Bitburg kämpft für Spielplatz

Es ist Bitburgs schönster, größter und umstrittenster Spielplatz: Nun beginnt die zweite Runde in der Auseinandersetzung um die kleine Holzstadt. Die Stadt Bitburg ficht das Urteil des Trierer Verwaltungsgerichts an, das den lärmgeplagten Anwohnern recht gab.

Bitburg. Verlassen steht die kleine Holzstadt in Bitburgs Neubaugebiet Schleifmühle. Weit und breit sind keine Kinder in Sicht, die über Kletterwände, Holzstege oder Hängebrücken die aufwendig gestaltete Festung erobern, vergnügt quietschend die Rutschen runtersegeln oder sich auf Schaukel-Schafen hin und her wiegen. Es ist kalt draußen. Kein Spielplatz-Wetter. Das war im Spätsommer 2009 anders.

Damals hat die Stadt den rund 200 000 Euro teuren neuen Spielplatz eröffnet. Ganze Horden kleiner Eroberer nahmen die Festung ein. Und mit der keineswegs geräuschlosen Eroberung begann der Ärger im Spiele-Paradies.

Anwohner beschwerten sich wegen des Lärms. Der Platz wurde nicht nur von einzelnen Kindern genutzt, sondern große Gruppen kamen von Kindertagesstätten und umliegenden Dörfern angereist. Es sollen Kindergeburtstage dort gefeiert worden sein - zum Leidwesen einiger Anwohner, die schließlich entnervt vor Gericht gezogen sind.

Das Trierer Verwaltungsgericht gab den lärmgeplagten Anwohner im Juli 2010 recht. Der Spielplatz sei kein Spielplatz, sondern mit seiner Größe von rund 1700 Quadratmetern und den zahlreichen Spielgeräten samt Bolzplatz ein Abenteuerspielplatz (der TV berichtete).

Ein Urteil, das der Stadt ganz und gar nicht gefällt. Deshalb beantragte sie, in Berufung gehen zu dürfen. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz hat die Berufungsklage zugelassen. Und nun bereitet die Stadt ihre Begründung vor. "Ich hoffe, dass wir erfolgreich sein werden", sagt Bürgermeister Joachim Kandels, der zwischenzeitlich auch mit den Anwohnern gesprochen hat.

"Ich nehme die Beschwerden schon ernst, aber andererseits ist das für uns nicht hinnehmbar, dass dieser Spielplatz eine Abenteuer-Freizeitanlage sein soll", sagt der Stadt-Chef. Der Vorschlag einiger Anwohner, die Holzstadt einfach anderswo aufzubauen, sei in der Praxis alles andere als einfach: "Das würde Baukosten von rund 120 000 Euro und Planungskosten von rund 40 000 Euro verursachen - mal angenommen, wir hätten ein entsprechendes Grundstück, für dessen Erwerb wir auch noch mal rund 60 000 Euro zahlen müssten."

Kandels wertet es als "Teilerfolg", dass das Oberverwaltungsgericht die Berufung zugelassen hat. Nun müssen die Koblenzer Richter entscheiden, ob es sich bei der Holzstadt um einen normalen Spielplatz handelt oder aber das Trierer Gericht mit seiner Einschätzung richtig liegt, dass es ein Abenteuer-Spielplatz sei, für den spezielle Lärmschutzgrenzwerte gelten. Und die wurden bei Berechnungen in der Holzstadt überschritten. Bei Berechnungen. In der Praxis sieht das laut Bauamtsleiter Heinz Reckinger ganz anders aus.

Leser-Echo: Was ist Ihre Meinung zum Streit um die Holzstadt in Schleifmühle? Sind Sie dafür, dass die Holzstadt bleiben soll, oder sehen Sie darin eine unzumutbare Belästigung für die Anlieger? Mailen Sie uns Ihre Meinung zum Thema an eifel-echo@volksfreund.de (Name und Wohnort nicht vergessen).

Meinung

Das wäre ein Armuts-Zeugnis

Ja, Kinder können für eine ordentliche Geräuschkulisse sorgen. Und ja, die kann - wie jede andere Geräuschkulisse auch - schon mal als störend empfunden werden. Das können Anlieger von Freibädern, Kindergärten und Schulen bestätigen. Doch all diese Einrichtungen deshalb zu verbieten, kann kaum die Lösung sein. Zumal im Fall des umstrittenen Spielplatzes in Bitburgs Neubaugebiet Schleifmühle sich der Ansturm der Anfangszeit längst gelegt hat. Es ist richtig, dass die Stadt für diese außergewöhnlich schöne Anlage kämpft. Es wäre ein Armutszeugnis, wenn die kleine Holzstadt geschlossen werden müsste, während anderswo Anlieger den Lärm von Straßen und Flugplätzen ertragen müssen. Verkehrslärm ist wohl störender als vor Vergnügen quietschende Kinder. Deshalb berät das Bundeskabinett im Februar über einen Gesetzesentwurf, wonach Kinderlärm künftig anders als Autolärm bewertet werden soll. Ob das der Stadt Bitburg hilft, ist offen. Aber es zeigt, dass die Stadt wohl nicht auf verlorenem Posten kämpft. d.schommer@volksfreund.de

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