Bildung formt den Menschen

Es war keine Kappensitzung, die in der Aula der Betrada-Schule, traditioneller Schauplatz der Grundschulforen, über die Bühne ging. Dennoch herrschte eine Riesengaudi. Sitzungspräsident, pardon Referent, war Diplom-Pädagoge Franz-Josef Euteneuer, Leiter des Generationen übergreifenden Begegnungsforums "Haus Franziskus" in Trier. Sein Thema: "Bildung - eine ,Liebesaffäre‘ mit Folgen".

 Franz-Josef Euteneuer referierte beim Prümer Grundschulforum über das Thema „Bildung – eine ,Liebesaffäre‘ mit Folgen“. TV-Foto: Elmar Kanz

Franz-Josef Euteneuer referierte beim Prümer Grundschulforum über das Thema „Bildung – eine ,Liebesaffäre‘ mit Folgen“. TV-Foto: Elmar Kanz

Prüm. Obgleich das 57. Grundschulforum in die fünfte Jahreszeit fällt, hatten die Veranstalter, Rektor Klaus Hack und KEB-Fachstellenleiter Wolfgang Vierbuchen, keineswegs beabsichtigt, das eher traurige Thema Bildung närrisch aufzumischen.

Ein Meister der feinen Ironie



Im Gegenteil. "Der Begriff ,Bildung‘ treibt Politikern, Eltern und Lehrern in der aktuellen Situation die Tränen ins Gesicht", hatte Klaus Hack noch bei der Begrüßung gewarnt. Und er behielt recht. Kamen doch auch den Forumsteilnehmern bei Euteneuers schonungsloser Bildungs-Philippika sehr bald schon die Tränen, allerdings nicht vor Kummer, sondern vor Lachen über die bis dato wohl nicht erlebte Form der Interpretation.

Franz-Josef Euteneuer, nicht nur hierzulande längst einer der Besten seines Faches, versteht es meisterhaft, mit augenzwinkerndem Humor, feiner Ironie, unbekümmertem Charme und einem kabarettistischen Feuerwerk auch weniger Heiterem Positives abzugewinnen und den Leuten den Spiegel vorzuhalten, so dass sie sich im besten Sinne selbst erkennen und über sich schmunzeln können. Mit seinem speziellen "Vermittlungscocktail" schafft er es, selbst für harte, vor den Kopf stoßende Wahrheiten, noch stürmischen Applaus und Gelächter zu ernten. Er hasst die Gähnatmosphäre immer wieder zitierter, unverbindlicher Allgemeinplätze. Nicht um "duschen, ohne nass zu werden" geht es ihm, sondern um ein nachhaltiges, angenehmes Frischegefühl. Die Kunst, dieser besonderen Form der Pädagogik beherrscht er perfekt.

"Bildung ist nicht unbedingt eine Frage der Intelligenz oder der mehr oder weniger renommierten Lehranstalten. Mit Freude und Lust und dem göttlichen Funken der Begeisterung kann sie jeder lernen und anwenden, überall", philosophiert der Referent. Bildung verkörpere die Formung des Menschen mit Blick auf sein Menschsein. Gleichsam als Mittel zum Leben, als Lebensmittel mit den Ingredienzien: Liebe und Zuwendung empfangen und geben, glauben und hoffen können, Märchen und Literatur kennen, Humor haben, Widerstände als hilfreich erkennen, sich trauen und vertrauen.

"Lasst uns gelebte Bibel, sprich Vorbild sein", fordert Euteneuer. Das Leben sei von Gott geschenkt. Als Liebesaffäre mit positiven Folgen gelebt, blockiere es die schleichend um sich greifende Katastrophe des "ich will keinem zur Last fallen - lieber nicht mehr da sein". "Nichts gegen Erfolg und Gelingen", sagt er, "wohl aber gegen übertriebene Instrumentalisierung und die damit verbundene Forderung nach dem Absoluten".

Nach einem Feuerwerk heiter-philosophischer Betrachtungen, niveauvoller Pointen und zündender Gags gab Referent Franz-Josef Euteneuer den Forumsteilnehmern die traurige Geschichte eines Bildungsmuffels warnend mit auf den Heimweg: "Er lebte still und unscheinbar und starb, wie es so üblich war".

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