Bilderreise durch die Erinnerung

Fünf Mötscher trafen sich zwei Jahre lang. Sammelten historische Aufnahmen und schrieben Texte. Daraus entstand das Bilderbuch Mötsch mit 300 historischen Fotos. Ein Querschnitt aus einem Dorfleben des 20. Jahrhunderts.

 Die fünf „Ureinwohner“ von Mötsch – (von links) Paul Baustert, Matthias Feldges, Heinz Franke, Helmut Wirtz und Lothar Penning – haben das Buch gemeinsam erarbeitet. TV-Foto: Bettina Bartzen

Die fünf „Ureinwohner“ von Mötsch – (von links) Paul Baustert, Matthias Feldges, Heinz Franke, Helmut Wirtz und Lothar Penning – haben das Buch gemeinsam erarbeitet. TV-Foto: Bettina Bartzen

Mötsch. (beba) Aus mehr als 1000 Fotografien entstand ein Bilderbuch mit 300 Bildern aus dem Mötscher Dorfleben. Alte Aufnahmen zeigen die Landwirtschaft, wie sie längst nicht mehr existiert: Mittagspause auf dem Stoppelfeld, Heuernte von Hand oder die mühselige Arbeit des Dreschens.

In der Freizeit trafen sich die Einwohner an bestimmten Stellen im Ort in der Hoffnung, dass irgendetwas "los" war. Lange vor und auch noch während der Feiertage wurde für die ganze Verwandtschaft gekocht, die aus anderen Dörfern zu Besuch kam. Das größte Fest war zweifellos die Hochzeit, an der das ganze Dorf teilnahm.

Bis heute hat Mötsch ein reges Vereinsleben. Der Handwerkerverein von 1888 ist der älteste im Ort. In Not geratene Mitglieder wurden aus Vereinsbeiträgen unterstützt. Kirchenchor, Turnverein, Musikverein oder Karnevalsverein, Gruppenfotos erinnern an alte Zeiten und zeigen jüngere Generationen, wie sich die Zeit verändert hat. Porträtaufnahmen präsentieren Dorforiginale ihrer Zeit. Eigensinnige Sonderlinge wurden als reizvolle Abwechslung im Dorf akzeptiert. Auf einem Foto schmückt sich ein Priester aus der Kaiserzeit mit Militärorden. In der heutigen Zeit undenkbar.

Mötsch war durch den Flugplatz einst die reichste Gemeinde in Rheinland Pfalz, bis das Dorf 1969 gegen den Willen der Bewohner ein Ortsteil von Bitburg wurde.

Nachdem 2007 die Mötscher Ortschronik erschien, gründete sich ein Arbeitskreis aus fünf Urmötschern für das Bilderbuch Mötsch. "Unsere Treffen waren oft geprägt von Erzählungen aus alten Zeiten", erinnert sich Lothar Penning. Die Gruppe arbeitete zwei Jahre an diesem Projekt.

"Es war nicht einfach, an Bilder heranzukommen. Die Leute scheuten sich, ihre privaten Fotos aus der Hand zu geben", sagt Penning.

Er digitalisierte 550 Fotos. Die meisten Bilder zeigen Menschen in Festtagskleidung bei besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Jubiläen und großen Feiern.

Matthias Dimmer war einer der wenigen, der das Alltagsleben fotografierte. Denn Fotografieren war ein teueres Hobby. In den 50er Jahren kostete ein Diafilm immerhin zwölf D-Mark - bei einem Monatsgehalt von 300 D-Mark.

Das Interesse der Mötscher am Bildband ist groß. In vielen Arbeitsstunden und dank der Erfahrung der Mitarbeiter wurde dieses Buch zu einer wichtigen Sammlung historischer Fotos. "Das ist unser Geschenk an die Mötscher Gemeinde. Wir geben damit dem Ort etwas zurück", erklärt Penning.

Das Buch kostet 15,50 Euro und kann bestellt werden unter der Telefonnummer 06561/7305.

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