Bit-Airport: Stadt und Kreis wollen verkaufen

Bitburg · Der Eifelkreis Bitburg-Prüm und die Stadt Bitburg haben gestern Abend den Weg für ein 400-Millionen-Euro-Projekt freigemacht: Sie wollen ihre Flugplatzanteile an Frank Lamparski verkaufen. Dieser plant, den Bitburger Flugplatz bis 2025 zu einem internationalen Airport auszubauen.

 Der Flugplatz Bitburg

Der Flugplatz Bitburg

Foto: Archiv/Rudolf Höser

(kah) Die Flugplatzentscheidung ist gefallen: Der Kreistag Bitburg-Prüm und der Stadtrat Bitburg haben gestern mehrheitlich entschieden, Frank Lamparski den Weg zum Bit-Airport freizumachen – einem internationalen Werft-, Fracht- und Passagierflughafen, in dessen Entwicklung der luxemburgische Projektplaner bis 2025 rund 400 Millionen Euro investieren möchte.

Die Gremien haben trotz einiger Gegenstimmen einer Absichtserklärung zugestimmt, die regelt, unter welchen Bedingungen ihre Anteile an der Flugplatz Bitburg GmbH (siehe Extra) auf Lamparski übergehen. Der Kreistag hat bei insgesamt sieben Gegenstimmen von Grünen, der Linken, SPD (Horst Büttner und Nico Steinbach) und FDP (Eva Gräfin von Westerholt) für die Absichtserklärung gestimmt. Der Stadtrat stimmte ebenfalls bei sechs Gegenstimmen (Grüne, SPD und FBL) und drei Enthaltungen (FBL, FDP, Liste Streit) dafür.

Folgende Bedingungen listet die gemeinsame Absichtserklärung auf:

Eine der Wichtigsten ist, dass auf Nachtflug verzichtet wird. . Eifelkreis und Stadt erhalten ein Informations- und Mitspracherecht in der künftigen Betreibergesellschaft. Darüber hinaus hält das Papier fest, dass Lamparski 800.000 Euro zahlen muss, wenn es ihm nicht gelingen sollte, drei Jahre nach dem Kauf der Anteile ein Instrumentenlandesystem zu installieren und fünf Millionen Euro in Landebahn, Rollwege & Co. zu investieren. Das Geld soll er als Bürgschaft hinterlegen. Alternativ sollen sich Kreis und Stadt auch über eine Rückübertragung des derzeitigen GmbH-Eigentums absichern können. Wie diese genau aussehen könnte, ist noch auszuhandeln. Auf Antrag der Kreistags-SPD wurde gestern hinzugefügt, dass den Altgesellschaftern zusteht, zu wählen, für welche Variante der Absicherung sie sich entscheiden. Dem folgte auch der Stadtrat. Die vier Mitarbeiter der Flugplatz GmbH (Geschäftsführer, Flugleiter, Buchhalter und Sekretärin) werden von Lamparski auf mindestens zwei Jahre weiterbeschäftigt. Der Bund, dem die Landebahn, die Rollwege und Vorfelder gehören, räumt Lamparski bis Ende 2011 die Option ein, das Gelände zu kaufen. Auch an die womöglich lärmgeplagten Anliegergemeinden wird in der Absichtserklärung gedacht: Die neue Betreibergesellschaft des Bit-Airports soll pro startendem oder landendem Flugzeug Geld einzahlen. Nach fünf Jahren sollen so jährlich rund 80.000 Euro zusammenkommen, die den betroffenen Orten zugute kommen.Unterzeichnet wird die Absichtserklärung sowohl von Landrat Joachim Streit als auch von Frank Lamparski, der nun – da er die Aussicht hat, die kommunalen Flugplatzanteile übernehmen zu können – eine wichtige Hürde genommen hat. Nach Auskunft seiner Pressesprecherin plant Lamparski, demnächst Gespräche mit der Firma Hess (Trier) und der Köppen KG (Bitburg), aufzunehmen, die ebenfalls Anteile an der Flugplatz GmbH besitzen. Denn sein Ziel ist es, die GmbH komplett zu übernehmen und in eine andere Gesellschaftsform zu überführen (siehe Extra).

Bis Ende 2011 hat Lamparski Zeit, Investoren für sein Großprojekt zu gewinnen. Ein von der Flugplatz GmbH beauftragtes Expertenteam wird derweil seinen Businessplan prüfen. Wird der für gut befunden, sollen die Anteile im Wert von 100.000 Euro in rund anderthalb Jahren endgültig ihren Besitzer wechseln.

Damit hätten der Eifelkreis und die Stadt Bitburg ein Ziel erreicht, das sie jahrelang vergeblich verfolgt haben: Den Flugplatz zu privatisieren. Mit der Aussicht, dass ein Flughafen daraus wird. Und ohne, dass sie dafür mit Steuergeld aufkommen müssten.

Meinung

Von Katharina Hammermann

Es ist ein historischer Moment, für all jene, die schon immer für den Flugplatz Bitburg gekämpft haben. Es ist ein Tag des Triumphes für Billen & Co. Denn sie sind ihrem Ziel so nahe wie noch nie: Nun steht fest, dass ihr Flugplatz privatisiert werden soll. Nun ist ihre Hoffnung, dass Bitburg einen internationalen Flughafen bekommt, begründeter denn je.

Das heißt jedoch noch nicht viel. Die Flugplatzgegner müssen den Kopf deswegen noch lange nicht in den Sand stecken. Denn noch liegen zahlreiche Hürden vor Frank Lamparski: Er muss weitere Anteile kaufen, mit dem Bund über den Kauf des Flugplatzgeländes verhandeln und mit den Amerikanern über die Nutzung des Luftraums, er muss eine neue Fluggenehmigung beantragen, sein Business-Plan muss der Überprüfung standhalten, es müssen Verträge mit Kreis und Stadt ausgehandelt werden, er muss Fluggesellschaften davon überzeugen, dass Bitburg eine Reise Wert ist und Investoren finden und 400 Millionen Euro sind viel Geld.

Sollte ihm all das tatsächlich gelingen. Sollten Terminal und Cargo-Hallen tatsächlich eines Tages stehen, dann muss der Laden auch noch laufen. Und schwarze Zahlen schreiben.

Blickt man sich in der deutschen Flughafenlandschaft um und befragt man Experten, ist es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass das passiert. Und so können alle einfach weiter hoffen.

EXTRA

Flugplatz Bitburg GmbH: Frank Lamparski gehören 40,53 Prozent der GmbH-Anteile. Gestern haben der Eifelkreis (37,89 Prozent) und die Stadt Bitburg (16,32 Prozent) ihre Absicht bekundet, Lamparski auch ihre Anteile zu überlassen. Weitere Anteilseigner sind die Adolf Hess GmbH (2,63), Hermann Köppen KG (2,63), mit denen Lamparski noch verhandeln muss. Im Mai hat er zudem die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH (EBFB) gekauft. Sie trägt 26 Prozent der Verluste, die der Flugplatz derzeit macht (insgesamt 220.000 Euro pro Jahr). Daher kommt Lamparski jetzt schon für mehr als die Hälfte der Verluste auf.

Die Finanzierung: Frank Lamparski plant, die Flugplatz GmbH ganz zu übernehmen und das GmbH-Kapital mit Hilfe seiner Grundinvestoren auf fünf Millionen Euro aufzustocken. Damit sollen die Planung und die Instandsetzung bestehender Anlagen bezahlt werden. Dann will er die GmbH in eine Kommanditgesellschaft auf Aktie umwandeln. Diese Rechtsform habe er gewählt, weil sie Kommanditisten und Komplementäre hat. Während die einen ein Stimmrecht haben, sind die anderen stille Teilhaber und haben nur Kapital in der Gesellschaft. Die Kommanditisten zahlen in einen Fonds ein – jeweils mindestens 1,25 Millionen Euro. „Wir gehen davon aus, dass wir in fünf Jahren schwarze Zahlen schreiben“, sagt Lamparski. Die Rendite werde zwischen sechs und sieben Prozent liegen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort