Blasebalg und kirschrotes Metall

MEERFELD. Vor 13 Jahren hat Robert Junk sein Hobby gefunden. In einem alten Pumpwerk bei Meerfeld hat er sich eine Schmiede eingerichtet. Auch Besuchern erklärt er gerne das Schmiedehandwerk.

Wie ein altes Eifler Bauernhaus wirkt es - nur kleiner. Weiß getüncht ist es. Die hölzernen Fensterläden sind hellgrau bemalt. Irgendwo zwischen Meerfeld und Bettenfeld, idyllisch gelegen, steht das alte Pumpwerk. Von Robert Junk wurde es umfunktioniert. Es sei zum Lieblingsplatz der beiden geworden, erklärt Ehefrau Renate Junk: Die Rede ist von ihrer Schmiede. Bereits der Vater von Robert Junk war leidenschaftlicher Hobby-Schmied. Vor 13 Jahren schenkte Renate Junk ihrem Mann zum 50. Geburtstag eine Esse, einen Amboss sowie Rund- und Flacheisen. Eben alles, was so zum Schmieden gebraucht wird. Des öfteren hatte ihn nämlich seine Ehefrau beobachtet, wie er auf Ausstellungen und Messen besonders von der Schmiedekunst nicht loszueisen war. Zwei Jahre später schenkte sie ihrem Mann außerdem den Pachtvertrag für das kleine Pumpwerk - die heutige Schmiedewerkstatt von Robert Junk. Aus deren Innern schlägt dem Besucher wohlige Wärme entgegen. Ein Holzofen sorgt für die angenehme Temperatur. "Besonders im Winter ein guter Ort zum Verweilen", sagt Junk. Überall hängen an Wänden fremdartige Geräte, stehen in den Ecken Stahl, Blech und natürlich immer wieder Junks Kunstwerke: Kerzenständer, Fische, Kraniche und Agaven, um nur einige seiner kreativen Kunstgegenstände zu nennen. Ein wahres Paradies deshalb auch für seine Enkel, die im roten Overall und einer Lederschürze - ganz wie der Opa - ihre eigenen kleinen Gegenstände schmieden. Ganz hinten in der Ecke hängt ein riesiger Blasebalg von der Decke herab. Gleich daneben am Boden steht die Esse, die Feuerstelle. Der Hobbyschmied ist bereits am Ofen und bringt mit einer Zange etwas von der Glut zur Esse. Es dauert nicht lange, dann raucht es auf wie beim sommerlichen Grillfeuer. Aber nicht lange. Über der Esse befindet sich nämlich ein Rauchfang. Dieser zieht die schwarzen Partikel und Funken nach oben ab. Trotzdem riecht es nach Ruß und Schmiedekohle. Aber nicht stechend, vielmehr gibt es dem Raum ein gemütliches Flair. Junk schüttet Schmiedekohle obenauf. Diese sei ölhaltiger als herkömmliche Kohle und brenne deshalb schneller, sagt er. Junks Esse kann mit einem Motor Sauerstoff zugeführt werden, aber auch ganz profan über ein Fußpedal. Das unsichtbare Gas führt zu einer heftig lodernden Flamme. Es ist Zeit das Metall ins Feuer zu halten, um es danach flink mit einem Hammer auf dem Amboss zu bearbeiten. Klang, kling, klang hallt es durch den Raum. Sprechen oder zuhören ist nahezu unmöglich. Dabei ist der Klang des Ambosses das A und O. Die wahre Freude eines Schmieds, das sein Herz sozusagen im Takt mitschlagen lässt. "Ein guter Amboss muss klingen", sagt Junk. Am Klang erkennt man die Qualität des Amboss

Am Klang erkenne er die Qualität eines Ambosses, erzählt er. Seine Frau hat nach dem vier Zentner schweren Amboss wochenlang gesucht. Schon dachte sie den Richtigen gefunden zu haben, als ihr Schwager von ihrer Wahl abriet. Er sagte: "Renate den nimmst du nicht, der klingt nicht, daran hat Robert keine Freude", erzählt die Ehefrau. Robert Junk erkennt genau, wann es Zeit ist, das Metall zu bearbeiten: "Kirschrot muss es sein." Die ideale Schmiedetemperatur liege bei 1000 Grad Celsius. Bereits 1400 Grad Celsius bringen das Metall zum schmelzen. Um dem Gegenstand ein rustikales, antikes Aussehen zu verleihen, bearbeitet Junk ihn noch mit einer Messingbürste. Einmal, erzählt Renate Junk, seien Japaner zu Besuch gewesen. Etwas angeheitert vom Glühwein des Weihnachtsmarkts, wollten sie Messer schmieden. "Das war eine Heiterkeit ohne Ende", sagt Renate Junk schmunzelnd. Danach durften die Gäste in Junks "Ferienhotel und Café am Maar" ihre selbst geschmiedeten Messer am Schinken testen. Im Winter hält das Ehepaar Junk ein besonderen Höhepunkt für die Besucher bereit: Dann marschieren die beiden mit ihren Gästen in einem Fackelzug zur Schmiede.

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