Blei, Bergbau, Brauhaus – Bleialf

BLEIALF. (js) In der Schneifel herrschen vielfach botanische, ortsspezifische und landschaftliche geprägte Straßennamen vor. Im Bleialf kommen Namen hinzu, die durch die industrielle Vergangenheit geprägt sind.

Bleialf und der Bleibergbau - das ist untrennbar miteinander verbunden. Im Erscheinungsbild des Dorfes ist der Bergbau noch lebendig. Seit 145 Jahren gibt es den örtlichen Bergmannsverein St. Barbara, am Ortseingang aus Richtung Brandscheid grüßt der Eingangsschacht die Besucher des Ortes und im Vereinslokal "Altes Backhaus" trifft man auf viele museale Stücke. Die Bergmannsfahne und die Statue der hl. Baraba sind sichtbare Zeichen und stolze Relikte aus dem einst glorreichen Bleilfer Wirtschaftsleben. Die Bleierzförderung in der Schneifel wird schon im 11. Jahrhundert erwähnt. Der Bleilfer Bergbau stand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts so hoch in Blüte, dass der Trierer Erzbischof Jacob III., Administrator der Abtei Prüm, im Jahre 1581 Hans Nickel zum "General-Bergmeister zu Alf und der Abtei Prüm" ernannte. Im Jahre 1856 erfolgte die Übernahme der Grube "Bleialfer Neue Hoffnung" durch die Berliner Disconto-Gesellschaft, die für eine maschinelle Aufrüstung der Anlagen sorgte. Zeitweise waren bis zu 1000 Arbeiter in den Erzgruben beschäftigt. 1908 übernahm die neu gebildete Gewerkschaft Bleialf mit Sitz in Mechernich die Bergwerke, einschließlich des Grubenfeldes "Gute Hoffnung" in Herscheid. 1937 erfolgte die Übernahme des Grubenbesitzes durch die Gewerkschaft Mechernicher Werke. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten eingestellt, 1952 wieder aufgenommen. Am 11. Oktober 1954 kam der Bleialfer Bergbau endgültig zum Erliegen - wegen mangelnder Rentabilität. Seit 1987 ist der Mühlenberger Stollen des Bleibergwerks "Grube Neue Hoffnung" für die Öffentlichkeit zugänglich. Drei Männer leben bis heute, die aktiv im Bergbau gearbeitet haben: Lambert Lenz, Paul Jansen und Rudi Hack. Sie waren allesamt bis 1950 im Bergbau-Einsatz. Auch die Ortsgemeinde ist stolz auf ihre Vergangenheit und verweist gerne auf die Bergmannstradition. Straßennamen nehmen Bezug auf die Vergangenheit. "Bergwerkstraße" und "Richelberg" weisen auf die "Bleizeit" hin und informieren die vielen Schneifeltouristen über die glorreiche Geschichte. Unmittelbar verbunden mit dem Bergbau ist auch die Geschichte der Eisenbahn - folgerichtig gibt es in Bleialf eine "Bahnhofsstraße". Die Straßenbezeichnung "Am Brauhäuschen" ist etwas irreführend. "Eigentlich gab es hier eine Schnapsbrennerei", weiß Rudi Hack zu berichten. "Ein Brauhaus gab es dagegen in der Bahnhofsstraße", erzählt Hack, der bis heute im Bergbauverein aktiv ist. Einmal Bergmann, immer Bergmann.

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