Biene Maja hat es schwer

NIEDERSTEDEM. Der harte, lange Winter hat den Bienen in vielen Regionen Deutschlands arg zugesetzt. Der TV war bei Imker Jakob Bohr in Niederstedem, um sich über den Zustand seiner Bienenvölker zu erkundigen.

Auf der Wiese hinterm Haus blühen Löwenzahn und Gänseblümchen. Mittendrin in der grünen Pracht: der Imker Jakob Bohr. Neuerdings ist er oft dort. Denn seine Bienen sind nach der kalten Jahreszeit endlich wieder aus der Winterruhe erwacht. Und so steht jede Menge Arbeit für den 70-Jährigen an.Viele Völker sind im Winter gestorben

Beklagen will er sich aber nicht. Im Gegenteil. Froh sei er, dass er nach dem Winter nur geringe Verluste unter seinen Bienenvölkern zu verzeichnen hat: "Die Überwinterung der Bienen ist schlechter verlaufen als in den übrigen Jahren. In unserer Region sind wir aber noch glimpflich davongekommen", sagt Bohr. Von 35 Bienenvölkern, mit denen der Imker in den Winter gegangen ist, sind 30 im Frühjahr übrig geblieben. Eine Verlustrate von fünf bis zehn Prozent sei völlig normal. In diesem Frühjahr schnellte sie in der Region auf etwas mehr als 20 Prozent. Zur Zeit pflegt Bohr 20 Bienenvölker. Eines davon zählt etwa 20 000 Bienen. Und die sind unüberhörbar - "summ summ summ" - zwischen der Apfelblüte im Garten und dem Bienenstock unterwegs. Besonders sanftmütig seien seine Bienen der Rasse Carnica. Sie stammt ursprunglich aus Kärnten, Österreich. Flugs hat sich eine davon an die Fersen der TV-Reporterin geheftet. Ganz friedlich natürlich. Jakob Bohr ist sich sicher, dass das dem Bienenvolk entwischte Bienchen durch gezieltes Davonlaufen entkommen wäre. Der Niederstedemer Ausgabe der "Biene Maja" jedoch nicht. Und so hilft nur noch Wasser aus der Sprühflasche. Das beruhigt die Biene, die scheinbar durch den fremden Gast in Aufruhr versetzt wurde. Seit 55 Jahren züchtet Jakob Bohr Bienen. Eine ähnlich kritische Situation wie in der Bienensaison 2005/06 kennt er nur aus den 1960er Jahren. Damals habe es viele schlechte "Honigtage" gegeben. Die schönste Blüte bringe einfach nichts, wenn es den ganzen Sommer nur regnet und die Biene im Bienenstock bleibt, erklärt der Imker. Als Vorsitzender des Kreisimkerverbands Bitburg hat sich Bohr über die Jahre ein großes Wissen über die pelzigen Nektarsammler angeeignet. Außerdem kennt er Imker, deren Bienenvölker diesen Winter nicht so unbeschadet überstanden haben. Mancherorts hätten sich Bienenbestände über den Winter von fünf auf zwei Völker reduziert. Ungewöhnlich ist nicht, dass die Größe eines Bienenvolkes im Winter abnimmt. "Von etwa 40 000 Bienen im Sommer schrumpft im Winter die Population auf etwa 15 000 Bienen zusammen", sagt Bohr. Die teilweise außergewöhnlich hohe Bienen-Sterberate in unterschiedlichen Regionen Deutschlands versucht er sich so zu erklären: "Zum einen könnten der schöne Herbst und der lange Spätwinter schuld sein", sagt der Imker. Die Bienen hätten bei dem schönen Wetter im Herbst noch lange gebrütet. Von den Bienen-Larven hat sich jedoch ein Schädling der Bienen, die Varrora-Milbe, ernährt und damit das Bienenvolk geschwächt. Bohr: "Im Frühjahr sind dann die Bienenkästen so gut wie leer." Der lange Spätwinter verzögerte die Brut im Frühjahr. Wenn die Natur mitspielt, beginne diese bereits im Februar, erzählt Bohr. Nicht so in diesem langen Winter. "Die Brut hat etwa vier Wochen später eingesetzt", sagt der Hobby-Imker. Warum seine Bienenvölker mit etwa 15 Prozent Verlust eine Ausnahme im mancherorts verheerenden Bienensterben darstellen, will der TV wissen. Die Antwort kommt flugs: "Ich hatte im Vorjahr Jungvölker gezüchtet und damit genügend Reserven, um damit einen schlechteren Winter auszugleichen." Scheinbar hat dies nicht jeder Züchter so gemacht.

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