Bitburger fährt seit 70 Jahren unfallfrei

Bitburg · Das ist eine kleine Sensation: Der 90-jährige Johann Schenten aus Bitburg-Erdorf fährt seit 70 Jahren unfallfrei. Dafür zeichnete ihn die Kreisverkehrswacht aus, nach deren Auskunft diese Ehrung bundesweit bisher nur wenige Male verliehen wurde. Der rüstige Senior fährt noch immer - inzwischen einen Audi.

 Kein Unfall und keine Punkte in Flensburg: Johann Schenten fährt seit 70 Jahren sicher auf der Straße. Das Foto links zeigt ihn in den 70ern: Damals war er Postbusfahrer. Rechts ist der erste Führerschein von Johann Schenten zu sehen, ausgestellt im Jahr 1940. Fotos: Anita Lozina (1), privat (2)

Kein Unfall und keine Punkte in Flensburg: Johann Schenten fährt seit 70 Jahren sicher auf der Straße. Das Foto links zeigt ihn in den 70ern: Damals war er Postbusfahrer. Rechts ist der erste Führerschein von Johann Schenten zu sehen, ausgestellt im Jahr 1940. Fotos: Anita Lozina (1), privat (2)

Bitburg. "Als ich die Urkunde für Johann Schenten nach Mainz, Bonn und Berlin zur Unterzeichnung geschickt habe, wurde überall erstaunt nachgehakt: Das gibt es doch nicht", sagt Klaus Schnarrbach, Geschäftsführer der Kreisverkehrswacht Bitburg-Prüm.
Der 90-jährige Johann Schenten aus Bitburg-Erdorf ist seit insgesamt 70 Jahren unfallfrei auf den Straßen unterwegs. 1940 hat der gelernte Kraftfahrzeugmeister seinen Führerschein gemacht. Damals mit einem Opel P 4 - ein Fahrzeug mit hydraulischen Stoßdämpfern und Bremsen, die noch über Seilzüge betätigt wurden.
"Das war das Auto meines Meisters, der auch Fahrlehrer war", sagt Schenten, der heute einen Audi fährt. Dazwischen liegen 70 lange Jahre Fahrpraxis. Eine Zeit, in der sich die Autos, der Verkehr und auch die Straßen enorm verändert haben. Wie viele Kilometer Schenten in den Jahrzehnten zurückgelegt hat, kann er nicht beziffern. Aber "Millionen Kilometer", wie er sagt, werden es wohl gewesen sein.
Schließlich fuhr der Bitburger fast 40 Jahre den Postbus, den etliche Eifeler auch als Schulbus nutzten. "Johann Schenten war zwar ein strenger, aber umsichtiger Fahrer, der Ordnung in seinem Bus hatte", erinnert sich Klaus Schnarrbach, der Anfang der 60er Jahre im Bus von Schenten von Bettingen zum Bitburger Gymnasium fuhr.
"Und dann waren wir auch regelmäßig in Norddeutschland, wo meine Frau Marie herkommt", sagt Schenten. Aber bei all den Kilometern kann er sich nicht an eine einzige wirklich gefährliche Situation im Straßenverkehr erinnern. "Anfang der 50er Jahre stand ich mal mit dem Bus an der Haltestelle Albachmühle an der B 50, da ist im Winter ein Amerikaner mit seinem Wagen in den stehenden Bus reingeschlittert. Die kommen dann aus Kalifornien hier hin und haben von Winter und Kurven keine Ahnung", erzählt Schenten.
Das hätte sich inzwischen gebessert, wie auch der Zustand der Straßen: "Das waren ja damals richtige Schlaglochpisten." Und natürlich schätzt er auch an den Fahrzeugen Neuerungen wie Antiblockiersysteme und mehr.
Der einzige "Unfall", der ihm mal passiert ist, spielt in der Bilanz der Verkehrswacht keine Rolle: "Das war in den 50er Jahren, ich glaube in Wettlingen, da lief ein Huhn auf die Straße und ich konnte nicht mehr ausweichen. Das habe ich überfahren."
Sein Punktekonto in Flensburg ist sauber. "Ich fahre gerne auch mal zügig, aber umsichtig und halte mich an die Regeln", erklärt Schenten seine Bilanz.
Er ergänzt: "Ich hatte sicher auch viel Glück bei all den Kilometern." Wie er sich so gesund und rüstig hält, ist für Schenten, der den Volksfreund am liebsten "von vorne bis hinten" liest, schnell erklärt: "Rund ums Haus und im Garten gibt es immer was zu tun. Wenn ich abends ins Bett gehe, habe ich immer was aufzuweisen. Ich gehe nicht gern spazieren." Dann fährt er schon lieber Auto, unfallfrei versteht sich.
Extra

Wie hat es Schenten geschafft, 70 Jahre unfallfrei zu fahren? "Eigentlich bin ich nur ganz normal gefahren", sagt er lachend. "Es war auch Glück dabei." Trotzdem hat er drei Tipps parat: Immer auf die Verkehrszeichen achten - und sie auch befolgen. Nicht zu schnell fahren - vor allem nicht, wenn es regnet, schneit oder die Straße vereist ist. Die Fahrweise der Straße anpassen. "Auch ich fahre mal schnell", sagt er. "Aber nur auf geraden, übersichtlichen Strecken." aloExtra

Große Ehre, viele Unterzeichner: Weil die Verkehrswacht grundsätzlich nur Ehrungen für bis zu 50 Jahre unfallfreies Fahren vorsieht, wurde für Johann Schenten eine besondere Urkunde gefertigt. Darin steht: "Für sein vorbildliches, umsichtiges, rücksichtsvolles, hilfsbereites und partnerschaftliches Verhaltenim Straßenverkehr verleihen wir als Dank und in Anerkennung diese Urkunde und den Titel ‚Vorbild im Straßenverkehr\\'". Die Urkunde haben unterzeichnet der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz, der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, Joachim Streit, Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels sowie der Präsident der Deutschen Verkehrswacht, Kurt Bodewig, der Präsident der Landesverkehrswacht Rheinland-Pfalz, Jörg Meyer, und der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht Bitburg-Prüm, Ralf Mathey. red

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