Bitburgs Fass ohne Boden - Stadtwerke müssen Geld in marodes Parkhaus stecken

Bitburg · 55.000 Euro müssen in den Annenhof investiert werden. Dabei plant die Stadt doch ein neues Parkhaus. Wann das kommt, ist aber noch offen. Der Annenhof ist ab Freitag gesperrt.

 Ein Kinder seiner Zeit: Das Parkhaus Annenhof wurde Ende der 70er Jahre gebaut.

Ein Kinder seiner Zeit: Das Parkhaus Annenhof wurde Ende der 70er Jahre gebaut.

Foto: Dagmar Schommer

Die Sache mit dem Annenhof macht keinen Spaß. Das Parkhaus ist marode. Der Beton bröckelt, der Stahl rostet. Jahr für Jahr muss die Stadt Geld in das mehr als 35 Jahre alte Gebäude stecken.
Dabei läuft das Geschäft für die Stadtwerke, die insgesamt drei Parkgebäude betreiben, im Annenhof dank der Nähe zu Krankenhaus und Innenstadt noch am besten. Heißt: Der Jahresverlust liegt bei "nur" 75.000 Euro - im Vergleich zu mehr als 100.000 Euro beim Parkhaus Neuerburger Straße und der Tiefgarage am ZOB. Doch das ist für Stadtwerke-Chef Rolf Heckemanns kein Trost: "Wir haben uns längst davon verabschiedet, den Annenhof zu sanieren. Hier geht es nur noch um die Verkehrssicherheit."
Ab diesem Freitag ist der Annenhof bis voraussichtlich zum 19. Mai gesperrt. Die Stahlkonstruktion soll an einigen kritischen Stellen erneuert werden. "Da gibt es Stellen, da ist die Bewährung komplett durchgerostet", sagt Heckemanns. Keine rosige Aussicht. Seit 2016 sind rund 30 Stellplätze gesperrt. "Wenn da einer darauf fahren würde, wüssten wir nicht, was passiert", sagt Heckemanns.
Deshalb wird an diesen Stellen nun neuer Stahl verlegt. Zudem sollen binnen der zwei Wochen weitere tragende Elemente untersucht werden. "Das Problem", erklärt Heckemanns, "ist, dass die Schäden punktuell nach keinem erkennbaren Muster auftreten."
Seit 2013 wird der Annenhof regelmäßig von einem Statiker untersucht. Diesmal kosten die Reparaturen 55.000 Euro. Seit 2001, als die Stadtwerke den Betrieb der Parkgebäude übernommen haben, sind etwa eine halbe Million Euro in Verbesserung, Sanierung und Unterhaltung geflossen.
"Es gibt Konstruktionsfehler", sagt Heckemanns. Haftbar könne man dafür niemanden mehr machen. Die Folgen beschäftigen Stadt und Stadtwerke Jahr für Jahr - und sind teils auch für Laien erkennbar. In den unteren Stockwerken steht das Wasser in Pfützen, auch wenn es mal nicht regnet. Gearbeitet wurde damals, als der Annenhof gebaut wurde, mit großen Betonfertigelementen. Da, wo die aufeinanderstoßen, hat sich auch Wasser seinen Weg gebahnt - und Salz, das mit dem Winter dazu kommt. Das zersetzt den Stahl.
Klar ist inzwischen, dass die Stadt ein neues Parkhaus bauen will. Offen ist, wann und wohin. Mit Blick auf den bröckelnden Beton sagt Heckemanns: "Spätestens 2019 müssen wir uns zwischen Sekt und Selters entscheiden." Längst ziehen sich wieder Wasserbahnen durch Betonteile, die erst vor ein paar Jahren repariert wurden.
Kommentar

Keine Dauerlösung

 Auch hier wurde der Beton repariert. Schlimmer sind die Schäden, die man nicht sieht. Die Stahlträger im Beton rosten.

Auch hier wurde der Beton repariert. Schlimmer sind die Schäden, die man nicht sieht. Die Stahlträger im Beton rosten.

Foto: Dagmar Schommer
 Kaum saniert drücken sich die Wasserschäden schon wieder durch den Beton. Wie hier an einer Stützmauer im Untergeschoss.

Kaum saniert drücken sich die Wasserschäden schon wieder durch den Beton. Wie hier an einer Stützmauer im Untergeschoss.

Foto: Dagmar Schommer
 Bald geht hier nichts mehr: Überall finden sich im Annenhof Beispiele für Flickschusterei.

Bald geht hier nichts mehr: Überall finden sich im Annenhof Beispiele für Flickschusterei.

Foto: Dagmar Schommer

Die ganze Flickschusterei im Annenhof hat schon richtig viel Geld verschlungen. Diesmal sind es wieder 55000 Euro. Viel Geld in einer Stadt, in der man sich aus Kostengründen die Rufbereitschaft der Feuerwehr spart. Davon unabhängig: Im Annenhof hängt man gutes Geld an schlechtes. Eine grundlegende Sanierung kommt zu teuer, dann sollte endlich über den Neubau entschieden werden statt über die Jahre noch mehr Geld in ein Parkhaus zu stecken, das am Ende abgerissen wird.
d.schommer@volksfreund.de

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