Bitburgs Gleise rosten und kosten

Bitburg · Züge rollen so gut wie nie zwischen Bitburg und Erdorf. Aber Kosten verursacht die sechs Kilometer lange Bahnstrecke der Stadt jedes Jahr. 2012 rechnen die Stadtwerke mit einem Verlust von rund 80 000 Euro. Dennoch gibt es im Stadtrat keine Mehrheit dafür, die Strecke aufzugeben.

 Durchbruch im Süden: In Bitburg rollen mehr Autos von der Güterstraße (rechts hinten) über die Bahngleise zum Südring (links), als Züge über die rostenden Schienen fahren. TV-Foto: Dagmar Schommer

Durchbruch im Süden: In Bitburg rollen mehr Autos von der Güterstraße (rechts hinten) über die Bahngleise zum Südring (links), als Züge über die rostenden Schienen fahren. TV-Foto: Dagmar Schommer

Bitburg. "Nein, Spaß macht das nicht", sagt Rolf Heckemanns, Leiter der Stadtwerke Bitburg, die im Verkehrsbetrieb auch die sechs Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Bitburg und Erdorf bewirtschaften. Es ist ein Geschäft, das Jahr für Jahr immer nur Verluste macht. 2002 hat die Stadt die Trasse erworben (siehe Extra), und seither zahlt sie drauf. "Inzwischen summieren sich die Verluste, die die Stadt ausgleichen muss, auf rund 700 000 Euro", sagt Hubert Lehnen, stellvertretender Werksleiter. Für dieses Jahr ist ein Minus von rund 80 000 Euro einkalkuliert. Heckemanns bringt das Dilemma mit den Gleisen wie folgt auf den Punkt: "Kaum Einnahmen, nur Kosten."
Großer Sanierungsstau


Gerade mal drei bis vier Schienenbusse rollen im Jahr über die Strecke. Dafür kassieren die Werke Trassengebühren von rund 2500 Euro. "Aber dafür müssen wir uns dann die Fachkompetenz für die Bahnbetriebsführung einkaufen", erklärt Lehnen. Und das kostet rund 4500 Euro im Jahr. Hinzu kommen Kosten für Personal, Verwaltung, Versicherungen, Zinsen und Tilgung sowie Instandhaltungsarbeiten. "An Reparaturen machen wir schon nur das, was unbedingt notwendig ist. Wie etwa die Vegetation zurückschneiden oder Bäume und Äste von den Gleisen räumen", sagt Heckemanns.
Die größten Reparaturen in den vergangenen Jahren waren die Ausbesserung einer Brücke, die Sanierung einer Stützmauer und der Austausch von ein paar Hundert schadhaften Gleis dübeln, die die Schienen auf den Schwellen halten, für zusammen 43 000 Euro. "Das war nötig, um die Verkehrssicherheit zu erhalten", sagt Hecke manns. Damit halten die Werke die Strecke gerade mal so noch funktionstüchtig. Den Sanierungsstau beziffert der Werkleiter auf 1,5 Millionen Euro - vor allem wegen der in die Jahre gekommenen Kyllbrücke bei Erdorf und einer weiteren Brücke auf Höhe des Stadtteils Irsch. Langfristig gibt es für die Stadt nur eine Möglichkeit, sich diese Investitionen weiter zu sparen: "Man könnte die Strecke komplett stilllegen", sagt Hecke manns. Doch dafür zeichnet sich im Stadtrat keine Mehrheit ab.
"Über die Bahnstrecke kann erst dann diskutiert werden, wenn feststeht, ob eine fliegerische Nutzung des Flugplatzes durch den Investor Erfolg hat, da diese Strecke nach den bekannten Plänen benötigt würde. Es würde sich dann die Frage stellen, ob die Strecke in öffentlicher Unterhaltung bleibt oder privat betrieben wird", sagt Bürgermeister Joachim Kandels. Ähnlich sehen das CDU, FBL und FDP, für die Hans Jürgen Götte zudem anmerkt: "Vor dem Hintergrund steigender Benzinkosten könnte sich zukünftig auch Güter- und Personenverkehr über die Schiene wieder rechnen." Deshalb findet auch Stephan Garçon (SPD): "Die Trasse muss auf jeden Fall in öffentlichen Besitz bleiben, um bei einer Änderung der Verkehrspolitik schnell reagieren zu können." Er fordert ähnlich wie Rudolf Rinnen (Liste Streit), dass sich die Stadt für eine stärkere Nutzung der Trasse einsetzt, um das Minus in Grenzen zu halten.
Das halten die Grünen für unrealistisch. "Unserer Ansicht nach ist eine Reaktivierung der Strecke nicht sinnvoll, da wir uns nicht vorstellen können, dass sie ausreichend genutzt würde", sagt Johannes Roß-Klein (Grüne), der stattdessen eine Umnutzung als Radweg vorschlägt, was für Bitburg der Lückenschluss zum Kylltalradweg wäre.Extra

Vorgeschichte: 2002 hat die Stadt Bitburg die rund sechs Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Erdorf und Bitburg gekauft, nachdem die Bahn ihren Güterverkehr nach Bitburg eingestellt hat. Damals transportierte die Brauerei noch Güter über die Schiene zur Braustätte Süd. Hauptgrund für den Kauf aber war, dass die Stadt die Verkehrsströme in Bitburgs Süden neu ordnen wollte: Der Durchbruch von der Saarstraße über die Güterstraße und dann über die Schienen zum Südring sollte ohne teure Schrankenanlage umgesetzt werden. Stattdessen muss die Stadt nun sicherstellen, dass der Bahnübergang bewacht wird, sollte ein Zug dort verkehren. Bei dem Erwerb der Bahnstrecke wurde die Stadt 2002 mit knapp 400 000 Euro vom RWE unterstützt, das dafür im Gegenzug die Garantie bekam, 30 Jahre lang Transformatoren für das Umspannwerk Niederstedem über die Schienen transportieren zu können. Weitere knapp 400 000 Euro kamen als Zuschuss vom Land. Die Stadt selbst hat gut 200 000 Euro gezahlt. scho

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