Bitburg freut sich auf den Bundespräsidenten

Bitburg · Sie werden der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft beim Training zusehen, frisch gezapftes Bitburger trinken und eine Menge Hände schütteln: Bitburg freut sich auf Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina, die heute Sportschule und Stadthalle besuchen. Es ist der erste Auftritt Wulffs in der Region.

 Das Goldene Buch der Stadt ist bereit für die Unterschriften des Staatsoberhaupts, dessen Frau und der DFB-Vertreter: Bürgermeister Joachim Kandels hat eigens Hand angelegt für den hohen Besuch. TV-Foto: Dagmar Schommer

Das Goldene Buch der Stadt ist bereit für die Unterschriften des Staatsoberhaupts, dessen Frau und der DFB-Vertreter: Bürgermeister Joachim Kandels hat eigens Hand angelegt für den hohen Besuch. TV-Foto: Dagmar Schommer

Einen halben Tag wird heute der erste Mann des Staats zu Gast in Bitburg sein. Länger als sein Besuch dauert, sind Stadt, Polizei, Sportschule und Brauerei mit den Vorbereitungen beschäftigt. Bürgermeister Joachim Kandels selbst hat den Eintrag im Goldenen Buch der Stadt für Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina sowie Theo Zwanziger, Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB), und Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg gestaltet. "Ich habe mal einen Kurs in Kalligrafie gemacht", sagt Kandels. Mehr als fünf Stunden hat er an dem Eintrag gearbeitet. Nach Horst Köhler begrüßt der Bürgermeister nun bereits zum zweiten Mal in seiner Amtszeit einen Bundespräsidenten in der Stadt: "Das ist eine Ehre für uns. Ich werde sicher etwas nervös sein, wenn da jemand vor einem steht, den man sonst nur aus Fernsehen und Zeitung kennt."

Während Köhler auf Einladung der Brauerei die Stadt besuchte, wurde Wulff vom DFB-Chef auf Bitburg aufmerksam gemacht. "Ich glaube, der Bundespräsident war bei einem Pokalspiel der deutschen Damenmannschaft in Köln, und da hat Theo Zwanziger ihn angesprochen", erzählt Willi Käfer-Ewertz, Chef der Sportschule. Dort absolviert das Nationalteam seit mehr als zehn Jahren seine Trainingslager. "Ich freue mich sehr. Das passiert ja nicht alle Tage, dass der erste Mann des Staats vorbeikommt", sagt Käfer-Ewertz.

Die Sportschule ist auch die erste Station, die Wulff heute ansteuern wird, um sich das Training der Damen-Elf anzusehen. Es folgt ein Zwischenstopp in der Stadthalle, wo das Präsidentenpaar von Bürgermeister, Landrat und Brauerei-Leitung vor rund 40 geladenen Gästen begrüßt wird. Angemeldet haben sich laut Stadtsprecher Werner Krämer rund 20 Journalisten von Zeitungen, Radio und Fernsehen.

Diee Stadt hatte im Vorfeld des Besuchs zahlreiche Absprachen mit Bundespräsidialamt, Staatskanzlei, Bundeskriminalamt und Polizei abzuklären. "Bei solcher Prominenz wie dem ersten Repräsentanten des Staates gibt es natürlich einige Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen, die wir treffen. Details dazu können wir nicht preisgeben. Fest steht: Heute wird in der Stadt überall sichtbar Polizei vertreten sein - darunter auch Kollegen in zivil", sagt Bitburgs Polizei-Chef Dietmar Braun. Aller Voraussicht nach landet der Bundespräsident mit Flugzeug in Spangdahlem und reist in einem gesichertem Auto-Konvoi nach Bitburg, wo er zwischen Sportschule und Stadthalle pendelt - ein Spaziergang durch die Innenstadt steht nicht auf dem Programm.

Dass es beim Empfang in der Stadthalle keinen Wein zu trinken geben wird, versteht sich fast von selbst. "Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit unserem Bundespräsidenten mit einem frisch gezapften Bitburg anstoßen", sagt Sandra Werwie, PR-Chefin der Bitburger Braugruppe. In der Sportschule, wo Wulff zu Abend isst, wird dagegen weder Bier noch Wein serviert. "Die Spielerinnen trinken nie Alkohol im Trainingslager", sagt Käfer-Ewertz und verrät, was sonst aufgetischt wird: ein Vorspeisen-Buffet, Kalbsrücken, Kabeljau-Filet oder Geflügel-Geschnetzeltes mit Spargel und Brokkoli. Als Dessert wird Obst und Creme Brulée gereicht. Dann reist Wulff in großer Fahrzeug-Kolonne auch schon wieder ab. So endet ein Besuch, der für Bitburg nicht alltäglich ist - oder wie Bürgermeister Kandels es ausdrückt: "Wir sind ja hier nicht in Berlin."

EXTRA DAS GOLDENE BUCH DER STADT BITBURG



Als der erste Bundespräsident, Theodor Heuss, Bitburg in den 50er Jahren besuchte, gab es das Goldene Buch der Stadt noch gar nicht. Prominente Gäste können sich erst seit 1964 in das in Leder gebundene Werk eintragen. Der erste Eintrag stammt von einem Oberstleutnant der französischen Garnison. Aber dieser ist kaum zu entziffern, weil die Gäste damals noch handschriftlich ein paar Worte hinterließen. Folgende Top Zehn sind im Goldenen Buch Bitburgs zu finden: 8. Juli 1980: Walter Stoessel (amerikanischer Botschafter in Deutschland); 5. Mai 1985: Ronald Reagan (amerikanischer Präsident) und Helmut Kohl (Bundeskanzler); 7. Juli 1988: Enrique Baron Crespo (Präsident des europäischen Parlaments); 10. Juli 1991: Wladislaw Petrowitsch Terechow (Botschafter der Sowjetunion im wiedervereinigten Deutschland); 21. Oktober 1992: Dick Cheney (Verteidigungsminister USA); 27. September 1995: Michael Schumacher (Formel-1-Pilot); 27. November 2002: Bernhard Vogel (Ministerpräsident Thüringen); 8. Oktober 2004: Leoluca Orlando (italienischer Publizist); 8. September 2005: Hans-Dietrich Genscher (bis 1992 Außenminister Deutschlands); 18. Februar 2010: Horst Köhler (Bundespräsident). scho

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