Bis die Igeler Säule wackelt

IGEL/LANGSUR/MERTERT-WASSERBILLIG. Die Anrainer der B 49 von Trier nach Wasserbilligerbrück sind schon durch den Tanktourismus geschlagen. Nun klagen viele noch über zunehmenden Schwerlastverkehr, der seit Einführung der LKW-Maut an ihren Haustüren vorbeidonnere.

 Transit auf der Nebenstrecke: Zunehmend "bereichern" schwere LKW den ohnehin starken Verkehr auf der B 49 in Igel. Foto: Friedhelm Knopp

Transit auf der Nebenstrecke: Zunehmend "bereichern" schwere LKW den ohnehin starken Verkehr auf der B 49 in Igel. Foto: Friedhelm Knopp

Grummelnd bewegt sich der 40-Tonner auf die Fußgängerinsel vor der Igeler Säule zu, kurzes Zischen der Bremsventile, dann hat der Sattelzug das lästige Hindernis passiert. Gleich hinter ihm folgt der nächste Schwerlaster, während aus der Gegenrichtung ein Vierachser mit Gestein herannaht. Viele Anwohner der Trierer Straße (B 49) in Igel, die "jeden Cent Spritpreiserhöhung am steigenden PKW-Verkehr ablesen können", stöhnen seit Einführung der LKW-Maut über die Belastung durch zunehmenden Schwerverkehr. "Mautflucht-Theorie" wird bezweifelt

Mautflüchter auf der B 49? Beim Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) Trier und bei der Kreisverwaltung (KV) Trier-Saarburg wird dies bezweifelt. Und die jüngste Zählung befinde sich noch in der Auswertung, heißt es. Günther Görgen von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises: "Auf der B 51 und der B 52 hat die Belastung seit der Maut tatsächlich zugenommen. Bei der B 49 ist das noch fraglich." Woran es nun liegt, ist den Betroffenen letztendlich aber egal. Aus ihrer Sicht haben die Zustände - etwa in Igel - die Grenze des Zumutbaren erreicht. Außerdem fühlen sie sich der Situation verkehrstechnisch ausgeliefert. Ortsbürgermeister Franz-Josef Scharfbillig, der den täglichen Durchfluss in Igel auf etwa 18 000 Fahrzeuge schätzt: "Als unsere Trierer Straße 2000 neu gestaltet wurde, haben wir vergebens tempomindernde Einbauten an den Ortseingängen beantragt." Stattdessen sei noch der einzige Zebrastreifen im Ort entfernt und durch so genannte Querungshilfen ohne Fußgängervorrang ersetzt worden. Mehr als diese "Fußgänger-Sprintbahnen" mit gepflasterter "Rettungsinsel" in Straßenmitte lehne der zuständige LSV ab. Scharfbillig: "Nach einem Ortstermin wurde ein Zebrastreifen abgelehnt mit der Begründung, es gebe dafür zu wenige Fußgänger." Das Gegenbeispiel in Sachen "Zebrastreifen" präsentiert Alain Scheid, Ratsmitglied in Mertert-Wasserbillig und Vertreter des dortigen Bürgermeisters Gust Stefanetti. Der Einbau der zahlreichen Überwege in der Hauptstraße habe sich bewährt. Auch das Durchschnittstempo sei zurückgegangen, sagt er. Billiger Diesel lockt auf die Landstraße

Doch das ändert nichts am steigenden LKW-Verkehr, unter dem auch Wasserbillig und Langsur-Wasserbilligerbrück zu leiden haben. Aber es sind nicht nur Mautflüchter. Viele nach Deutschland durchreisende Laster verlassen vor der Grenze die Autobahn, um in Mertert und Wasserbillig noch günstiger zu tanken. Nach luxemburgischen Recht ist das dem Transitverkehr nicht gestattet - aber es gibt Tricks. Alain Scheid: "Die haben dann einen verpackten Ziegelstein mit Lieferschein für die Tankstelle dabei, schon sind sie ,Zulieferer‘ im Sinne des Gesetzes." Bürgermeister Wolfgang Reiland, Verbandsgemeinde Trier-Land, berichtet derweil von gezielten Werbeaktionen der Wasserbilliger Tankstellen bei Fuhrunternehmen in der gesamten Region. Ein große Entlastung, wenigstens in der Nacht, würde die Sperrung der Sauerbrücke am Grenzübergang Wasserbilligerbrück für den Schwerlastverkehr von 22 bis 6 Uhr bedeuten. Zuständig wären LSV und Kreisverwaltung in Absprache mit der luxemburger Gegenseite. Karl-Heinrich Orth, Ortsbürgermeister von Langsur: "Diese Nachtsperrung hatten wir schon 2003 beantragt. Sie wurde von den Behörden abgeschmettert." Fazit von Bürgermeister Reiland: "Was fehlt, ist eine weit vorgreifende, grenzüberschreitende Straßenplanung in großer Dimension."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort