Blindes Vertrauen macht dumm

Flugzeuge werden per Autopilot vergleichsweise sicher rund um den Globus geleitet. Das ist eine prima Sache und funktioniert auch sehr gut. Wenn es aber irgendwie schwierig, außergewöhnlich oder brenzlig wird, dann müssen die Piloten eingreifen und auf ihre Erfahrungen, ihren gesunden Menschenverstand und vor allem ihre Augen vertrauen.

Navigationssysteme in Autos sind keine Autopiloten, sondern geben nur Hinweise, welchen Weg ein Autofahrer einschlagen könnte, um an sein Ziel zu kommen. Da es immer wieder Sperrungen, Baustellen oder auch - trotz Sparmaßnahmen - neue Straßen gibt, kennen viele Navis oft schon kurze Zeit nach ihrer Inbetriebnahme nicht mehr überall den richtigen Weg. Die meisten dieser Geräte werden von ihren Nutzern auch nur selten aktualisiert, so dass sie sich mit zunehmendem Alter immer weniger auskennen.

Das weiß jeder. Und dennoch gibt es Autofahrer, die sich ganz unabhängig davon, wie die Straße aussieht, auf der sie fahren, und was die Beschilderung sagt, stärker auf ihren elektronischen Wegweiser verlassen als auf ihre Augen und ihren gesunden Menschenverstand.

Da keine Menschen zu Schaden kamen, mag man es auf den ersten Blick noch ganz lustig finden, dass dutzende Verkehrsteilnehmer auf dem vor einer Woche in Betrieb genommenen B-50-Kreisel bei Wittlich kurzfristig zu Geisterfahrern werden oder dass wieder einmal ein Lastwagen an der bereits vor zwei Jahren umgebauten Überleitung von der B.410 auf die B.51 umkippt - diesmal mit Marmelade an Bord. In Wirklichkeit sind die beiden Beispiele allerdings erschreckend, denn sie sind zum Großteil auf vernunftfreies, blindes Vertrauen auf offensichtlich unsinnige Anweisungen von Navigationsgeräten zurückzuführen.

Gegen diese Art von Dummheit helfen auch noch so viele Schilder nichts.

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