Bitburger Land trotzt der Landflucht

Bitburg · 25 083 Menschen hatten zum Jahreswechsel ihren Erstwohnsitz im Bitburger Land. Das sind 62 mehr als ein Jahr zuvor. Die VG um Bitburg scheint sich bislang also noch erfolgreich gegen die Landflucht wehren zu können. Dieses Ergebnis relativiert sich jedoch, wenn man sich die Entwicklung der einzelnen Gemeinden anschaut. Denn während in Biersdorf laut Statistik 51 neue Bürger hinzugekommen sind, hat das kleine Birtlingen fast ein Drittel seiner Einwohner verloren.

 In Birtlingen stehen einige Häuser leer. Innerhalb eines Jahres ist die Einwohnerzahl um 30 Prozent geschrumpft. Das ist allerdings nicht in allen Orten der Verbandsgemeinde Bitburger Land so. TV-Foto: Uwe Hentschel

In Birtlingen stehen einige Häuser leer. Innerhalb eines Jahres ist die Einwohnerzahl um 30 Prozent geschrumpft. Das ist allerdings nicht in allen Orten der Verbandsgemeinde Bitburger Land so. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Bitburg. Was der Verlust von 22 Menschen bewirken kann, hängt immer auch ein Stück weit von der Ausgangslage ab. In Oberkail jedenfalls haben diese 22 Menschen dazu beigetragen, dass die Einwohnerzahl zwischen Silvester 2014 und Silvester 2015 von 610 auf 588 Einwohner gesunken ist. Für die flächenmäßig größte Gemeinde im Bitburger Land ist das zunächst bedauerlich. Doch angesichts der Tatsache, dass die Einwohnerzahl in Oberkail ständig auf und ab geht und in den Jahren 2007 und 2008 sogar noch tiefer lag, ist der Verlust von 22 Bürgern innerhalb eines Jahres zu verkraften. Der Rückgang um 22 Einwohner entspricht einem Verlust von 3,6 Prozent.Schlechte Internetversorgung


Allerdings auch nur in Oberkail. In Birtlingen hingegen macht sich der Bevölkerungsschwund in dieser Größenordnung ganz anders bemerkbar. Innerhalb eines Jahres ist dort die Einwohnerzahl von 74 auf 52 geschrumpft, was einem Rückgang von fast 30 Prozent entspricht. Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe, wie der Birtlinger Ortsbürgermeister Erwin Elsen erklärt. "Bei uns stehen einige alte Häuser leer", sagt Elsen. Hinzu käme, dass es in der Gemeinde keine freien Baustellen gebe. Das größte Problem aber sei die schlechte Internetversorgung, die Interessenten von vornherein abschrecke.
Mit einem holprigen Zugang zum Internet hat auch Wißmannsdorf zu kämpfen, wo im Ortsteil Hermesdorf mit einem Rückgang von 25 gemeldeten Erstwohnsitzen der in absoluten Zahlen größte Verlust zu verzeichnen ist. Ortsvorsteher Johann Winter kann sich allerdings nicht erklären, wo diese 25 Menschen fehlen sollen. Es seien zwar einige Einwohner weggezogen und zwischenzeitlich auch gestorben, sagt der Hermesdorfer, doch ein Rückgang in dieser Größenordnung verwundere ihn schon sehr.
Immerhin aber besteht Hoffnung, dass es in absehbarer Zeit wieder besser wird. Wie Winter erklärt, wurden kürzlich zwei alte, leer stehende Bauernhöfe verkauft, die nun beide restauriert und wieder bewohnbar werden sollen.
In Hermesdorf kommen also auch wieder neue Bürger hinzu. Dass es allerdings so viele sein werden wie im vergangenen Jahr in Biersdorf, ist eher unwahrscheinlich. Innerhalb eines Jahres ist in der Gemeinde am Stausee die Einwohnerzahl um 51 auf nun 571 gestiegen. "Das freut mich", meint dazu der Biersdorfer Ortsbürgermeister Arnold Kootz, der sich über die rasante Entwicklung in seiner Gemeinde jedoch genauso wundert wie sein Amtskollege im Hermesdorf. Das hänge mit natürlichen Bewegungen zusammen, erklärt ein Mitarbeiter der VG-Verwaltung. Mit dem großen Teil der privaten Ferienhäuser oberhalb des Stausees, aus deren Vermarktung sich das Dorint Hotel vor gut einem Jahr zurückgezogen hat (der TV berichtete), habe das allerdings nichts zu tun, betont die Verwaltung.
Wie auch immer: Der Blick auf die Statistik zeigt, dass zu den Gewinnern der Bevölkerungsentwicklung vor allem die Gemeinden um Bitburg wie beispielsweise Nattenheim (plus elf), Hüttingen an der Kyll (plus 13) und Metterich (plus 30) oder aber Ortschaften entlang der Verkehrsachsen in Richtung Trier und Luxemburg gehören. Wie zum Beispiel Messerich (plus 14), Wolsfeld (plus 23) und Idesheim (plus 25). Den prozentual höchsten Zuwachs gab es jedoch in Heilenbach, wo die Einwohnerzahl innerhalb eines Jahres um 13 auf 119 und damit gut zwölf Prozent stieg. Insgesamt hat die Einwohnerzahl im Bitburger Land um 62 zugenommen, wobei diese Entwicklung vor allem den Gemeinden der ehemaligen VG Bitburg-Land zu verdanken ist. Die Orte der ehemaligen VG Kyllburg haben nämlich unterm Strich 14 Einwohner verloren. Badem jedoch gehört nicht dazu. In der zweitgrößten Gemeinde der fusionierten VG ist die Einwohnerzahl um 32 auf 1182 gestiegen. Wohingegen die bevölkerungsstärkste Gemeinde Rittersdorf einen Rückgang von 15 auf nun 1470 Einwohner zu verzeichnen hat.Extra

´Umzüge: In der Jahresbetrachtung aller Gemeinden sind laut VG-Verwaltung 1572 Menschen zugezogen, 1418 weggezogen und 955 innerhalb der VG umgezogen. Die meisten sind davon nach Bitburg (371) und Trier (86) gezogen. Wobei von Bitburg auch 275 und von Trier sogar 228 Menschen ins Bitburger Land gezogen sind, sodass im Saldo im Lauf des Jahres 142 Menschen aus Trier hinzugekommen sind. Ausländische Mitbürger: Auch aus dem Ausland sind mehr Menschen zu- als weggezogen. Hinzugekommen sind unter anderem 31 Menschen aus Luxemburg und Rumänien, 34 aus Polen und 54 aus Syrien. Die größte Gruppe der ausländischen Mitbürger stellen damit die Menschen aus Polen (333), gefolgt Luxemburg (304) und Rumänien (241). Der Gesamtanteil der meldepflichtigen Ausländer beträgt rund sieben Prozent. Geburten und Sterbefälle: Dass sich der positive Wanderungssaldo im Endergebnis nicht stärker bemerkbar macht, hängt damit zusammen, dass es mehr Sterbefälle (279) als Geburten (217) gab. uhe

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