Bitburg will keinen Elektroschrott

Bitburg · Wer kaputte Waschmaschinen oder Toaster entsorgen will, muss von Bitburg nach Rittersdorf fahren. Denn seitdem die Elektrohändler abgesprungen sind, gibt es in der Stadt keine Sammelstelle mehr. Der Eifelkreis hat nun gefragt, ob Bitburg seinen Bauhof zur Verfügung stellen könnte. Ohne Erfolg.

 Ab in die Tonne? Der kaputte Fön darf nicht in den Hausmüll. TV-Foto: Dagmar Schommer

Ab in die Tonne? Der kaputte Fön darf nicht in den Hausmüll. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. Der Fön ist kaputt. Was tun? In Bitburg gibt es keine Annahmestelle für Elektroschrott. Aber für einen kaputten Fön extra nach Rittersdorf zur Erddeponie fahren?
Nö, entscheidet die Besitzerin des Haartrockners und trägt ihn in den Keller, wo bereits eine kaputte Lampe und ein kaputtes Bügeleisen liegen. Vielleicht, wenn irgendwann mal ein defekter Kühlschrank dazukommt - dann lohnt sich die Fahrt.Umweltausschuss wird aktiv


Leute mit weniger Lagerplatz hätten den Fön womöglich im Hausmüll entsorgt. Wieder andere fahren mit ihrem Elektroschrott zur nächsten Waldböschung - wie illegale Ablagerungen zum Leidwesen der Landbesitzer und der Umwelt immer wieder zeigen.
Ein Problem, das auch den Ausschuss für Umweltschutz und Abfallwirtschaft des Eifelkreises Bitburg-Prüm beschäftigt. Er hat bei der Stadt Bitburg angefragt, ob diese bereit wäre, im Auftrag des Kreises eine Annahmestelle für Altgeräte auf dem städtischen Bauhof in der Ottostraße einzurichten. Platz wäre dort satt.Beaufsichtigung erforderlich


Dennoch lautet die Antwort Nein, da eine ständige Beaufsichtigung nicht gewährleistet werden könne. Ohne Beaufsichtigung seien illegale Ablagerungen zu befürchten oder, dass Diebe sich über wertvolle Bestandteile der Altgeräte hermachten. Dadurch "entstünde eine nicht unerhebliche Gefahr für Mensch und Umwelt", heißt es in einer Mitteilung, die den Ausschussmitgliedern vorgelegt wurde.
"Ich finde es eine Schande, dass die Stadt das nicht hinbekommt", sagt Horst Büttner, Mitglied des Umweltausschusses und früherer Bürgermeister Bitburgs. Der Bauhof sei doch umzäunt, nachts ohnehin geschlossen und zudem sei meistens jemand vor Ort.
Auch Rudolf Rinnen, zweiter Beigeordneter des Kreises und Stadtratsmitglied (Liste Streit), gibt sich mit der Antwort der Stadtverwaltung nicht zufrieden. "Bürgerservice sieht anders aus", sagt er und kündigt an, das Thema im Stadtrat zur Sprache zu bringen. "Es gibt ja auch noch andere Lösungen", findet Rinnen - zum Beispiel, den Bauhof donnerstags von 16 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 12 Uhr zu öffnen. Die Deponie in Rittersdorf sei ja auch nicht immer geöffnet.
Womöglich findet sich für alle Bitburger, die kaputte Föne und anderen Elektroschrott loswerden wollen, also doch noch eine bequemere Lösung.
Elektroannahmestellen im Südkreis: Stadt Bitburg: keine.
Verbandsgemeinde Bitburger Land: Erddeponie Rittersdorf, Ortsteil Bildchen, Öffnungszeiten März bis Oktober: montags bis mittwochs von 9.30 - 17 Uhr, November bis Februar: dienstags und mittwochs 12.30 bis 17 Uhr.
Verbandsgemeinde Speicher: Elektro Reichert in Orenhofen, Bauhof in Speicher.
Verbandsgemeinde Südeifel: Elektroservice Becker, Bollendorf, Elektro Klasen in Körperich, Elektrohaus Ackels in Mettendorf, Elektro Eckes in Neuerburg.
Meinung

Kann doch nicht so schwer sein!
Die kleine Verbandsgemeinde Speicher bietet ihren Bürgern gleich zwei Sammelstellen für Elektroschrott an. Bitburg, das nicht nur mehr Einwohner hat, sondern auch viel zentraler liegt und über mehr Personal verfügt, hat keine einzige. Das ist nicht nachvollziehbar. Und der Grund dafür (man könne den Bauhof nicht permanent beaufsichtigen) wirkt fadenscheinig. Eine rund um die Uhr geöffnete Elektroschrottsammelstelle erwartet nämlich niemand. Es würde völlig reichen, den Bauhof ein oder zwei Mal die Woche für ein paar Stunden der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dann könnten sich die rund 13 800 Bitburger den Weg nach Rittersdorf sparen und womöglich gäbe es auch so manch wilde Müllkippe weniger. k.hammermann@volksfreund.deExtra

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm werden Altgeräte überwiegend bei Elektrohändlern gesammelt. Von diesem (zunächst als vorbildlich geltenden) System hatte man sich viel erhofft: weniger Kosten und Arbeit für die Kommunen und neue Kunden und mehr Umsatz für die Händler. Allerdings haben sich die Hoffnungen der Unternehmer nicht erfüllt. Zwar lagern die Leute ihren Elektroschrott ab, etwas Neues kaufen sie deswegen aber nicht unbedingt. Daher sind in den vergangenen Jahren mehrere Händler abgesprungen. Infolge dessen gibt es in Bitburg inzwischen keine Annahmestelle mehr. kah

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