Bitburg wird zur fairen Eifelstadt

Bitburg · Bitburg will sich mit einfachen Mitteln am Kampf gegen Armut und Ausbeutung in Entwicklungsländern beteiligen: Die Stadt wird zur Fairtrade-Stadt. Heute Abend können sich alle interessierten Bitburger im Rathaus darüber informieren, wie sie dabei helfen können.

Bitburg. Im Laden mischen sich die Düfte von Holz, Gewürzen und Räucherstäbchen und wecken, während der Blick über handgeschnitzte Tierfiguren, bunte Flechtkörbe oder ein Arsenal von Schokoladenriegeln gleitet, Gedanken an ferne Länder. Und an die Männer und Frauen, die diese Produkte hergestellt haben mögen. Sie erhalten - anders als viele andere - für ihre Arbeit einen garantierten Mindestpreis. Denn die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Bitburger Alasitas-Ladens setzen auf fair gehandelte Produkte (siehe Extra).
Wenn es nach der Stadt Bitburg geht, werden dies bald noch viele weitere heimische Händler, Gastronomen, Vereine, Kirchengemeinden, Schulen, Betriebe und Privatleute tun. Denn Bitburg will zertifizierte Fairtrade-Stadt werden. Diesen Entschluss hat der Stadtrat auf Antrag der Grünen bereits vor einiger Zeit gefasst.
Am heutigen Montag wird nun damit begonnen, ihn mit Leben zu füllen. Ab 19.30 Uhr sind alle Interessierten im großen Sitzungssaal des Rathauses willkommen, wo Hendrik Meisel, Referent der Fairtrade-Towns-Kampagne darüber informiert, was in Bitburg passieren muss, um das Ziel zu erreichen. Ein Ziel, das offenbar für viele Städte attraktiv ist. 223 Kommunen machen inzwischen mit. Darunter auch Trier.
Stadt serviert fairen Kaffee


Ein wichtiges Kriterium hat Bitburg mit einem Stadtratsbeschluss schon Anfang 2013 erfüllt: Die Stadtverwaltung serviert nun bei internen und öffentlichen Veranstaltungen fair gehandelten Kaffee und Kekse. Als Nächstes gilt es, eine Steuerungsgruppe zu gründen, die die Aktivitäten koordiniert. Weitere wichtige Voraussetzung: Bei Bitburgs Größe müssen mindestens vier Geschäfte und zwei Gastronomiebetriebe Fairtrade-Produkte anbieten. Ein Ziel, dem Bitburg schon recht nah sein dürfte - bieten Bioladen, Supermärkte sowie Drogeriemärkte doch längst fair Gehandeltes an. Und auch, wer in der Fußgängerzone plötzlich Lust auf einen frisch gebrühten Transfair-Kaffee bekommen sollte, wird fündig.
Zudem erhält Bitburg pünktlich zum Kampagnenauftakt sogar seinen eigenen fair gehandelten Stadt-Kaffee: Heute trifft die erste Charge Gäßestrepper-Kaffee ein (siehe Extra).
Weiterer wichtiger Schritt für die Zertifizierung: Auch Schulen, Kirchen und Vereine bieten Produkte aus fairem Handel an und organisieren Info-Veranstaltungen zum Thema. Das Ziel: Auf diesem Weg dazu beitragen, dass mehr Menschen vor Ausbeutung, Diskriminierung und Kinderarbeit geschützt sind, dass sie von ihrer Arbeit leben können, Zugang zu sauberem Wasser, zu Schulbildung und Medizin haben.
Extra

Fairtrade-zertifizierte Bauernkooperativen und Plantagen erhalten für ihre Produkte ein stabiles Einkommen. Die Arbeiter bekommen im Minimum den gesetzlichen Mindestlohn und profitieren unter anderem von Schutzkleidung, bezahltem Urlaub und sozialer Vorsorge. Das Fairtrade-Siegel garantiert, dass eine Prämie für Gemeinschaftsprojekte der Kooperative fließt. Dies können der Bau von Trinkwasserbrunnen und Schulen, Umstellung auf biologischen Anbau oder subventionierte Arztbesuche sein. kah/redExtra

Die Fairtrade-Stadt Trier hat eine Stadtschokolade, und Bitburg bekommt nun einen fair gehandelten und biologisch erzeugten Kaffee, den Gäßestrepper-Kaffee. Die Idee dazu hatte Jens Klein (27), ein gebürtiger Bitburger, der auf einer Reise durch Südamerika Kontakt zur Kleinbauernkooperative Tierra Nueva in Nicaragua geknüpft hat. Die 630 Mitglieder bauen in der Region Boaco auf einer Höhe zwischen 700 und 1200 Metern im Schatten von Bäumen und Bananenstauden Arabica-Kaffee an. Mit Hilfe der Fairtrade-Prämie reparieren sie Schulen, bauen Straßen in entlegene Dörfer oder unterstützen Mitglieder bei Krankheiten. Kleins Idee fiel bei der Initiative Bitburg für eine solidarische Welt auf fruchtbaren Boden, und so ist der mit dem Gäßestreppermotiv verzierte Kaffee ab heute für 4,70 Euro (250 Gramm) im Alasitas-Laden und bei der Buchhandlung Eselsohr erhältlich. kah

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