Bit-Airport: Streit will Alternative

Überraschend haben die Verantwortlichen ihr Schweigen gebrochen und erstmals wieder über das 400-Millionen-Euro-Projekt Bit-Airport gesprochen. Während der Projektentwickler Frank Lamparski sagt, dass alles nach Plan laufe, will Landrat Joachim Streit nun zusammen mit der künftigen Landesregierung eine Alternative zum Flugbetrieb entwickeln.

Bitburg. Wer in den vergangenen Monaten wissen wollte, wie es um den geplanten Ausbau des Bitburger Flugplatzes steht, hätte genauso gut die Nasa nach ihren Geheimmissionen befragen können. Nichts war zu erfahren. Die Gesellschafter der Flugplatz GmbH hatten sich darauf geeinigt zu schweigen. Sie haben sich daran gehalten.

Und sie wollten weiterschweigen, bis das Ultimatum abläuft, das die Stadt Bitburg und der Eifelkreis dem luxemburgischen Projektentwickler Frank Lamparski gesetzt hatten: Bis Ende 2011 sollte er von der Öffentlichkeit unbehelligt seine Pläne weiterentwickeln, Investoren suchen und Fluglinien verpflichten können.

Doch Landrat Joachim Streit und Frank Lamparski haben dieses Schweigen nun gebrochen. Überraschend. Am überraschendsten ist allerdings das, was Streit sagt, nämlich: "Ich könnte mir den Flugplatz auch ohne Flugbetrieb vorstellen." Statt in Bitburg einen internationalen Fracht-, Werft- und Passagierflughafen anzusiedeln, würde er es nun bevorzugen, die Rollbahn und das umliegende Gelände nach bewährtem Muster in ein Industrie- und Gewerbegebiet zu verwandeln. Das wäre dann zwar nichts so Besonderes wie ein Flugplatz. Allerdings könne man auf diesem Weg genauso viele Arbeitsplätze schaffen. "Aus Lärmgesichtspunkten ist diese Lösung die bessere", sagt Streit.

Eine Kehrtwende, die er selbst als "Flucht nach vorn" beschreibt. Zu dieser Flucht veranlasst ihn zum einen die Annahme, dass die neue Landesregierung unter Beteiligung der Grünen "alle Register ziehen wird, um die Entwicklung des Bit-Airport zu verhindern". Und zum anderen der Zeitpunkt. Man müsse Eisen schmieden, solange sie noch heiß sind. Und da gerade die Koalitionsverhandlungen laufen, fordert Streit SPD und Grüne auf, die mögliche Alternative zum mutmaßlich ungewollten Bit-Airport finanziell zu unterstützen. "Man sollte auch immer eine Alternative entwickeln", sagt Streit, der damit nicht warten möchte, bis die Frist abläuft. Lamparski habe nur noch acht Monate Zeit. "Er muss zusehen, dass er die Beine in die Hände nimmt."

Lamparski hingegen sagt, dass sich an seinen Plänen außer einer leichten Verschiebung nach hinten nichts geändert habe und er große Fortschritte mache. Der Businessplan sei fertig und werde seit drei Wochen von Pricewaterhouse Coopers, einem renommierten Wirtschaftsprüfungsunternehmen, geprüft. Eine Aussage, die Streit bestätigt. Zudem sei er soeben dabei, Investoren zu verpflichten. Namen nennt er keine. Doch bei den meisten handele es sich um internationale Fonds für Logistik oder Luftfahrt. Das Interesse sei groß. "Es sieht so aus, als ob genug Geld zusammenkommt." Bis Juni werde er noch etwa ein Dutzend potenzielle Investoren treffen. Doch nicht nur Investoren, sondern auch anerkannte Fluggesellschaften hätten bereits Vorverträge unterzeichnet. Richtige Verträge könne man erst machen, wenn ihm 100 Prozent der Flugplatz GmbH gehörten. Für Streits Argumentation hat Lamparski kein Verständnis. Die bestehende Fluggenehmigung sei gültig und in den kommenden zwei bis vier Jahren sei auch keine Erweiterung dieser Genehmigung geplant. "Ich glaube nicht, dass die Grünen den Flugplatz verhindern können." Kurz: Der Luxemburger hält am Bit-Airport fest. 2012 soll das Instrumentenflugsystem installiert werden, Hallen und Rollbahn sollen renoviert werden, und dann könne es losgehen mit der Fliegerei. Vorausgesetzt, Stadt und Kreis verkaufen ihm ihre Anteile an der Flugplatz GmbH.

EXTRA DIE ABSICHTSERKLäRUNG



Das Einzige, was Michael Billen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flugplatz GmbH, zu den für ihn ebenfalls überraschenden Äußerungen Streits sagt, ist: "Wir haben einen Vorvertrag mit Lamparski geschlossen und die Frist läuft bis Ende dieses Jahres." Der Hintergrund: Im Juni 2010 hatten der Eifelkreis und die Stadt Bitburg entschieden, Frank Lamparski ihre Anteile an der Flugplatz GmbH unter gewissen Bedingungen zu verkaufen. Der Kreistag hatte bei sieben Gegenstimmen von Grünen, der Linken, SPD (zwei) und FDP (eine) dafür gestimmt. Der Stadtrat stimmte bei sechs Gegenstimmen (Grüne, SPD und FBL) und drei Enthaltungen dafür. In einer Absichtserklärung ist festgehalten, dass der Luxemburger bis Ende 2011 Zeit hat, sein Projekt zu entwickeln. Unabhängige Experten sollen derweil seinen Businessplan prüfen. Das geschieht derzeit. Wird der Plan für gut befunden, sollen die Anteile im Wert von 100 000 Euro laut Absichtserklärung Ende 2011 ihren Besitzer wechseln - wenn Lamparski sich auch an die übrigen Bedingungen hält. Eine der wichtigsten ist, dass auf Nachtflug verzichtet wird. Eine andere, dass Lamparski 800 000 Euro zahlen muss, wenn es ihm nicht gelingen sollte, drei Jahre nach dem Kauf der Anteile ein Instrumentenlandesystem zu installieren und fünf Millionen zu investieren. Das Geld hat er als Bürgschaft hinterlegt. Lamparski gehören seit Anfang 2010 rund 40 Prozent der GmbH-Anteile. Im Mai 2010 hat er zudem die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg gekauft. Sie trägt 26 Prozent der Verluste des Flugplatzes (220 000 Euro/Jahr). Daher kommt er jetzt schon für mehr als die Hälfte der Verluste auf.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort