Polizei Warum Miss Marple ein Auslaufmodell ist

Bitburg · Die Polizei Bitburg  hat reisende Täter erwischt. Gleich in zwei Fällen hat sie Kriminelle überführt, die bundesweit ihr Unwesen treiben. Wer die Beamten auf die Spur geführt hat, lesen Sie hier.

 Moderne Schließsysteme für Autos haben ihre Tücken. Denn die Funkverbindung kann durch bestimmte Geräte, sogenannte Jammer, unterbrochen werden.

Moderne Schließsysteme für Autos haben ihre Tücken. Denn die Funkverbindung kann durch bestimmte Geräte, sogenannte Jammer, unterbrochen werden.

Foto: picture alliance / dpa/Uli Deck

Miss Marple lebt. Und zwar in Bitburg. Dieses Gefühl könnte man haben, liest man die neuesten Nachrichten der Polizei Bitburg: Gleich zwei große Fälle hat die Inspektion im März gelöst – dank der Mithilfe aufmerksamer Zeugen.

Wasser auf die Mühlen des neuen Polizeichefs Christian Hamm, der seit Anfang März im Amt ist. Denn sein Steckenpferd ist die Zusammenarbeit von Bürgern und Polizei. Denn nur so, davon ist er überzeugt, könne die Polizei möglichst viele Straftaten aufklären und überall präsent sein, ohne tatsächlich vor Ort zu sein. Denn: „Die Bürger sind unser Auge“, sagt Hamm. Leider sei oft die Hemmschwelle noch hoch, sich an die Ordnungshüter zu wenden. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt, das zu tun? „Einfach auf das Bauchgefühl achten. Wenn etwas merkwürdig erscheint, anrufen“, sagt Hamm. Hätte Miss Marple das auch getan? Sicher nicht zu diesem Zeitpunkt. Sie hätte auf eigene Faust ermittelt und sich dabei in die Bredouille gebracht. Davon rät Hamm allerdings ab. Zu gefährlich. „Polizei und Bürger – das ist eine geteilte Verantwortung. Die Bürger melden den Vorfall, wir überprüfen ihn.“

Also doch keine Chance für eine Miss Marple in Bitburg. Dafür aber ein öffentlicher Dank an die vorsichtigen Eifeler Zeugen, die in zwei Fällen im März der Schlüssel zum Ermittlungserfolg waren. Darüber zu sprechen, ist für Hamm ein gutes Mittel, um die Bürger zur Mithilfe zu ermutigen. „Wir wollen regelmäßig Feedback geben“, sagt Hamm und fängt nun damit an. Voilà: zwei mit Hilfe der Bürger gelöste Fälle.

Fall 1: Zwei Männer sind auf den Parkplätzen der Supermärkte im Bereich „Limbourgs Garten“ in Bitburg unterwegs. Einer sitzt im Auto, einer läuft nebenher und hat etwas in der Hand. Was das ist, wird sich erst später herausstellen. Ein Zeuge wird misstrauisch.  Er wählt die 110. Die Beamten der Polizei Bitburg werden alarmiert und fahren raus. Und prompt gehen ihnen zwei Täter ins Netz, die mit der Jammer-Masche bundesweit unterwegs sind.

Die Masche: Ein Täter blockiert mit einem Störsender, auch „Jammer“ genannt, die Funkfernbedienung von Autos. Will ein Fahrer seinen Wagen auf diese Weise absperren, hat aber das Pech, dass der Täter mit einem  „Jammer“ das Signal unterbricht, ist das Auto weiterhin offen. Also freie Bahn für den Täter, der das Fahrzeug in aller Seelenruhe leerräumen kann. Im Bitburger Fall war noch ein Komplize mit einem Fluchtwagen dabei. Übrigens: Der Besitz eines Jammers ist nicht strafbar, allerdings der Gebrauch.

Die Polizei rät: Bei großen Parkplätzen wie vor Supermärkten sollten Fahrer besonders vorsichtig sein. Nach dem Absperren des Autos per Funk sollten Fahrer auf die Klickgeräusche achten und kontrollieren, ob der Wagen wirklich verschlossen ist. Zudem sollten keine Wertgegenstände darin gelagert werden. Die Polizei sagt: „Das Auto ist kein Tresor.“ Bei verdächtigen Wahrnehmungen unter 110 die Polizei anrufen.

Fall 2: Auch in diesem Fall waren misstrauische Bürger der Schlüssel zum Erfolg der Polizei: Betrügerische Spendensammler waren Ende März in der Innenstadt unterwegs (der TV berichtete). Sie behaupteten taubstumm zu sein und für eine entsprechende Organisation zu sammeln. Dem war nicht so. Die Polizei stoppte die Sammlung und verwies die Täter des Platzes.

Die Masche: Die „Arbeitsweise“ der „Klemmbrett-Betrüger“, so berichtet die Polizei, funktioniere über ein Ablenkungsmanöver. Die gängigste Methode sei es, Passanten auf der Straße, vor Einkaufszentren und Supermärkten anzusprechen. Die Täter operierten in kleinen Gruppen; einer habe ein Klemmbrett mit einer Spendenliste dabei. Die Gruppe behaupte, für einen gemeinnützigen Zweck zu sammeln. In der Regel stünden schon zwei bis drei gefälschte Eintragungen auf der Spendenliste. Sobald ein Passant seine Geldbörse aus der Tasche hole, werde er mit dem Klemmbrett abgelenkt, indem ihm das Formular erklärt oder er gebeten werde, seinen Namen auf die Liste zu schreiben. „Diesen Moment der Ablenkung nutzt ein anderer Täter der Gruppe, um blitzschnell Geldscheine aus dem Portemonnaie des Opfers zu ziehen oder andere Wertgegenstände zu entwenden“, so berichtet die Polizei. Die „Klemmbrett-Betrüger“ halten laut Polizei bevorzugt nach älteren Menschen Ausschau, die grundsätzlich als spendenbereiter gelten und oft leichter abzulenken sind – prinzipiell kann es aber jeden treffen.

Die Polizei rät: Bei unbekannten Hilfsorganisationen misstrauisch sein, ebenso, wenn sich mehrere Menschen um einen herum gruppieren. Man sollte sich auf jeden Fall den Ausweis und die Genehmigung von den Spendensammlern zeigen lassen. Sollte man auf der Straße von jemandem angesprochen werden, dessen Anliegen nicht seriös erscheine, sollte man ihn abweisen und unter 110 die Polizei anrufen.

Weitere Informationen zur Zusammenarbeit  „Bürger und  Polizei“  gibt es www.polizei.rlp.de/de/die-polizei/
projekte/buergerbeteiligung

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