haus Beda: 37 Künstlerinnen und Künstler präsentieren zusammen 148 Werke. Zur Vernissage am Sonntagmorgen begrüßte der Vorsitzende Werner Schumacher zahlreiche Besucher und stellte einige Gedanken zur Beurteilung von Kunst in den Raum.

"Kunst zu betrachten und zu beurteilen, ist keine leichte Aufgabe. Ein Kunstwerk ist ein komplexer, nach eigenen Gesetzen gestalteter Kosmos, der in seiner Eigenart begriffen und angemessen gewertet werden will." Diesen Einstieg wählte Werner Schumacher für seine Betrachtung zum Thema.Kunst ist eine "geistige Tätigkeit"

Der Betrachter könne unterdessen in seinem eigenen Bewusstsein dem Kunstwerk wesentliche Ausgestaltungen und neue Gesichtspunkte hinzufügen, meinte Schumacher. Er zitierte aus dem Buch ,Was ist Kunst‘ von Andreas Mäckler: "Kunst ist eine geistige Tätigkeit - sowohl bei dem Schaffenden wie dem Aufnehmenden, dem Betrachtenden." Den Besuchern der Vernissage im Haus Beda wurde also einiges an Theorie an die Hand gegeben, ehe sie sich zum Gang durch die Ausstellung aufmachten - so auch ein paar Gedanken dazu, wie sich der Besucher einem Kunstwerk nähern kann. "Objektive Maßstäbe gelten heute alle nicht mehr absolut. Wir müssen uns ohne sie mit der Kunst auseinander setzen", empfahl der Redner und schlug vor: "Lassen sie sich auf die eigene, subjektive Erfahrung ein. Trauen Sie sich, ihren Erfahrungen und Ansichten, die sie im Laufe ihres Lebens erworben haben. Trauen Sie ihrem eigenen, auch unbewussten Wissen." Im nächsten Schritt empfahl Schumacher, sich bei der Kunstbetrachtung ganz auf das eigene Gefühl zu konzentrieren: "Was fühle ich beim Anblick dieses Werkes? Das Fühlen ist eine wertende Bewusstseinsfunktion. Und sie wertet vom Standpunkt Lust oder Unlust - angenehm oder unangenehm." Eine weitere Form der Betrachtung: das Denken. Mit Hilfe des Denkens würden die Vorstellungsinhalte und Wahrnehmungen in einen begrifflichen Zusammenhang gebracht. "Wenn Sie sich nun mit diesen drei Bewusstseinsfunktionen dem Werk genähert haben, betrachten Sie das Bild noch einmal neu mit Ihrem Ahnungsvermögen, Ihrer Fantasie. Wenn Sie alles registriert und verarbeitet haben, dann haben Sie eine persönliche, subjektive Beurteilung des Kunstwerkes. Sie sind dann auch fähig, mit ihrer Ansicht und ihrem Urteil mit anderen in einen fruchtbaren Dialog zu treten", resümierte Schumacher. Zur besinnlichen Einstimmung auf die Ausstellung musizierten junge Frauen der Kreismusikschule auf Querflöten. Die Ausstellung ist ist auf eine Initiative vor gut zwei Jahrzehnten zurückzuführen. Vor 21 Jahren trafen sich Kunstinteressierte in Bitburg, unter ihnen auch Dr. Hanns Simon. Er gab den Anstoß zur Gründung des Kunstkreises Beda. Damit besteht auch eine besondere Verbindung zwischen dem Verein und dem Haus Beda. Seit dem Gründungsjahr stellen die Mitglieder des Kunstkreises ihre Arbeiten in einer jährlichen Gemeinschaftsausstellung im Haus Beda aus.Unterschiedliche Kunstrichtungen zu sehen

Die Werke der Mitglieder in gemeinsamen Ausstellungen zu präsentieren, ist eine der vielfältigen Aufgaben des eingetragenen Vereins. Ausgestellt werden unterschiedliche Kunstrichtungen: Malerei und Zeichnung, Drucktechnik, Skulpturen und Objekte. Die rund 60 Mitglieder des Kunstkreises zeigen ihre Werke auch in Einzelausstellungen. Regelmäßig nehmen viele der Mitglieder an den Ausstellungen der "Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen" in Prüm teil. Die Kunstausstellung im Haus Beda ist bis Sonntag, 14. Dezember, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Samstag von 15 bis 18 Uhr, Sonntag von 14 bis 18 Uhr. Montags bleibt die Ausstellung geschlossen.

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