Bollendorf-Brücke wehrt sich gegen Asylanten

Das Hotel André im luxemburgischen Bollendorf-Brücke ist zur Unterkunft für Asylbewerber geworden. Anfangs war von 60 Menschen die Rede, nun sind nur 20 eingezogen. Dennoch sorgt man sich auf deutscher und luxemburgischer Seite um die negativen Folgen für den Tourismus.

Bollendorf/Bollendorf-Brücke. Bollendorf-Brücke ist nicht gerade ein Ort, der für ständige Bürgerproteste oder brisante Ereignisse bekannt ist. Doch derzeit brodelt es in dem kleinen Grenzdorf am luxemburgischen Sauerufer gewaltig. Die Einwohner wollen nicht, dass Asylbewerber im Hotel André einquartiert werden.

Vier-Sterne-Hotel wird Asylheim



Das Vier-Sterne-Haus hatte seinen Betrieb am vergangenen Donnerstag eingestellt und sollte freitags zur Übergangsunterkunft für 60 Menschen werden, die überwiegend aus Serbien und Mazedonien stammen.

Der Hotelbesitzer und die zuständige Behörde haben einen Vertrag mit zwei Jahren Laufzeit geschlossen. Als man vor wenigen Tagen in Bollendorf-Brücke davon erfuhr, formierte sich Widerstand. Es gründete sich eine Bürgerinitiative gegen das Vorhaben und auch der Bürgermeister der Gemeinde protestierte gegen die Pläne der Regierung. Dabei spielen laut Christiane Martin, der Direktorin des zuständigen Amts für die Aufnahme und Integration von Asylbewerbern, auch Vorurteile eine Rolle. An den Neuankömmlingen hafteten Klischees, "die der einheimischen Bevölkerung Angst zum Beispiel vor Einbrüchen machen", wird sie in der luxemburgischen Zeitung Tageblatt zitiert.

Mit diesen Ängsten sieht sich Ernest Walerius konfrontiert. Er ist Bürgermeister der Gemeinde Berdorf, zu der auch Bollendorf-Brücke, Grundhof, Kalkesbach und Weilerbach gehören. Walerius sorgt sich zudem um die Zukunft des Tourismus in der Kleinen Luxemburger Schweiz. Der habe zwar seine Probleme. "Aber es kann nicht sein, dass Hotels zu Asylheimen umfunktioniert werden", findet Walerius. Damit werde zusätzlich auf dem Tourismus herumgetrampelt.

Die Hotelbetreiber hätten dem Ministerium die Räume angeboten, weil das Hotel offenbar nicht mehr gut lief, entgegnet Familienministerin Marie-Josée Jacobs. "Man kann auch die Hotels leer stehen lassen und schauen, ob das besser wirkt", sagt die Ministerin auf TV-Anfrage.

Unterdessen wehrt sich Bürgermeister Walerius ganz entschieden gegen einen Vorwurf: "Man kann uns keine Fremdenfeindlichkeit unterstellen, wenn wir in einer Gemeinde von 1400 Einwohnern 300 Asylanten haben", findet Walerius. Denn im ehemaligen Institut Heliar in Weilerbach leben seit rund zehn Jahren Asylbewerber. Das Gebäude befindet sich abseits der Straße auf einem Hügel und wird von einem Sicherheitsdienst überwacht. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Schule für die Kinder und eine Großküche, in der für die Asylbewerber gekocht wird.

Auf deutscher Seite stößt das Verhalten der Berdorfer auf Verständnis. "Das Ortsbild wird ja doch nachhaltig von so einer Gruppe geprägt", sagt etwa Bollendorfs Bürgermeister Hermann Schmitz. Man kenne das aus Weilerbach. Dort stünden die Asylanten dann beispielsweise am Straßenrand, was von manchen Menschen als störend empfunden werde. "Das sind einfach Dinge, die in einen touristisch geprägten Ort nicht passen", findet Schmitz. Bollendorf wäre nach seiner Ansicht von dem Asylheim besonders betroffen, weil sich vieles in der Sauer-Gemeinde abspielen wird. Man sei schneller über die Brücke nach Bollendorf gegangen, als mit dem Bus nach Weilerbach oder Echternach gefahren. "Egal was die Leute machen, sie werden es in Bollendorf machen", glaubt er.

Auch Kurt Allar, Vorsitzender des Bollendorfer Verkehrsvereins, zeigt sich besorgt: "Diese Aktion ist kontraproduktiv für den Tourismus; ich sehe das mit sehr gemischten Gefühlen." Er habe Verständnis dafür, dass den Leuten geholfen werde. Aber ein Asylheim im Hotel André sei wie auf dem Präsentierteller.

Das Ministerium in Luxemburg lenkte angesichts der massiven Proteste ein: Statt der 60 Neuankömmlinge sind nun rund 20 Bewohner aus Weilerbach nach Bollendorf-Brücke umgezogen. Die frei gewordenen Plätze in Weilerbach werden nicht neu besetzt. Laut Familienministerin sollen in Weilerbach und Bollendorf-Brücke insgesamt nicht mehr als 300 Flüchtlinge wohnen.

An der grundsätzlichen Situation ändert sich dadurch wenig: Das ehemalige Hotel André wird zum Asylheim umfunktioniert. "Das ist für mich momentan als Notlösung okay, aber wir wollen versuchen, es wieder zu ändern", sagt der Bürgermeister.

EXTRA: AKTIONEN GEGEN ASYLHEIM



Schon vergangenes Wochenende demonstrierten etwa 100 Menschen in Bollendorf-Brücke gegen das Asylheim im Grenzort. Auch Einwohner aus Bollendorf beteiligten sich laut Bollendorfs Bürgermeister Hermann Schmitz an der Aktion. Derzeit sammelt die Bürgerinitiative auf luxemburgischer Seite Unterschriften gegen das Vorhaben. Auch Berdorfs Bürgermeister Ernest Walerius bemüht sich darum, die Umfunktionierung des Hotels André zu verhindern. Er hat einen Brief an die zuständige Familienministerin geschrieben und will außerdem prüfen, inwiefern es auf Umwegen Möglichkeiten gibt, das Heim zu verhindern. Dabei will er etwa kontrollieren lassen, ob alle Sicherheits- und Hygienevorschriften erfüllt werden. Außerdem verweist Walerius auf eine Gemeinderegelung von 1998, die es untersagt, einen Wohnsitz auf einem Campingplatz oder in einem Hotel anzumelden. jk

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