Billen: "Ich werde den Amtsinhaber wählen"

Bitburg · Einen Gegenkandidaten wird es bei der Landratswahl im Eifelkreis wohl nicht geben. Das haben die meisten erwartet, auch wenn es sich die SPD anders gewünscht hätte. Da überrascht schon mehr, mit welcher Deutlichkeit sich CDU-Chef Michael Billen für Joachim Streit ausspricht.

 Gelassen: CDU-Kreisvorsitzender Michael Billen. TV-Foto: Dagmar Schommer

Gelassen: CDU-Kreisvorsitzender Michael Billen. TV-Foto: Dagmar Schommer

Foto: (e_bit )

Wer ist bereit, gegen einen Landrat anzutreten, der mit mehr als 75 Prozent der Stimmen ins Amt gewählt wurde? Offenbar keiner. Bisher sind bei der Kreisverwaltung keine Bewerbungen eingegangen. Und auch, wenn der offizielle Bewerbungsschluss erst am Montag, 7. August, ist, zeichnet sich ab, dass es wohl niemand mit Joachim Streit aufnehmen wird. Zum Bedauern der SPD, die das Ziel hatte, einen eigenen Kandidaten aufzustellen.

Ein Ziel, das die Genossen im Eifelkreis aber nicht erreicht haben, wie Kreisvorsitzender Nico Steinbach einräumt: "Es hat Gespräche mit einem potenziellen Kandidaten gegeben, aber aus persönlichen Gründen gab es dann einen Rückzieher." Danach habe man nicht mehr groß weitergesucht: "Irgendeinen Verlegenheitskandidaten wollten wir nicht."

Das gilt auch für die deutlich kleineren Kreistags-Fraktionen von Grünen, FDP und Linken. Nur hatten die, anders als die Genossen, nicht angekündigt, mit einem Bewerber ins Rennen zu gehen.
Die SPD aber wollte "Flagge zeigen" und sich "als große Partei bei dieser Wahl positionieren", wie Steinbach noch im August 2016 im TV angekündigt hatte. Das ist nun Geschichte. Den Amtsinhaber zu unterstützen, kommt für Steinbach dennoch nicht in Frage: "Wir werden keine Empfehlung abgeben." Das war bei der Landratswahl 2009 anders. Damals war die SPD die erste Partei, die sich hinter den unabhängig angetretenen Joachim Streit gestellt hat. Nun läuft es genau anders: Die CDU, die 2009 mit ihrem Mann Paul Glauben eine Schlappe erlitt, spricht sich heute für den Amtsinhaber aus.

Bei der FWG war das zu erwarten. "Wir werden Joachim Streit selbstverständlich unterstützen", sagt Klaus Schnarrbach von den Freien Wählern und erklärt: "Das ist ja schließlich einer von uns." So kann man das sehen. Auch wenn der Landrat 2009 als unabhängiger Bewerber angetreten ist, gehört er als Mitbegründer der noch heute im Bitburger Stadtrat aktiven Liste Streit zu den Freien Wählern. Bei der CDU ist die Unterstützung nicht ganz so selbstverständlich.
"Warum soll man das Pferd wechseln, wenn man eins hat, mit dem man gut reitet", sagt Michael Billen. Für den CDU-Kreisvorsitzenden kommt es nicht darauf an, welches Parteibuch jemand hat, sondern welche Politik gemacht wird. Und die trage ganz klar die Handschrift der CDU, immerhin mit Abstand stärkste Fraktion im Kreistag. "Die Zusammenarbeit klappt so gut, dass wir unsere politischen Ziele erreichen", sagt Billen und verweist etwa auf den Ausbau des schnellen Internets, aber auch auf Initiativen wie Baukultur Eifel oder den Zukunfts-Check Dorf. Kurzum: Alles, was dazu beiträgt, die Eifel auf Kurs zu halten.
Was Billen an Streit schätzt, ist "die Art, wie es ihm gelingt, Dinge langfristig anzupacken" und "dass er das große Ganze im Blick hat und sich nicht im Gestrüpp des Klein-Kleins verheddert."
Für Billen geht es in den kommenden acht Jahren in erster Linie darum, die Infrastruktur - ob Internet, Straßen oder Gewerbegebiete - weiter auszubauen. "Wir müssen alles dafür tun, damit Unternehmen, die hochwertige Arbeitsplätze bieten, sich gerne in der Eifel ansiedeln." Wichtig sei das auch, um jungen Menschen eine Perspektive zu geben, gerne in die Eifel zurückzukommen - und zu bleiben. Da seien auch Schulen wichtig ("warum muss man zum Wirtschaftsgymnasium nach Trier fahren?") sowie Ehrenamt und Vereinsleben.
Aufgabe der Politik: Rahmenbedingungen schaffen. Und das will Billen weiter mit Streit an der Spitze: "Ich werde den Amtsinhaber wählen, und ich hoffe, dass das möglichst viele im Eifelkreis auch machen."KommentarMeinung

Konsequent
Es ehrt die SPD, dass sie mit einem eigenen Kandidaten in die Landratswahl ziehen wollte. Und es ist keine Schande, keinen zu finden, der es mit dem erfolgreichen Amtsinhaber aufnehmen will. Das aber war abzusehen. Da verhält sich die CDU taktisch konsequenter, wenn sie sich auf die Seite des Amtsinhabers schlägt. Die Bürger haben nun nur die Wahl, Joachim Streit den Rücken zu stärken oder sich in stillem Protest zu üben. Eine Alternative gibt es nicht. Das zeigt aber auch: Der Amtsinhaber hat viel richtig gemacht. Und dafür hat er wirklich Rückenwind verdient. d.schommer@volksfreund.de

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