Muss das sein? Debatte um Frischluft im Ratssaal - Bitburgs Bauausschuss stellt teure Lüftungsanlage in Frage

Bitburg · Gut 100 000 Euro würde die Erneuerung der Lüftungsanlage im Sitzungssaal kosten. Aber ist das überhaupt notwendig? Darüber diskutierte der Bauausschuss – statt den Auftrag zu vergeben.

 Fenster satt: Blick auf den Bitburger Ratssaal.

Fenster satt: Blick auf den Bitburger Ratssaal.

Foto: TV/Dagmar Dettmer

(de) Braucht man das wirklich? Eine neue Lüftungsanlage für den großen Sitzungssaal des Bitburger Rathauses würde 102 000 Euro kosten – und käme die Stadt damit rund 35 000 Euro teurer, als geplant. Und das ist schon das günstigste Angebot, das auf die öffentliche Ausschreibung einging.

Sollte die Anlage dennoch wie vorgesehen erneuert werden, hätte der Bauausschuss der überplanmäßigen Ausgabe zustimmen müssen. Stattdessen aber setzte Jürgen Weiler (CDU) eine Diskussion in Gang, ob das Ganze überhaupt nötig sei. „Wir reden hier über ein paar Stunden im Sommer, wo es mal stickig wird. Die Zahl der Stunden, wo wir eine solche Anlage bräuchten, steht in keinem Verhältnis zu den Kosten“, sagte Weiler und erntete dafür direkt Zuspruch von Marie-Luise Niewodniczanska (FDP).

Dass die Verwaltung überhaupt eine Erneuerung der Lüftungsanlage ausgeschrieben hat, liegt am Zustand der alten. Die 45 Jahre alte Anlage entspreche nicht mehr „den heutigen Anforderungen an Energieeffizienz, Hygiene und Gesundheit“ und sei zudem für den Raum „überdimensioniert“, erklärte die zuständige Verwaltungsfachkraft Ruth Weigel. Eben deshalb käme die Anlage auch selten zum Einsatz. Was auf der anderen Seite auch zeigt: Es geht ohne.

„Aber es gibt schon Situationen“, sagte Bauamtsleiter Berthold Steffes, „wo es hier im Saal sehr stickig ist.“ Schließlich sei die Anlage nicht nur da, um den Raum zu kühlen, sondern eben auch, um Frischluft reinzubringen. Besonders, wenn viele Bürger da seien, sagte Steffes, könne man die Luft schneiden.

Das ist allerdings nur selten der Fall. Für gewöhnlich ist die Zahl der Gäste im Ratssaal eher gering – Weiberdonnerstag mal ausgenommen, aber da muss auch niemand der schunkelnden Narren schwerwiegende Themen wälzen.

Celestino Gombo (SPD) schlug vor, die Anlage einfach komplett abzustellen und auf die Investition zu verzichten. Und auch Agnes Hackenberger (FBL) merkte an, dass der Ausschuss, der inzwischen ja Ausschuss für Bauen, Wirtschaft, Verkehr und Klimaschutz heißt, nicht nur über Klimaschutz reden sollte, sondern an dieser Stelle einen Beitrag leisten könnte: „Dann machen wir halt einfach die Fenster auf.“

Erst ein, zwei Tagesordnungspunkte zuvor hatte der Bauausschuss beschlossen, das Feuerwehrgerätehaus in Mötsch zu sanieren. Das Projekt, das nicht im Haushalt 2020 einkalkuliert ist, kann nur angegangen werden, wenn an anderer Stelle Geld eingespart wird. 170 000 Euro soll die Sanierung der maroden Fassade des Gerätehauses kosten.

Statt wie geplant den Auftrag an die Firma Krämer aus Prüm zu vergeben, die das günstigste Angebot für die Erneuerung der Lüftungsanlage abgegeben hatte, wurde ein Beschluss zurückgestellt. Der Stadtrat soll nun entscheiden. Die Verwaltung prüft bis dahin, ob eine solche Anlage vorgeschrieben ist.

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