Dienststellenleiter stellt Buch vor Bitburger Polizeichef plädiert für eine Bürgerpolizei - Wie das funktionieren kann

Bitburg · Christian Hamm hat mit zwei Wissenschaftlern ein Buch zum Thema „Innere Sicherheit“ herausgegeben. Eine bürgernahe Polizeiarbeit sei – so Hamm – auch die Philosophie der Eifeler Inspektion.

 Ist seit Jahren ein Unterstützer der Idee einer bürgernahen Polizei: der Bitburger Dienststellenleiter Christian Hamm.

Ist seit Jahren ein Unterstützer der Idee einer bürgernahen Polizei: der Bitburger Dienststellenleiter Christian Hamm.

Foto: TV/Christian Altmayer

Nachdem am 11. September 2001 zwei Flugzeuge ins World Trade Center krachten, ist die Welt eine andere. Die Bilder der einstürzenden Türme flimmern über die Bildschirme. Und auch danach reißen die Schreckensnachrichten nicht ab: die Terroranschläge in Paris und London, die Vorkommnisse in der Kölner Silvesternacht, die rechtsextremen Attentate in Hanau, Halle und Kassel. Hinzu kommen Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise und jetzt: Corona-Krise.

Wer sich die Schlagzeilen ansieht, könnte meinen, das Leben sei gefährlicher geworden. Dabei gibt es, statistisch betrachtet, keinen Grund zur Sorge. Die Kriminalitätsraten in der Republik sinken seit Jahren und die Wirtschaft wird allenfalls durch die Pandemie gebremst.

Trotzdem, so der Befund vieler Wissenschaftler, fühlen sich die Deutschen zunehmend unsicher. Doch was tun angesichts der Angst? Als Antwort auf diese Frage ist vielerorts der Ruf nach einem starken Staat zu hören. Nach einer aufgerüsteten Polizei, die hart durchgreift, schärferen Gesetzen und einer gnadenlosen Justiz.

Exakt das sei aber der falsche Weg, um bei den Bürgern das Vertrauen ins System zurückzugewinnen, meint der Bitburger Polizeichef Christian Hamm. Statt einer stark bewaffneten Spezialistentruppe wirbt der Dienststellenleiter für eine Bürgerpolizei.

Seit Jahren befasst sich der Eifeler mit dem Thema – ob als Mitorganisator von Sicherheitsgesprächen am Deutschen Eck in Koblenz, als Dozent an der Hochschule der Polizei oder in der Praxis als Chef der Eifeler Inspektion. Nun hat der „County Sheriff“, wie er sich selbst bei Twitter nennt, zusammen mit dem Politikwissenschaftler Georgios Terizakis und dem Sozialforscher Stefan Sell das Buch „Innere Sicherheit als geteilte Verantwortung“ herausgegeben.

Das Werk liest sich als Plädoyer für die Rückkehr des Polizisten als „Freund und Helfer“, als Ansprechpartner für den Bürger vor Ort. Neben prominenten Schreibern wie Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) hat auch Hamm selbst, zusammen mit dem Polizeirat Steffen Göbel, einen Beitrag zu der wissenschaftlichen Publikation beigesteuert.

Darin geht es, so auch der Titel, um „den Ansatz einer nachhaltigen Sicherheitsphilosophie auf Basis einer geteilten Verantwortung“. Gemeint ist damit: Polizeiarbeit kann nur gelingen, wenn Beamte lokal vernetzt sind, mit Behörden, Sozialarbeitern, Medien und vor allem auch mit Bürgern zusammenarbeiten.

„Und das ist auch genau die Philosophie, die wir in Bitburg verfolgen“, sagt Hamm. Nach Jahren der theoretischen Auseinandersetzung, etwa in Hamms Masterarbeit „Bürgerbeteiligung und Polizei“, mit der er 2015 den Zukunftspreis des Europäischen Polizeikongresses gewann, sei er nun froh, dass die Konzepte auch bei der praktischen Arbeit greifen. Um diese den Bürgern noch näherzubringen, plant der Polizeichef die Fortsetzung der Sicherheitsgespräche, die er in Koblenz mitorganisiert hat. „Dort musste ich mich aus zeitlichen Gründen rausziehen“, sagt Hamm. Im kleineren Format wären solche Diskussionsrunden aber auch in Bitburg denkbar.

Das Buch „Innere Sicherheit als geteilte Verantwortung - kommunale und polizeiliche Herausforderungen“ ist im Nomos Verlag für Polizeiwissenschaft erschienen und auf Internetportalen für 34 Euro zu haben.

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