Braune Brühe stößt bitter auf

BIERSDORF. Schätzungsweise 60 000 Kubikmeter Schlamm ruhen derzeit auf dem Grund des Biersdorfer Stausees. Der Schlamm soll raus - darin sind sich alle einig. Umstritten ist die Methode, die dafür in der Vergangenheit angewendet wurde.

Er habe damals in der Zentrale des Dorint-Unternehmens gearbeitet und dort habe man das auch mitbekommen, "das mit Biersdorf", erinnert sich Ernst Miebach, Direktor des Dorint-Hotels am Biersdorfer Stausee. Zur Entschlammung wurde das Wasser abgelassen, und dann: alles leer. Der See als Ruhepol der Erholung, in dessen Mitte schwere Bagger im Schlamm buddeln - eine Erinnerung, die kein Hotelier in Biersdorf gerne wieder auffrischen möchte.Doch die nächste Entschlammung steht an, voraussichtlich ab kommenden Herbst. "Ich sehe ein, dass es gemacht werden muss", sagt der Hotel-Chef, doch sollte das Seewasser dafür erneut abgelassen werden, "dann hätte das für uns personelle Konsequenzen". Die letzten Herbstferien seien in Belgien erst Mitte November zu Ende, erklärt er, und bis dahin habe das Dorint "100-prozentige Belegung". Da der Hoteldirektor seine Gäste in diesem Herbst nicht mit freiem Blick auf 35 Hektar Seegrund überraschen möchte, wird es für ihn eng."Wir müssen nach europäischem Reiserecht so etwas frühzeitig angeben", sagt Miebach, der derzeit mit Veranstaltern an den Verträgen für kommenden Herbst und Winter verhandelt und ernsthafte Zweifel hat, dass diese ohne Wasser überhaupt zustande kommen.Lichtblick ist für Miebach und alle anderen, die vom Fremdenverkehr in der Umgebung des Stausees leben, die Möglichkeit, den Schlamm zu entfernen, ohne dafür das Wasser ablassen zu müssen, durch einen so genannten "Saugbagger", der auf dem See schwimmt und das Schlamm-Wasser-Gemisch abpumpt. Mit Sicherheit eine Lösung, die für das Umland schöner ist, aber wahrscheinlich auch teurer für die, die das Umland verwalten. Zwar ist der Zweckverband Stausee Bitburg unter der Federführung der Verbandsgemeinde Bitburg-Land, doch der Kreis ist nach wie vor mit 58 Prozent beteiligt, und das gilt auch für einen großen Teil der Kosten, die nicht über die Rücklagen des Zweckverbandes finanziert werden können.Nach Schätzung des Zweckverbands würde die Entschlammung des Biersdorfer Sees mit der Technik des Wasserablassens rund 1,2 Millionen Euro kosten, das Saug-Verfahren wäre etwas teurer. Das beste Angebot auf die bis März geplante Ausschreibung wird letztlich darüber entscheiden, aber "das muss nicht zwangsläufig das günstigste sein", meint Zweckverbandsvorsitzender Reinhold Kotz. Für den Zweckverband sei eine Entschlammung ohne Wasserablassen auf jeden Fall die feinere Lösung. Ob der Kreis auf das günstigste Angebot beharren wird, bleibt abzuwarten. Landrat Roger Graef war für eine Stellungnahme diese Woche nicht erreichbar. Doch nicht nur die Art und Weise, wie das Sediment den See verlässt, beschäftigt Zweckverband und Anwohner. Unklar ist auch, wo der Schlamm danach hin soll und wie er dorthin kommt. Würde der Schlamm wie bisher mit LKW abtransportiert, dann wären Straße und Kreisel in Wiersdorf das nächste Sanierungsobjekt. "Aus unserer Sicht werden wir uns mit herkömmlichen Verfahren nicht anfreunden können", sagt Wiersdorfs Bürgermeister und Zweckverbandsmitglied Leo Hülpes, "das wäre eine zu starke Belastung für die Gemeinde".Eine Alternative dazu wäre ein Waldstück oberhalb des Stausees. Dort könnte der Schlamm zumindest zwischengelagert werden, allerdings auch nur die Hälfte der geschätzten 60 000 Kubikmeter. Das heißt, er würde auf jeden Fall durch Wiersdorf rollen, die Frage ist nur, ob trocken, oder als braune, überschwappende und die Straße verschmutzende Brühe.

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