Sparmaßnahmen bei der Kappensitzung Bitburger Karnevalisten gehen auf Risiko

Bitburg · Die Freunde der Bütt setzen alles auf eine Karte: Die Abendkasse für die Kappensitzung. Bis dahin ist die Gegenfinanzierung ein Blindflug. Vorsichtshalber wird an wichtigen Stellschrauben eingespart. Auch der Umzug läuft auf Sparflamme, aber aus anderen Gründen.

 Prinzenpaare in Bitburg - das war 2020. In diesem Jahr verzichten die „Freunde der Bütt“ darauf. Sie gehen die Session sparsam an.

Prinzenpaare in Bitburg - das war 2020. In diesem Jahr verzichten die „Freunde der Bütt“ darauf. Sie gehen die Session sparsam an.

Foto: Bitburger Karnevalsverein Freunde der Bütt/Fotostudio Nieder

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause für den Karneval sieht niemand voraus, wie die Wiederaufnahme ankommen wird. Geht der Karneval durch die Decke, weil die Menschen danach dürsten, oder haben sie gemerkt, dass sie gut darauf verzichten können und bleiben zuhause? Der Bitburger Karnevalsverein kann das auch nicht voraussehen. Er setzt somit auf volles Risiko, wenn er seine Kappensitzung plant. Erst an der Abendkasse wird sich zeigen, ob das Vabanquespiel glücklich ausgeht. Denn der Verein verzichtet auf einen Vorverkauf. Also gibt es auch keinen Gradmesser, nach dem man bei schlechtem Verkauf noch rechtzeitig alles abblasen könnte, um kein Minus einzufahren. Denn Saalmiete, Band und Technik kosten. Die Karnevalisten aus Wittlich erleben gerade, wie zurückhaltend bei ihnen der Kartenvorverkauf läuft und überlegen, die Notbremse zu ziehen und alles einzustampfen, wenn es nicht besser wird.

In Bitburg herrscht dagegen das Prinzip Hoffnung. „Ich gehe davon aus, dass die Veranstaltung besucht wird“, sagt der Vorsitzende der „Freunde der Bütt“, Matthias Schröder. Allerdings fügt er gleich einen weiteren Unsicherheitsfaktor hinzu: Am gleichen Abend, dem 11. Februar, gebe es einige Parallelveranstaltungen in den Nachbardörfern. „Kopf hoch und durch“, ist Schröders Haltung dazu.

Sparmaßnahmen bei der Kappensitzung

Um das Risiko zu reduzieren, erklärt Matthias Schröder, müsse auf ein paar Kostenfaktoren verzichtet werden: Er ist dafür, nur eine statt zwei Bands zu engagieren. Aber darüber wird noch auf der nächsten Vorstandssitzung abgestimmt. Immerhin mache das einen Unterschied von 1500 bis 2000 Euro aus. Was als Sparmaßnahme dagegen schon fest steht: Es gibt keine Prinzenpaare. Weder bei den Kindern noch bei den Erwachsenen. Nicht nur, dass ihnen die Enttäuschung erspart bleiben soll, falls Corona doch wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Es geht auch darum, das Geld für die Kostüme einzusparen. Vielleicht werden auch die Karten, die immer für 10 Euro zu haben waren, um ein bis zwei Euro teurer, überlegt der Vorstand noch. Komplett könnten die gestiegen Kosten - allein die Saalmiete sei wegen höherer Energiepreise teurer als sonst - aber nicht auf das Publikum umgelegt werden. Wegen der schwierigen Finanzierung sei es auch keine Option Geld für Security auszugeben. „Wir hatten immer ein sehr gutes Publikum, das überhaupt keine Probleme gemacht hat“, auch hier herrscht bei Schröder das Prinzip Hoffnung.

Der Saal muss am Ende ausverkauft sein

Ein steht fest: 300 Karten müssen verkauft werden. „Dann passt es“, kalkuliert Schröder. Das bedeutet ausverkauft für den Saal im Haus der Jugend, wo die Kappensitzung wieder auf die Bühne kommt. Die Kinderkappensitzung (12. Februar, 14.11 Uhr, Haus der Jugend) ist auch wieder zurück. Diese bringt dem Verein aber finanziell nichts ein, weil der Erlös als Spende an die teilnehmenden Gruppen fließt.

Und wenn es schief geht? „Wir haben Rücklagen. Die sind nicht groß, aber wir können das auffangen“, sagt Matthias Schröder. Viel konnte nicht auf die hohe Kante gelegt werden, weil in zwei Corona-Jahren die Einnahmen ausgefallen sind, es aber Ausgaben gab. „Minusveranstaltungen kann man sich eigentlich nicht leisten“, sagt Schröder daher. Die Reserven mussten bereits angeknabbert werden.

Bislang schlechte Resonanz für den Umzug

Die Sorgen betreffen auch den Straßenkarneval. Für den geplanten Umzug am 19. Februar haben sich bislang nur zehn Gruppen angemeldet. Das ist nur die Hälfte verglichen mit dem gleichen Zeitpunkt in den Vor-Corona-Jahren. Viele Gruppen, die sonst dabei waren, hätten sich über die Coronazeit aufgelöst. Andere überlegten noch. Was der Karnevalsverein auch feststellt: Es gibt immer weniger Teilnehmer mit Wagen, der Trend geht zur Fußgruppe. Der Grund: Die steigenden Auflagen schraubten den Aufwand und die Kosten für Anhänger mit Aufbau in die Höhe.

Für die kommenden Jahre zeichnet Schröder eine noch düsterere Entwicklung: Ab 2024 seien die behördlichen Auflagen für die Wagen noch mal höher und damit verbunden würden die Kosten und der Aufwand steigen. „Das wird heftig und wird vielen Gruppen und Vereinen das Genick brechen. Viele Wagen werden von der Bildfläche verschwinden.“ Ihn schmerze das. „So wie die Obrigkeit bremst, ist es schwierig Leute zu finden, die noch was machen.“ Schließlich suchten die Jecken Spaß, wenn sie sich neben ihrem Beruf im Karneval engagieren. Sich dann aber mit Paragraphen und Sicherheitskonzepten rumzuschlagen, verderbe die Freude an der Sache. „Sollen das doch andere machen, denken dann viele junge Leute.“

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