Bischof beackert viele Felder

Bitburg · Einblicke hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann beim neuesten Teil der gleichnamigen Gesprächsreihe im Haus Beda gewährt. Moderator Herbert Fandel sorgte vor 250 Zuschauern dafür, dass es keine reine Plauderstunde wurde.

Bitburg. "Kommt jetzt der lustige Teil des Abends?", fragt Stephan Ackermann seinen Gesprächspartner, den Kulturamtsleiter Herbert Fandel, als er den 250 Zuhörern im voll besetzten Festsaal des Haus Beda eine kurze Pause ankündigt - und die Verzweiflung in der Stimme des 103. Trierer Bischofs wirkt nicht vollkommen gespielt.
Tatsächlich hat Fandel in den vorherigen Minuten des Gesprächs im Rahmen der "Einblicke"-Reihe kein Thema ausgelassen, für das die katholische Kirche derzeit im Kreuzfeuer steht: Er will wissen, warum das kirchliche Arbeitsrecht bei Priestern, die beim Missbrauch erwischt wurden, großzügiger sei als bei geschiedenen Beschäftigten. Ebenso ist der Umgang mit dem in Bitburg gebürtigen Stefan Hippler Thema. Der eigensinnige Pfarrer hatte sich im Angesicht des Aids-Elends in Südafrika offen mit der Kirchenobrigkeit angelegt. Auch die Kirchenaustritte und der Sparkurs des Bistums wurden angesprochen.
Dabei ist Ackermann die Gelegenheit zur Stellungnahme gegenüber der kritischen Öffentlichkeit durchaus nicht unwillkommen ("Ich danke Ihnen für diese Frage"): Er schildert, wie er zum Amt des "Missbrauchsbeauftragten" kam - und erst einmal lernen musste, mit der immensen Wut der Opfer klarzukommen, die ihm entgegenschlug. Aufmunternden Applaus erhält Ackermann für seine Feststellung, dass die strenge Linie gegenüber geschiedenen Kirchenmitarbeitern keineswegs römische Weisung sei, sondern ein "deutsches Problem", das man angehen müsse.
In Sachen Stefan Hippler weist Ackermann auf seine Intervention hin, für die der Volksfreund ihm damals "Kante" bescheinigte: Erst 100 Tage im Amt, sorgte er dafür, dass Hippler für fünf Jahre freigestellt wurde, um sich weiter um Aids-Projekte in Afrika kümmern zu können. Gleichzeitig gibt Ackermann aber auch zu, dass er Hippler deutlich gewarnt habe, dass er keine Narrenfreiheit genieße.
In Sachen Aids- und Kondom-Problematik empfiehlt Ackermann im Haus Beda sogar regelrecht den stillschweigenden Ungehorsam der Handelnden vor Ort. Die "langen Ohren Roms", vor denen eine Zuhörerin warnt, fürchtet er angeblich nicht. Dafür, aber auch für das Rückgrat, mit dem Ackermann auch unpopuläre Ansichten vertritt, erntet er spürbar Sympathie im Saal - und darf mit Fandel endlich in die "lustigere" Schlussrunde einsteigen: Er erzählt, wo ein Bischof auch mal Urlaub macht ("Auf Rügen gibt es viele Leute, die nicht katholisch sind."), dass er gerne Ray Charles hört und wie er den Papst so kennengelernt hat: als scheuen, aber sehr aufmerksamen und auch humorvollen Menschen. fgg

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