Bitburg bekommt eine Stadtbus-Linie

Bitburg · Vom ZOB zum Flugplatz im Stundentakt: Die Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft startet am 1. August mit einem neuen Angebot, das Menschen ohne Führerschein mobil macht.

Bitburg bekommt eine Stadtbus-Linie
Foto: TMVG Grafik

Wer kein Auto hat, noch nicht selbst fahren darf oder nicht mehr fahren möchte, hat es in Bitburg nicht leicht. Einen Stadtbus, der Bitburgs Norden mit dem Süden oder die Kernstadt mit dem Flugplatz verbindet, gibt es nicht. Das wird sich mit dem neuen Angebot der Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft ändern.

Vom Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) wird ab Dienstag, 1. August, die neue Linie 443 im Stundentakt bis zum Flugplatz pendeln und dabei 16 Haltestellen ansteuern - von der Stadthalle über die Alte Kaserne bis zur Housing und weiter auf den Flugplatz, wo etwa 200 Firmen siedeln, die zusammen rund 1400 Arbeitsplätze bieten. Auszubildende wie der 17-jährige Marco Eppers kommt zu seinem Betrieb nur, weil seine Mutter ihn fährt (der TV berichtete). Ihm, wie auch vielen anderen Azubis in dem Gewerbegebiet wird die Linie 443 helfen. Das dürfte auch die Firmen-Chefs freuen: Schließlich rücken sie dann als Ausbildungsbetriebe auch für junge Menschen ohne Führerschein näher ins Zentrum.

"Aber nicht nur für Berufstätige und Auszubildende, die in den zahlreichen Betrieben auf dem Flugplatz beschäftigt sind, entsteht damit ein attraktives Angebot, sondern auch weitere Pendel-Möglichkeiten von der Kernstadt in den Südosten machen die Linie attraktiv", sagt Nadja Christmann von der Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft. Der Fahrplan werde so getaktet, dass auch Fahrgäste, die aus den umliegenden Ortschaften am ZOB ankommen, von dort weiterkommen.

Von der Innenstadt zum Einkaufen mit dem Bus ins Rewe in der Mötscher Straße ist dann ebenso möglich, wie ein Besuch in einem Volkshochschulkurs in der alten Kaserne. In der Alten Kaserne, in der sich inzwischen einige Behörden bereits angesiedelt haben und in ein paar Jahren auch die ersten Bewohner der sanierten Häuser einziehen, sieht die Moselbahn neben den Beschäftigten, die auf dem Flugplatz arbeiten, Potenzial.

Mit dem Stadtexpress, wie es ihn in Bitburg mal in den Jahren von 2000 bis etwa 2004 gab, ist die Linie 443 nicht vergleichbar. Der Stadtexpress hatte damals 38 Haltestelle und pendelte quer durch alle sechs Stadtteile und wurde in den ersten drei Jahren mit 18 000 Euro jährlich aus der Stadtkasse unterstützt. Die Idee: mehr Mobilität auch ohne Auto. Doch die Rechnung ging mangels Fahrgäste nicht auf. Der Stadtexpress fuhr meisten leer, bis das Angebot Schritt für Schritt abgespeckt - und schließlich ganz eingestellt wurde. Seitdem hat es in Bitburg keinen neuen Anlauf mehr für einen Stadtbus gegeben.

In Wittlich macht die Stadt gerade eine ähnliche Erfahrung: Die Resonanz auf den Rufbus, der seit knapp einem Jahr rollt, ist weitaus geringer als erwartet. Etwa 320 Fahrgäste nutzen im Schnitt pro Monat das Angebot - das sind rein rechnerisch gerade mal zehn am Tag. Ergebnis: Die Stadt Wittlich muss jede Fahrt mit etwa 20 Euro bezuschussen. Kein Modell für lange Zeit.

Anders als solche öffentlichen Stadt- oder Rufbus-Linien ist das neue Angebot der Moselbahn in Bitburg nicht öffentlich gefördert. Das Unternehmen geht davon aus, dass die Linie 443 sich auszahlt, wie Karl-Heinz Schlexer von der Moselbahn Verkehrsbetriebsgesellschaft sagt: "Wir sehen durch den Flugplatz, aber auch durch die Umnutzung der Alten Kaserne und perspektivisch auch durch die Housing auf jeden Fall einen Bedarf für eine solche Linie. Sonst würden wir das ja nicht machen." Ob der neue Service entsprechend genutzt wird, zeigt sich dann ab 1. August.

Meinung: Gute Idee!
Mit Blick auf Alte Kaserne, Flugplatz und Housing könnte sich die neue Linie wirklich bezahlt machen. Ob die Rechnung für die Moselbahn Verkehrsbetriebe am Ende aufgeht, haben die Bitburger nun selbst in der Hand. Warum nicht mal mit dem Bus zum Einkaufen? Oder auf einen Abstecher zum Kaffeeklatsch? Je mehr das Angebot genutzt wird, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Linie 443 anders als Stadtexpress, Rufbus & Co auch bleibt. d.schommer@volksfreund.deExtra: DIE LINIE 443

Die Linie 443 pendelt von montags bis freitags in der Zeit zwischen 6 und 19.30 Uhr stündlich vom ZOB zum Flugplatz. Vom Flugplatz zurück geht es ab 6.40 Uhr bis 18.30 Uhr - ´zehn Mal am Tag. Auch samstags pendelt der Bus fünfmal hin und zurück. Im Stadtgebiet kostet eine Fahrt 2 Euro; vom ZOB bis zum Flugplatz 2,80 Euro. Die 16 Haltestellen: Zentraler Omnibusbahnhof (ZOB), Stadthalle, Karenweg, Kreisverwaltung, Mötscher Straße, Alte Kaserne, Wasserturm, Housing, Dieselstraße, Ecke Daimler Straße, Dornier-Straße, Am Tower, Werner-Siemens-Straße, Hans-Bongers-Straße, Alte Röhler Straße und die letzte Haltestelle der Linie 443 beim Unternehmen Remondis in der Heinrich-Hertz-Straße auf dem Flugplatz.

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