Bitburger erinnern an jüdisches Leben in der Eifel: Ausstellung in ehemaligem Kaufhaus Juda wird am Montag mit Vortrag eröffnet

Bitburg · Einige Geschäfte in Bitburg stehen leer. Der Arbeitskreis Gedenken nutzt ein solches Gebäude nun für eine besondere Ausstellung: Im ehemaligen Bekleidungshaus Juda werden ab Montag Fotos in den Schaufenstern gezeigt, die einen Eindruck des jüdischen Lebens in Bitburg und Umgebung vermitteln sollen. Zur Eröffnung spricht Henri Juda, Sohn des ehemaligen Inhabers des Bekleidungshauses Karl Juda.

Das ehemalige Bekleidungshaus Juda an der Ecke Saarstraße/Mötscher Straße wird ab Montag wieder mit Leben gefüllt. Stephan Garçon, einer der Organisatoren der Ausstellung "Jüdisches Leben in Bitburg" und Mitglied des Arbeitskreises Gedenken, erklärt, was das Besondere daran ist: "Es ist keine Ausstellung im klassischen Sinne. Vielmehr ist die Bestückung der Schaufenster mit Fotos, Collagen und Texten eine Mischung aus Installation und Ausstellung."

Aktueller Bezug

Zudem unterstreicht er den aktuellen Bezug der jüdischen Geschichte zu den momentanen Flüchtlingsströmen: "Auch die Juden waren damals auf der Flucht. Auch heute gibt es wieder Flüchtlinge, die wegen Krieg und Verfolgung ihre Heimat verlassen." Für Thomas Barkhausen, Sprecher des Arbeitskreises und Mitorganisator der Ausstellung, machen die Bilder vor allem eines deutlich: "Wenn man sich die Fotos anschaut, dann sehen die Menschen aus wie alle anderen zu dieser Zeit. Auf dem Klassenbild würde niemand erkennen, wer die jüdischen Kinder sind." Das zeige, wie absurd damals die Zuweisung von bestimmten Eigenschaften gewesen sei, um Ausgrenzung zu rechtfertigen. Auch hier zeige sich wieder ein aktueller Bezug: "Die Reife einer demokratischen Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie mit Minderheiten umgeht", so Barkhausen. Die Idee zu der Ausstellung ist im Arbeitskreis Gedenken entstanden, der vor zweieinhalb Jahren gegründet wurde. Gemeinsam mit dem Sohn des Inhabers des Bekleidungshauses Karl Juda, Henri Juda, wurde diese Idee im Arbeitskreis weiterentwickelt.

Neue Details

In vier von sechs Schaufenstern werden nun Eindrücke der Geschichte der Bitburger Juden zu sehen sein. Die Geschichte der Familie Juda und des Hauses wird in einem anderen Schaufenster dargestellt.
In einem weiteren Schaufenster gibt es einen Überblick über die Geschichte der jüdischen Gemeinden in Irrel, Bollendorf, Kyllburg und Malberg. Die Fotos stammen aus dem Stadtarchiv und dem Kreismuseum Bitburg.
Zur Eröffnung am Montagabend wird Henri Juda sprechen. Garçon: "Der Vortrag ist hochinteressant. Seine Erzählungen zeigen, wie dramatisch sein Leben verlaufen ist." Er werde viele Details erzählen, die so in Bitburg noch nicht bekannt seien.

Die Ausstellung wird am Montag, 9. November, 19.30 Uhr, im ehemaligen Bekleidungshaus Juda, Ecke Saarstraße/Mötscher Straße in Bitburg, eröffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter
www.bitburg-gedenkt.de

Extra Jüdische Geschichte in Bitburg

1848 lebten nach amtlichen Angaben 17 Juden in der Stadt. Die Grundsteinlegung für die erste Synagoge an der Ecke Rautenbergstraße/Neuerburger Straße erfolgte 1877. 1906 bestand die jüdische Gemeinde aus 72 Mitgliedern, 1925 aus 60 Mitgliedern.

Nach Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 setzte die Verfolgung der Juden auch in Bitburg ein: 1933 lebten noch 51 Juden in Bitburg, 1938 waren es nur noch 11. Die meisten von ihnen flüchteten in die USA.
Ob und inwieweit die Synagoge in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 beschädigt oder zerstört wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde das Gebäude 1944 durch einen alliierten Luftangriff zerstört. jwa/Quelle: Internetseite des Arbeitskreises Gedenken, Facharbeit von Bettina Rosenbaum: Juden in Bitburg

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