Bitburger Eishalle vor dem Aus?

Nur mit 50 Prozent will das Land die dringend notwendige Sanierung der Eishalle fördern. Damit blieben rund 600 000 Euro an der Stadt hängen. Das kann sich das hoch verschuldete Bitburg nicht leisten. Heute berät der Arbeitskreis Finanzen über das Schicksal der Eishalle.

Bitburg. Das Dach der Bitburger Eishalle ist marode. So marode, dass die Freizeiteinrichtung vergangenen Winter für eine Woche geschlossen werden musste. Statiker waren nicht sicher, ob das Dach die Schneelast trägt (der TV berichtete). Auch Tribünen und Umkleidekabinen der fast 30 Jahre alten Halle müssten erneuert werden. Die Stadt, der die Halle gehört, rechnet mit Sanierungskosten von rund 1,2 Millionen Euro. Größter Posten ist dabei mit mehr als 500 000 Euro das Dach.

Viel Geld für eine Stadt, die eine Million Euro ihres 24-Millionen-Schuldenbergs abbauen will. Heute tagt der Arbeitskreis Finanzen, der auslotet, wo und wie Bitburg sparen könnte - dabei geht es auch um die Eishalle. Denn die ist eine sogenannte freiwillige Ausgabe, die angesichts leerer Kasse auf dem Prüfstand steht. CDU und Grüne hatten bereits angekündigt, einer Sanierung nur zuzustimmen, wenn das Land entsprechend viel dazugibt.

Land will nur 50 Prozent fördern



"Die Eishalle ist keine überflüssige Einrichtung. Sie ist wichtig für Trier und über die gesamte Region hinaus", sagt der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch. Was das aber in Zahlen heißt, sagt er nicht. Über die genaue Förderhöhe werde erst entschieden, wenn die Stadt einen offiziellen Antrag mit vorschriftsmäßiger Sanierungsplanung samt Kostenkalkulation vorlegt. Dafür müsste die Stadt ein Ingenieurbüro beauftragen. Kosten: rund 20 000 Euro.

"Diesen Auftrag wollen wir erst vergeben, wenn der Arbeitskreis Finanzen grundsätzlich grünes Licht gibt. Es macht keinen Sinn, Geld in die Planung zu stecken, solange offen ist, ob die Stadt überhaupt einen mehr oder weniger großen Teil der Sanierung finanzieren will und kann", sagt Bauamtsleiter Heinz Reckinger. Das Problem: "Bisher hat das Land nur eine 50-prozentige Förderung in Aussicht gestellt", sagt Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels und ergänzt: "Ich bin enttäuscht, ich hätte mir mehr erwartet." Diskutiert wird heute, ob sich die Stadt zunächst auf die Sanierung des Dachs konzentriert.

Mit Problemen von oben hat auch das Aus der Trierer Eishalle begonnen: Das Dach der Halle wurde 2006 für marode befunden und drohte bei starkem Wind einzubrechen. Ab 2008 gab es in der Trierer Eishalle kein Dach mehr. Dann wurde die Halle geschlossen. Dieses Jahr hat der Trierer Stadtrat die Sanierungspläne eingefroren.

Im Vergleich zu Trier hat Bitburg einen Vorteil: Dank der Kooperation mit der Brauerei kommt die Stadt günstig an Kühlmittel für die Eisfläche. "Das ist für uns ein Segen, sonst wäre der Betrieb teurer", sagt Bauamtsleiter Reckinger.

"Persönlich fände ich eine mögliche Schließung der Eishalle natürlich sehr schade. Ich habe die Zeit miterlebt, in der die Jugendlichen für den Bau dieser Halle auf die Straße gegangen sind, und habe selbst dort Eishockey gespielt", sagt Brauerei-Chef Jan Niewodniczanski und ergänzt: "Dennoch sind gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Kommunen gefordert, genauso wirtschaftlich zu denken und handeln wie Wirtschaftsunternehmen. Dies beinhaltet auch die kritische Beurteilung aller Ausgaben und Investitionen, auch wenn dies nicht immer populäre Entscheidungen mit sich bringt."

Was ist Ihre Meinung zur Bitburger Eishalle: überflüssiger Luxus, den sich eine verschuldete Stadt nicht länger leisten sollte oder bedeutende Freizeiteinrichtung, die Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung bietet?

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Meinung

Gießkannen helfen nicht

Zuschuss-Politik nach dem Gießkannen-Prinzip taugt nichts. Zwar ist es nachvollziehbar, dass das Land es sich mit keinem ganz verscherzen will. Schließlich steht in acht Monaten die Landtagswahl ins Haus. So betont Innenminister Bruch auch schön, wie wichtig er die Bitburger Eishalle findet. Solange seinen Worten aber nicht eine üppige Förderzusage folgt, sind das nicht mehr als Lippenbekenntnisse. Denn die Situation in Bitburg dürfte auch in Mainz bekannt sein: Ohne eine mindestens 70-prozentige Förderung wird es eng mit der nötigen Sanierung der Halle. Die Stadt steht vor der schweren Entscheidung, ob die Sanierung - und damit langfristig die ganze Halle - die erste freiwillige Ausgabe sein wird, die dem Rotstift zum Opfer fällt. Tragisch daran wäre, dass es mit der Eishalle ausgerechnet eine Freizeiteinrichtung trifft, die jungen Leuten Freude macht - also die Generation, für die die Stadt mit dem Abbau ihres Schuldenbergs Verantwortung übernehmen möchte. Andererseits: Ob der Sparwille Senioren, Familien oder Unternehmen trifft - Jubel werden solche unpopulären Entscheidungen nie auslösen. Für die Eishalle bleibt die Hoffnung, dass die Not erfinderisch macht und es kreative Lösungen gibt - etwa mit Hilfe von privaten Sponsoren, die die Patenschaft für einen Quadratmeter Hallendach übernehmen. d.schommer@volksfreund.de

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