Blaues Reflektor-Licht soll Leben von Mensch und Wild schützen

Bitburg · Allein auf dem kurzen Abschnitt der B 50 zwischen Bitburg und Oberweis registriert die Polizei im Schnitt 30 Wildunfälle im Jahr. Insgesamt kommt es im Eifelkreis im Schnitt zu drei Wildunfällen pro Tag. Das wollen Kreis und Kreisjagdverband ändern. Am Bedhard wurden die ersten Wildwarnreflektoren montiert.

"Wenn ein Wildschwein bei Tempo 60 getroffen wird, dann hat es die Wucht eines Nashorns", sagt Inge Kockelmann. Als Kreisvorsitzende des Landesjagdverbands weiß sie, dass ein Großteil der Wildtiere im Eifelkreis nicht etwa durch Jäger, sondern durch Autofahrer zur Strecke gebracht wird.Hasen und Füchse nicht gezählt


Das belegt auch die Polizeistatistik, auf die Kockelmann verweist. Demnach sind im Eifelkreis allein im vergangenen Jahr 1356
Wildunfälle erfasst worden (siehe Extra).

as heißt: Rein rechnerisch kommt es im Eifelkreis jeden Tag zu drei bis vier Wildunfällen. Und in dieser Zahl seien bei weitem nicht alle Fälle enthalten, betont Kurt Alexander Michael, Präsident des Landesjagdverbands. Denn in der Regel würden Unfälle nur dann polizeilich gemeldet, wenn dadurch ein sichtbarer Versicherungsschaden am Auto entstehe. Die vielen kleineren Tiere wie Füchse, Dachse oder Hasen, die angefahren worden sind, tauchen deshalb in der Statistik gar nicht auf.

Die meisten Unfälle passieren in der dunklen Tageshälfte. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch hilfreich bei der Bekämpfung des Problems. "Diese schönen Dinger wirken nämlich nur von der Abenddämmerung bis zur Morgendämmerung", sagt Michael und hält dabei ein Stück schwarzes Plastik mit blauer Reflektorfolie in der Hand, das wenig später an einem Straßenleitpfosten entlang der B 50 im Bedhard, zwischen Bitburg und Oberweis, montiert wird. Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) haben sich allein auf diesem sieben Kilometer langen Straßenabschnitt in den vergangenen drei Jahren 86 Wildunfälle ereignet.

Das schwarz-blaue Teil ist halb so groß wie eine Wildsalami, aber deutlich leichter. Der Hersteller dieser Wildwarnreflektoren macht sich das Sehvermögen der Wildtiere zu Nutze. Die Tiere sehen zwar in der Dunkelheit bis zu 100 Mal besser als Menschen, haben aber ein Problem mit der Farbwahrnehmung. Während sie Rot und Grün nur schwer von der Umgebung unterscheiden können, wirkt Blau auf sie wie eine Signalfarbe. Und genau dort setzen die Reflektoren an.

Auf der Rückseite von Leitpfosten montiert, sorgen sie dafür, dass das Scheinwerferlicht aufgrund der gewölbten blauen Folie als blaues Licht in den Wald reflektiert wird. Fährt also ein Fahrzeug an mehreren dieser Wildwarnreflektoren vorbei, so wird dadurch eine Art blauer Lichtblitz erzeugt, der die Tiere verscheucht. In Süddeutschland, wo diese Reflektoren bereits im Einsatz sind, wurde mit Hilfe dieses recht einfachen Mittels die Zahl der Wildunfälle um mehr als 70 Prozent reduziert.5000 Stück liegen bereit


Auch im Eifelkreis sollen diese Reflektoren nun großflächig zum Einsatz kommen. So hat der Kreisjagdverband mit finanzieller Unterstützung des Eifelkreises 5000 Exemplare gekauft, die nun an die Jagdpächter weiterverkauft werden. Damit die Jäger die Reflektoren an den Leitpfosten montieren können, muss dies zunächst beim LBM Gerolstein beantragt werden. Und das Interesse daran ist offenbar groß. LBM-Chef Harald Enders sagt: "Bei uns sind bereits 50 Anträge eingereicht und genehmigt worden."Extra

Die Unfallzahlen: Nach Auskunft des Landesjagdverbands Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr deutschlandweit 20 Menschen und 250 000 Wildtiere (Rehe, Wildschweine und Hirsche) durch Unfälle getötet. Insgesamt sei dabei ein Sachschaden von 600 Millionen Euro entstanden. In Rheinland-Pfalz kam es im vergangenen Jahr laut Jagdverband zu 20 000 Wildunfällen, bei denen 224 Verkehrsteilnehmer verletzt und ein Mensch getötet wurden. Im Gebiet der Polizeiinspektion Bitburg, das den Altkreis Bitburg umfasst, gab es im vergangenen Jahr 789 Wildunfälle. Im Altkreis Prüm waren 567. uheExtra

Ein Wildwarnreflektor kostet nach Angaben des Kreisjagdverbands 5,60 Euro. Aufgrund der Sammelbestellung (5000 Stück) und der Zuschüsse von Kreisjagdverband und der Eifelkreis, die je einen Euro pro Stück beisteuern, bleiben noch 2,70 Euro pro Reflektor für die Jagdpächter. uhe

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