Bevor alles ins Wasser fällt

Stadtkyll/Jünkerath · Das seit Jahren sanierungsbedürftige Freibad in Stadtkyll, eine Einrichtung der Verbandsgemeinde, steht vor der Schließung. Mit einer Umfrage wollen Kommune und Touristiker erfahren, wie wichtig das Bad und andere Freizeitanlagen für die Besucher und die Bürger sind.

 Retten oder dichtmachen? Das Freibad in Stadtkyll steht vielleicht vor dem endgültigen Aus. Foto: TV-Archiv/Fritz-Peter Linden

Retten oder dichtmachen? Das Freibad in Stadtkyll steht vielleicht vor dem endgültigen Aus. Foto: TV-Archiv/Fritz-Peter Linden

Stadtkyll/Jünkerath. Es wird eng für das Waldfreibad im Stadtkyller Wirfttal: Zwar hofft man in diesem bisher enttäuschenden Sommer noch auf den zweimillionsten Besucher seit der Eröffnung im Juli 1970, aber das Bad ist marode, es muss dringend technisch erneuert werden.
Die Schätzkosten liegen bei etwa 3,5 Millionen Euro (der TV berichtete) - Geld, das die Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll nicht hat. Derzeitiger Stand: Zum Saisonende wird die 42 Jahre alte Einrichtung geschlossen, falls nicht für das kommende Jahr ein privater Betreiber gefunden wird - so verlangt es ein Beschluss des Verbandsgemeinderats.
Nächstes Problem: Noch kann niemand sagen, was aus der verschuldeten VG im Verlauf der Kommunalreform wird. Kommt eine Zwangsfusion mit Hillesheim und vielleicht Gerolstein, scheint auch das Ende des Freibads besiegelt, während die Signale bei einem Zusammenschluss mit Prüm auf eine Erhaltung hindeuten.
Teil eines Rettungsplans


"Mir ist wichtig, dass wir das Freibad nicht kampflos aufgeben", sagt VG-Bürgermeisterin Diane Schmitz. Sie hofft bei einer Umfrage, die VG und Tourist-Information Ende Juli vornehmen, auf klare Antworten von den Bürgen und den Feriengästen. Zwei VG-Mitarbeiter werden in der gesamten Ferienregion Oberes Kylltal (mit Dahlem auf nordrhein-westfälischer Seite) etwa 400 Menschen befragen. Man wolle vor allem erfahren, sagt Andreas Wisniewski von der Tourist-Information, warum sich die Besucher für dieses Ferienziel entscheiden, was sie von den Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten halten - darunter auch Kronenburger See, Eichholzmaar, Vulkangarten und eben das Waldfreibad.
Aber würde überhaupt jemand das Freibad vermissen? Hat es noch eine wesentliche Bedeutung für den Tourismus, der jedes Jahr etwa 70 000 Gäste ins Dorf bringt? Immerhin kommt der Luftkurort damit auf mehr als 250 000 Übernachtungen und, inklusive Tagesausflüglern, einen Umsatz von etwa 20 Millionen Euro. Laut Tourist-Information verbleiben 42 Prozent der Netto-Umsätze als direkter Gewinn, das entspricht einer Summe von rund 6,9 Millionen Euro.
Auch der Landal Green Park in direkter Nachbarschaft zum Freibad befragt alle seine Besucher, anschließend werde man die Ergebnisse gemeinsam auswerten und schauen, ob sie als Argumente für die Erhaltung des Bads angeführt werden können. Der Ferienpark zahlt in diesem Jahr eine Pauschale an die VG: Alle Gäste können dadurch ohne Eintritt ins Bad - damit wolle man herausfinden, sagt Geschäftsführer Mark Oostrom, wie wichtig das Bad den Gästen sei. Gebe es ein klares "Ja" für die Erhaltung, werde er das auch seinen Chefs in den Niederlanden so durchgeben. Wie dann ein weiteres Engagement des Ferienparks für das Waldfreibad aussieht, steht noch nicht fest. Die Befragung, sagt Oostrom, sei aber durchaus Teil eines möglichen Rettungsplans: "Wir sind schon daran interessiert, dass es bleibt. Aber wir können nicht einfach das Portemonnaie aufmachen." Wobei es für Ortsbürgermeister Harald Schmitz nicht so sehr darauf ankommt, wie viele Landal-Besucher tatsächlich auch ins Schwimmbad gehen: "Viele buchen wegen des Bads, gehen aber gar nicht rein." Vor allem nicht beim derzeitigen Wetter. Es sei aber ein wichtiges Werbe-Argument, dass die Möglichkeit trotzdem weiterbestehe. "Sonst hast du ein Problem mit den Gästen."
Meinung

Kooperieren zum Nutzen aller
Sollte das Freibad in Stadtkyll geschlossen werden müssen, kann niemand sagen, dass die Verwaltung nicht dafür gekämpft hat. Die aktuelle Umfrage ist dabei ein wichtiger Baustein - denn warum sollte öffentliches Geld in eine Einrichtung investiert werden, die niemand mehr will? Wie es gehen kann, zeigt aktuell die VG Arzfeld. Auch dort liegen öffentliches Freibad und Ferienpark in direkter Nachbarschaft und kooperieren miteinander - und die VG spart sich den nicht finanzierbaren Umbau des Umkleidegebäudes. Wie eine Zusammenarbeit in Stadtkyll aussehen könnte, muss noch geklärt werden. Aber wenn sie gelingt, könnten alle profitieren: die VG Obere Kyll und die Gemeinde Stadtkyll, weil sie einen Teil des Freibad-Defizits loswerden, der Landal-Ferienpark, weil er weiterhin ein Freibad für seine Gäste vorweisen kann - und keine verfallende Ruine - sowie die Bürger und Gäste, die das Bad weiterhin nutzen können. c.brunker@volksfreund.deExtra

Das Freibad wurde am 18. Juli 1970 eröffnet, der Bau kostete 1,2 Millionen Mark. In starken Jahren zählte man rund 50 000 Besucher, einmal gar 87 000. Allerdings sind die Eintritte zurückgegangen: Mittlerweile schwanken sie zwischen 20 000 und 25 000. Das Restaurant ist nicht mehr verpachtet, die Technik veraltet. Vor zwei Jahren wurden Sanierungskonzepte diskutiert, aber nicht umgesetzt. Für die Renovierung hatte der damalige Innenminister Karl Peter Bruch eine Förderung in Aussicht gestellt. Davon ist aber längst nicht mehr die Rede.

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