Bitburgs unterschiedliche Zeitzonen

Bitburg · Wer in Bitburg unterwegs ist und sich beim Einhalten von Terminen auf öffentliche Uhren verlässt, hat unter Umständen verloren. Denn einige Zeitmesser führen ein sonderbares Eigenleben. Sofern sie überhaupt noch leben.

Bitburg. Das Problem der nervigen Umstellung von Sommer- auf Winterzeit wurde am Zentralen Omnisbusbahnhof (Zob) elegant gelöst. Möchte man zunächst meinen. Dort nämlich, am Rand des Busbahnhofs, steht ein Mast, an dessen Ende eine betagte Uhr die Stunden zählt. Genaugenommen sind es zwei Uhren, die sich ein Gehäuse teilen: Ein Ziffernblatt zeigt nach Süden und das andere nach Norden. Und während auf der Sonnenseite (mittlerweile) die Sommerzeit anzeigt wird, steht der kleine Zeiger des nördlichen, zum Zob gerichteten Zeitmessers zwischen den Ziffern. Das heißt: Wenn es zwei Uhr ist, dann hängt der große Zeiger auf der Zwölf und der kleine ziemlich genau zwischen der Eins und der Zwei. Die Anzeige hängt also zwischen zwei Zeitzonen, dabei allerdings nicht etwa zwischen Sommer- und Winterzeit, sondern eine Stunde weiter.
Doch genug zum Zob. Schließlich gibt es ja auch noch andere Uhren. Wie beispielsweise die beiden des rund 150 Meter entfernten Glockenturms, auf dessen betörendes Glockenspiel an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll. Dort ist es 20 vor neun. Dort war es bereits gestern 20 vor neun, und vorgestern auch. Dort ist es immer 20 vor neun. Allerdings nur auf der Nordseite. Die Uhr auf der anderen Seite funktioniert nämlich, zeigt allerdings eine Uhrzeit an, die bereits seit zwei Stunden und 18 Minuten Vergangenheit ist. Das aber immerhin konsequent.
Der Glockenturm eignet sich ohne Vorkenntnisse als zeitliche Orientierungshilfe also nur bedingt, deshalb auf zur nächsten Uhr. Und davon gibt es gleich drei, die nur wenige Meter entfernt hängen. Es sind die nach Norden, Süden und Westen ausgerichteten Uhren des Liebfrauen-Kirchturms. Die laufen so, als hätte man sich beim Einstellen derselbigen etwas gedacht: nämlich nahezu synchron und richtig. Vermutlich liegt das an der unmittelbaren Nachbarschaft zum Rathaus. Dort arbeiten schließlich Beamte, denen man einen äußert gewissenhaften Umgang mit der Ressource Zeit nachsagt. Und wahrscheinlich ist auch das der Grund, warum die Uhr der Post richtig geht.
Sie befindet sich auf der Rückseite des Gebäudes. Und wer dieser Uhr dennoch nicht traut, kann zusätzlich mit einer leichten Kopfdrehung den Zeitvorschlag der Pfarrei St. Peter annehmen. Der dortige Kirchturm hat insgesamt sogar vier Uhren. Für jede Himmelsrichtung eine. Drei davon verfolgen als gemeinsames Ziel die korrekte Uhrzeit und sind dabei bis auf ein paar Minuten Differenz auf einem guten Weg.
Die vierte Uhr jedoch hinkt eine halbe Stunde hinterher. Und mit jeder weiteren Minute wird der Abstand größer. Noch bewegen sich die Zeiger. Doch es scheint, als sei auch dieses Uhrwerk kurz davor, den Zeitgeist auszuhauchen.

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