Unendliche Geschichte um Eifeler Tunnel Deutsche Bahn ersetzt nach zehn Jahren Planung Holzzaun mit Stahlgittern

Auw an der Kyll · Neun Jahre hat es gedauert und etliche Mitarbeiter beschäftigt: Nun ist es der Bahn wieder brandeilig mit dem Austausch der Trennwand im Kyller Tunnel. Happy End für eine unendliche Geschichte?

 Die Holzwand kommt weg, ein Stahlzaun kommt hin.

Die Holzwand kommt weg, ein Stahlzaun kommt hin.

Foto: TV/Christian Altmayer

Das Echo einer Baumaschine hallt durch den Kyller Tunnel. An der Wand lehnen einige Stücke Gitterzaun, Sie sollen in den nächsten Tagen in der Unterführung festgeschraubt werden. Genau dort, wo jetzt noch eine Holzabsperrung steht, die angeblich brandgefährlich ist. Seit etwa 14 Tagen sind vier Männer in orangen Overalls damit beschäftigt, diesen Zaun ab- und einen neuen aufzubauen. Doch die skurrile Geschichte rund um die Trennwand im Kyller Tunnel läuft schon etwas länger. Als die vier Bahnmitarbeiter erfahren, wie lange, wollen sie auch nicht mehr aufs Foto. Es ist ihnen etwas peinlich.

Fast ein Jahrzehnt hat der bizarre Fall das Bauamt der Verbandsgemeinde Speicher und verschiedene Stellen der Bahn beschäftigt. Neun Jahre, in denen sich Aktenordner mit Berechnungen und Entwürfen füllten, die niemals zum Tragen kommen sollten. Doch von Anfang an:

Die unrühmliche Posse beginnt im Jahr 2010. Bei der Untersuchung des Kyller Tunnels machen Gutachter des Eisenbahnbundesamtes damals eine für sie offenbar schockierende Entdeckung: Die Bohlenwand, die den Kylltalradweg von den Gleisen trennt, entspricht nicht den Brandschutzauflagen.

Amt und Bahn schlagen Alarm: Die Bahnstrecke müsse gesperrt werden, bis die Zäune ersetzt sind, fordern Fachleute. Aus Sicherheitsgründen. Schließlich könne es passieren, dass ein brennender Zug genau im Tunnel zum Stehen kommt und die Wand Feuer fängt. Dazu kommt es freilich nie. Und erst mal legt sich die Aufregung wieder. Die Strecke zwischen Auw und Daufenbach bleibt offen, die Trennwände unangetastet.

Das bürokratische Verfahren aber läuft weiter. Gut neun Jahre lang flattern Briefe zwischen dem Eisenbahnbundesamt, der Deutschen Bahn und der Verbandsgemeinde Speicher hin und her. Immer neue Pläne legen die Ingenieure vor, immer neue explodierende Kostenschätzungen.

Bis die VG-Verwaltung bei der Summe von 172 000 Euro für einen gerade einmal 1,8 Meter langen Zaun endgültig die Reißleine zieht. „Das ist mit uns nicht zu machen“, sagt der damalige Speicherer Bauamtsleiter Edmund Weimann im Sommer 2019 (der TV berichtete).

Inzwischen muss sich Weimann damit nicht mehr herumschlagen. Er ist seit Ende 2019 im Ruhestand, das Verfahren hat seine Amtszeit überdauert. Und das nur ganz knapp, bevor es zwischen Bahn und Verbandsgemeinde tatsächlich zu einer Einigung kommen sollte.

Und die Lösung des Problems, über das sich Fachleute jahrelang offenbar den Kopf zerbrachen, ist sogar schnell und günstig zu haben. Ein Umstand, der Weimanns Nachfolgerin Annette Becker, nach Jahren frustrierender Schriftwechsel ein Lächeln ins Gesicht zaubert: „Wir können mit der vorgeschlagenen Variante sehr gut leben.“

Ein einfaches Stahlgitter wird den Holzzaun ersetzen. Hier und da eine Fluchttür – fertig. Nicht, wie ursprünglich angedacht, eine teure Abtrennung aus gemauerten Schalungssteinen.  Die Bauarbeiten sollen diese Woche abgeschlossen werden, sagen die Arbeiter. Kostenpunkt laut Bahn: rund 70 000 Euro, von denen das Unternehmen ein Drittel übernimmt und die VG nur einen kleinen Anteil.

Warum das so lange gedauert hat – darüber hören wir von der Bahn nichts, auch nicht, warum die Kosten derart aus dem Ruder liefen. Der TV erfährt aber zumindest, was der Stein des Anstoßes war, die Sache nun endlich anzugehen. Nämlich: „Gespräche mit dem Eisenbahnbundesamt im vergangenen Jahr“, angeregt von Presseanfragen unserer Zeitung.

 Tunnelblick: Am Eingang der Unterführung beginnt der neue Gitterzaun. Vor einigen Monaten stand dort noch ein Holzzaun.

Tunnelblick: Am Eingang der Unterführung beginnt der neue Gitterzaun. Vor einigen Monaten stand dort noch ein Holzzaun.

Foto: TV/Christian Altmayer

Ende gut, alles gut, könnte man meinen. Doch es gibt noch einen Epilog zu dieser Geschichte. Und der spielt im Bitburger Land. Aus Sicht der Gutachter ist nämlich auch die Trennwand im Dechentunnel bei Kyllburg ein potentieller Brandherd. Der Termin für die dortigen Bauarbeiten steht laut Bahn aber noch nicht fest: „Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir die Maßnahme in diesem Jahr durchführen können.“ Mal abwarten.

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