Bitburger Erlebnisbad Cascade: Der Lack ist ab

Bitburg · Kacheln fehlen am Beckenrand, an manchen Stellen macht sich der Rost breit: An Bitburgs Schwimmbad aus dem Jahr 1995 nagt der Zahn der Zeit. Die Geschäftsführung will das Bad für die Zukunft rüsten und hält eine Renovierung in Höhe von fünf Millionen Euro für notwendig.

Bitburger Erlebnisbad Cascade: Der Lack ist ab
Foto: Christian Moeris

Bitburg. Kinder toben auf der Wasserrutsche und lassen sich im Strömungskanal durch das Erlebnisbecken treiben. Viele Eltern haben es sich in den Liegen am Beckenrand gemütlich gemacht und beobachten von dort aus ihre Sprösslinge beim Planschen. Die kleinen Badegäste stört es vielleicht nicht, aber der erwachsene Besucher merkt schnell, dass am Beckenrand die eine oder andere Kachel fehlt. Seit seiner Eröffnung im Jahr 1995 ist das Schwimmbad nicht renoviert worden. Nach 17 Jahren Badebetrieb wirkt das Erlebnisbad der Betriebs- und Verwaltungsgesellschaft Bitburg (BVB) mbH, die das Bad als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Stadt betreibt, abgenutzt und sanierungsbedürftig.
Spuren starker Abnutzung


Die Umkleidekabinen mit ihren verfärbten Sitzbänken zeigen starke Spuren von Abnutzung. Eine an die Wand gepinselte Aufschrift "Solarium" blättert ab und ist nur noch schwer lesbar. Metallpfeiler und Lampenfassungen haben Rost angesetzt. Am Kinderplanschbecken und am Whirlpool fehlen Mosaiksteine, Fugen sind verkalkt und verfärbt. Die unzeitgemäße Farbgebung des Schwimmbads mit seinen blauen, gelben und grünen Fliesen aus den 1990er Jahren machen den Besuch nicht gerade zu einem ästhetischen Erlebnis.
Nicht nur die Füße der Badegäste, sondern auch aggressive Reinigungsmittel hätten den Fliesen und Fugen über die Jahre deutlich zugesetzt, sagt Cascade- Geschäftsführerin Elfriede Grewe. Auch der Saunabereich des Bads weist marode Bereiche auf. Im Dampfbad fehlen allerorts Mosaiksteinchen. Die Abkühlbecken mit gerissenen Fliesen und brüchigen Fugen sind auch reparaturbedürftig.
Die Badegäste sehen das mit gemischten Gefühlen: "Für die Kinder ist das Bad allemal gut genug", sagen die einen. "Das ist kein Zustand mehr", sagen die anderen. Den Schwimmern und Saunagästen des Cascade stehen zur Stärkung ein Restaurant und ein Imbiss zur Verfügung. Das Restaurant Aquarell bietet abwechslungsreiche Gerichte zu moderaten Preisen. Die Mehrzahl der kleinen Gäste bevorzugt jedoch den in die Jahre gekommenen Imbiss auf der Galerie mit Blick aufs Erlebnisbad. Was der Imbiss im Angebot hat, ist jedoch durch die milchig verkalkten Scheiben der Glasvitrine nur noch schwer zu erkennen. Der kulinarische Tiefpunkt: ein Hamburger mit zu lang frittierter Tiefkühlfrikadelle in einem kalten Brötchen für zwei Euro fünfzig. Die Geschäftsführerin fordert, das Bad rundum zu modernisieren. Ein beauftragter Architekt prüfe momentan, was alles renoviert werden müsste. Die ersten Vorschläge liegen laut Grewe der Geschäftsführung bereits seit Freitag vor, seien aber noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben.
Ob und in welchem Ausmaß das Schwimmbad letztlich renoviert wird, stehe noch nicht fest. "Ich schätze mal, dass hier für fünf Millionen Euro saniert werden muss", sagt die Geschäftsführerin. Die Modernisierungsvorschläge des Architekten und die veranschlagten Kosten müssten zuvor noch vom Stadtrat genehmigt werden.
Die Wunschliste der Geschäftsführerin für die Renovierung ist allerdings lang: Die kompletten Fliesen des Schwimmbads müssten erneuert werden. Mit einer speziellen Schallisolierung möchte Grewe den hohen Lärmpegel im Familienbad senken und für eine entspanntere Atmosphäre sorgen. Eine moderne Farb- und Lichtgestaltung soll zudem das Ambiente des Cascade aufwerten. "Wir müssen Schritt für Schritt sanieren und können nicht alles auf einmal erledigen, der Badebetrieb muss weiterlaufen."
Die Geschäftsführerin will mit der Modernisierung für höhere Besucherzahlen sorgen und dadurch die Verluste zurückfahren. Beim Cascade-Bad muss die Stadt Bitburg dieses Jahr ein Minus von rund 420 000 Euro ausgleichen.
Extra

Susanne Schlathölter, 43 Jahre alt, Issum: Das Bad ist nicht so anschaubar, aber der Preis stimmt. Aus meiner Sicht ist das okay. Hilke Hei mann, 36, aus Braunschweig: Die Armaturen in der Dusche sind rostig, und es ist dort sehr düster. Die ein oder andere Ecke hier muss renoviert werden. Martin Westerfeld, 41, aus Emmen in den Niederlanden: Im Kinderbecken fehlen Fliesen. Das Bad müsste mal in neuen Farben gestrichen werden. Klaus Jakoby, 40, Wittlich: Im Bitburger Cascade-Bad ist für alle Altersklassen was dabei. Nur der Imbiss ist schlecht, und das Essen schmeckt nicht.

Extra

Preise gestern und heute: 1995: Eine Stunde Schwimmen für Erwachsene kostet 2,04 Euro. 2005: 2,60 Euro. 2012: 2,90 Euro. Entwicklung der Gästezahlen: 1995/1996: Im ersten Betriebsjahr zählt das Erlebnisbad 190 000 Besucher. 2005: 300 000 Menschen besuchen das Cascade-Bad. 2011: 270 000 Menschen besuchen das Erlebnis-Schwimmbad. Einnahmen: Das Bad hat jährlich Einnahmen von rund 1,5 Millionen Euro. Minus: Nach dem Abzug der Personal- und Betriebskosten muss die Stadt Bitburg trotzdem jedes Jahr ein Minus ausgleichen. Im vorigen Jahr waren es 400 000 Euro. cmo

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