Stadtwerke Abwassergebühren in Bitburg steigen bald um 65 Prozent

Bitburg · Seit dem Jahr 2015 hatte es keine Preiserhöhung mehr gegeben. Dafür wird das Abwasser jetzt schlagartig deutlich teurer. Eine Alternative gibt es nicht, erklären die Stadtwerke.

Bitburg: Abwassergebühren steigen bald um 65 Prozent​
Foto: dpa/Daniel Karmann

Im TV-Gespräch hat der Werksleiter der Stadtwerke Bitburg bereits angekündigt, dass der Preis für einen Kubikmeter Schmutzwasser erstmals seit 2015 angehoben werden müsse. Der Stadtrat hat dem Plan nun zugestimmt. Anstatt wie bisher 1,75 Euro für die Entsorgung zu bezahlen, sind ab dem 1. Januar kommenden Jahres nun 2,90 Euro fällig. „Das sind etwa 65 Prozent mehr. Wir hätten das unseren Kunden gerne erspart, aber uns sind letztlich die Hände gebunden“, sagt Werksleiter Bernd Goeblet.

Ein Verteuerung, die durchaus schmerzhaft ist, zumal erst zum Anfang des laufenden Jahres der Preis für Frischwasser von netto 1,60 Euro pro Kubikmeter auf 1,95 Euro angehoben worden ist. Werden die Kosten für Frischwasser plus Mehrwertsteuer und Abwasser zusammengezählt, kostet aktuell ein Kubikmeter Wasser noch 3,66 Euro. Der Preis entsteht wie folgt: 2,09 Euro sind hier für das Frischwasser zu zahlen, 1,75 Euro für das Abwasser. Pauschal werden vom Abwassergeld in Bitburg zehn Prozent abgezogen. „Damit wollen wir teils erhebliche Schwankungen im individuellen Verbrauch ausgleichen“, sagt Goeblet. Das ergibt momentan noch einen Preis von 1,57 Euro für die Entsorgung von einem Kubikmeter Abwasser. Ab Januar liegen die Kosten dann minus der Pauschale bei 2,61 Euro. Zusammengerechnet kostet das Wasser dann 4,70 Euro pro Kubikmeter.

Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass pro Kopf im Eifelkreis im Schnitt täglich 112 Liter Wasser verbraucht werden. Bisher zahlte also jemand, der in einem Single-Haushalt lebt, grob überschlagen 150 Euro im Jahr und muss im kommenden mit etwa 192 Euro rechnen - hinzu kommen Anschlussgebühren und teils weitere Abgaben.

Bitburg: Abwassergebühren steigen bald um 65 Prozent​
Foto: dpa/Stephanie Pilick

Grund für Erhöhung seien einmal die hohen Energiepreise, sagt Goeblet, allerdings seien auch die Kosten für Verbrauchsmaterial extrem gestiegen. „In beiden Punkten haben wir keine Chance, irgendwie einzugreifen. Wir produzieren in Teilen unseren Strom für den Betrieb zwar selber, können die Mehrkosten aber nicht auffangen“, sagt Goeblet. Man könne ja leider nicht einfach sparen. Für den Betrieb von Kläranlagen müssten eben Fällmittel zum Binden von Phosphaten eingesetzt werden und die seien gerade Mangelware. „Fällmittel, Flockungsmittel, Öl, Schmierstoffe – das sind alles Sachen, die wir nicht einfach einsparen können. Allein die Entwicklung des Preises für Salzsäure ist schwindelerregend. Ohne sie können aber die Chemikalien, die wir in den Kläranlagen unbedingt brauchen, nicht hergestellt werden“, sagt Goeblet. Störungen in den Lieferketten und eine während der Pandemie heruntergefahrene Produktion ließen die Preise für Salzsäure laut Branchenberichten 2022 um teils 442 Prozent steigen.

Das ausgerechnet jetzt die Schmutzwassergebühr angehoben werden müsse sei unglücklich, aber auch nicht vermeidbar. „Würden wir das nicht machen, wäre mit einem Verlust von 852.200 Euro zu rechnen.“ Ende 2023 wären die Stadtwerke in diesem Fall nicht mehr liquide, sagt der Werksleiter. Den Fehlbetrag dann auf die Stadt abzuwälzen sei wiederum nicht möglich, ergänzt Bitburgs Kämmerer Alexander Zimmer: „Das wäre rechtlich einfach nicht zulässig.“ Unvorteilhaft sei erstmals übrigens die Teilnahme an der Bündelausschreibung für Strom gewesen. Kleine Kommunen und Betriebe suchen hier mit gemeinsamen Ausschreibungen die für sie günstigsten Angebote. „Jahre liefen wir damit gut. Das Ergebnis ist diesmal aber unzufriedenstellend. So eins gab es noch nie. Wir rechneten mit besseren Angeboten, aber es kamen einfach keine.“

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