Trier/Bitburg „Für den ,Batsch' entschuldige ich mich“

Trier/Bitburg · Eine 51-jährige Frau aus Bitburg steht vor dem Landgericht Trier, weil sie Nachbarn attackiert und beleidigt haben soll. Die Angeklagte äußerte sich zu den Vorwürfen.

Bitburgerin wegen Beleidigung und Attacken vor dem Landgericht
Foto: TV/Friedemann Vetter

Drohungen, Beleidigungen sowie körperliche Attacken gegen die Nachbarn werden einer 51-Jährigen aus Bitburg vorgeworfen. Gegen sie hat nun der Prozess vor dem zuständigen Landgericht Trier begonnen, in dem darüber entschieden wird, ob die Angeklagte im Maßregelvollzug untergebracht werden muss. In ihrer Anklageschrift geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Frau zum Zeitpunkt der Straftat nicht schuldfähig war. Staatsanwalt Holger Schmitt trägt vor: Die Angeklagte soll in Bitburg am Abend des 2. Februar 2021 eine Nachbarin bedroht und sie ohne Vorwarnung aus 2,5 Metern Abstand mit einem Holzbrett beworfen haben. Das Brett sei nur knapp am Kopf der Frau vorbeigeflogen.

Am 22. Februar 2021 habe die Beschuldigte eine Nachbarin, die sich auf dem Balkon aufhielt, zunächst als „Schlampe“ beschimpft. Dann habe sie ihr gedroht, sie sei „die Henkerin vom Mars und werde sie kalt machen“. Besorgt um ihre Sicherheit habe die Bedrohte einen Nachbarn zu Hilfe gerufen.

Der Mann sei dann von der Beschuldigten mit Schlägen attackiert worden, die er jedoch noch habe abwehren können. Dabei erlitt er jedoch Kratzer am Unterarm. Als die Beschuldigte ihren Gürtel ausziehen wollte, um mit der Schnalle zuzuschlagen, konnte der Mann das verhindern und sie auf den Boden drücken. Dort wurde sie festgehalten bis die Polizei kam.

Danach hat man sie in die Psychiatrie im Gerolsteiner Krankenhaus gebracht. Staatsanwalt Schmitt geht beim Verlesen der Anklageschrift davon aus, dass sie die Vorfälle im Zustand der Schuldunfähigkeit inszeniert hat.

Die Beschuldigte ist nach Absprache mit ihrer Verteidigerin Martha Schwiering bereit, sich hier vor der Dritten Großen Strafkammer zu den Vorwürfen zu äußern. Doch zunächst schildert sie ihren Werdegang: Grundschule in Irrel, Realschulabschluss, Ausbildung zur Arzthelferin und Anstellungen in dem Beruf.

Dann 1994 der große Bruch. „Da habe ich eine Dummheit begangen und musste in die Psychiatrie“, sagt sie. Es scheinen auch Drogen im Spiel gewesen zu sein, aber Genaueres erfahren die Zuhörer nicht. Drei- bis viermal sei sie danach in der Psychiatrie gewesen.

Die Beschuldigte, die derzeit in der Pfalzklinik Klingenmünster untergebracht ist, sagt: „Man sagt mir, ich hätte paranoide Schizophrenie. Jedenfalls wurde ich 1994 frühverrentet, weil mein Zustand unmöglich war. Seitdem bin ich zu 100 Prozent erwerbsunfähig und erhalte 900 Euro Rente.“

Ob sie verheiratet sei, fragt der Vorsitzende Richter Armin Hardt. Antwort: „Verheiratet nur nach australischem Recht.“ Da muss der Richter nachhaken: „Wie heißt denn der Mann?“ Antwort: „Ach was, ist doch egal.“ Dann schließlich: „Es ist ne Frau, die heißt Simone.“ Ob sie Kinder habe? Antwort: „Zwei Puppenkinder.“

Dann spricht sie über die Tatvorwürfe – oder versucht es jedenfalls. Den Brettwurf und die Attacke gegen den Mann streitet sie ab. Sie habe einmal eine Nachbarin batschen wollen, weil die in ihre Wohnung gekommen sei und ihre goldene Sonne gestohlen habe.

„Ist das was für in die Vitrine?“, fragt der Richter. Die Beklagte: „Nein, für an die Wand. Aber ich musste feststellen, dass die Sonne aus Gips ist. Eine Zacke ist abgebrochen.“

Vorher sei ihr Bruder dagewesen mit einem neuen Tattoo am Arm, was er abstreitet. Außerdem habe sie dann die falsche Nachbarin gebatscht und sich danach der Polizei gestellt. Die Beschuldigte: „Die Nachbarin lügt, aber ich entschuldige mich für den Batsch.“ Und dann zum Richter: „Was soll eigentlich der ganze Aufwand hier für einen Batsch. Habt ihr alle nix zu tun.“

Das mit der „Schlampe“ räumt sie halbwegs ein – „ich wollte nur auf der Straße eine rauchen, da kam die und hat mich wieder wütend gemacht“. Die alle hätten nichts anderes zu tun, als über sie zu reden und sie anzugreifen.

„Dann kam noch Corona, die Leute hatten keine Köpfe mehr und man konnte sie nicht mehr differenzieren. Aber die sind in meine Wohnung gekommen, haben mich geprügelt und die goldene Sonne gestohlen“, sagt sie.

Die Verhandlung wird am Montag, 6. Dezember, 9 Uhr, mit der Vernehmung von Zeugen fortgesetzt.

(f.k.)
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