Briefmarken vom Bäcker

BITBURG-PRÜM/DAUN. Die Deutsche Post schließt in den kommenden Monaten in der Region 22 Filialen und wandelt sie in Postagenturen um. Für die meisten Ortsbürgermeister kommt diese Nachricht völlig überraschend. Damit die Bürger ihre Post weiterhin vor Ort aufgeben können, sollen Postagenturen entstehen.

"Schließung unserer Postfiliale?" Die Bürgermeister von Neidenbach, Winterspelt oder auch Oberbettingen wunderten sich nicht schlecht: "Davon haben wir noch nichts gehört!", lautete der einstimmige und überraschte Tenor der Dorfobersten. Sorge um Nahversorgung

"Offiziell weiß ich auch noch nichts", berichtet Willi Leisen, Ortsbürgermeister von Körperich. "Aber ich habe gehört, dass bei uns das Bankwesen von der Postfiliale abgezogen werden soll. Und dann ist der Rest ja auch nicht mehr weit", ärgert sich Leisen über die Vorgehensweise der Post, "die zerstört unsere ganze ländliche Struktur." Doch wann wollte die Post denn die Ortsgemeinden informieren, dass ihre Postfiliale geschlossen wird? "Wir wollten vorab Gespräche führen", sagt Alexander Böhm von der Pressestelle der Deutschen Post, "und dann die offiziellen Mitteilungen rausgeben." Relativ früh und auch offiziell wurde Jünkerath informiert. "Mit Schreiben vom 27. Mai teilte uns die Deutsche Post in Frankfurt mit, dass die Postfiliale in Jünkerath in der 32. Kalenderwoche, das heißt Mitte August, voraussichtlich geschlossen werden soll", teilte Rainer Helfen, Ortsbürgermeister von Jünkerath, mit. "Nach Aussage der Deutschen Post ist die Entscheidung der Schließung beziehungsweise die Umwandlung der Postfiliale in eine Partnerfiliale aus unternehmerischen uns sozialverträglichen Gesichtspunkten getroffen worden und hat in keinem Fall etwas mit der Leistungsbewertung der Postfiliale in Jünkerath zu tun", sagt Helfen. Man sei jedoch bemüht, zeitgleich mit der Schliessung eine Partnerfiliale in Jünkerath zu eröffnen, so dass die Postversorgung im Postzustellbezirk für die etwa 4500 Einwohner gesichert ist. "Ich habe letzte Woche erfahren, dass die Postfilialen in Bollendorf und Irrel geschlossen werden", sagt der Bürgermeister der VG, Hans-Michael Bröhl, "diese werden nach Auskunft der Post durch Postagenturen ersetzt." Voraussichtlich in der 30. Kalenderwoche soll die Filiale in Bollendorf den letzten Brief annehmen, in Irrel soll sieben Wochen später das letzte Paket gestempelt werden. Dies kann sich aber etwas verzögern, "wenn kein entsprechender Agenturpartner gefunden wird", erzählt Bröhl. Aber unumstößlich sei die Entscheidung aus Frankfurt trotzdem. "Wir legen aber Wert darauf, dass mit den Mitarbeitern ein ordentliches Arrangement getroffen wird, eine sozial verträgliche Lösung muss gefunden werden", erklärt der Bürgermeister, der auch gerne mit in die Lösung einbezogen werden möchte. "Gerade bei uns sind es zwei junge Frauen, die ihre familiäre Ausrichtung an ihrem Beruf orientiert haben". Auch möchte Bröhl den Kundenservice in "unserer ländlichen Region gesichert sehen". Postagentur in der Touristeninformation

Er könnte sich in diesem Zusammenhang eine Zusammenlegung verschiedener Aufgabenbereiche vorstellen, zum Beispiel die Postagentur mit der Touristeninformation, wie es schon in Ortschaften an der Mosel üblich ist. "Und das möchten wir gerne machen", sagt Alexander Böhm von der Pressestelle. Gerne wolle das Unternehmen mit den Bürgermeistern und Verantwortlichen darüber sprechen, wie sich das neue Konzept am besten in die Gemeinde eingliedern lässt. "Dem Kunden entstehen ja keine großen Umstellungen. Das Angebot bleibt das gleiche. Nur, dass er nun seine Postgeschäfte in einem Lebensmittelgeschäft oder einer Bäckerei tätigen kann. Und er ist nicht an die Öffnungszeiten gebunden", versucht Böhm die Umstellung, "keinesfalls Schließung", schmackhaft zu machen. Doch ob dies in allen Fällen gelingt, bleibt wohl fraglich.

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