Brücke über die Our wird komplett erneuert

Keppeshausen/Stolzembourg · Gerade einmal 100 Fahrzeuge überqueren täglich die Grenzbrücke zwischen Keppeshausen (Verbandsgemeinde Neuerburg) und dem luxemburgischen Stolzembourg. Dennoch wird die Brücke ab dem kommenden Freitag, 26. August, für 750 000 Euro komplett erneuert. Hintergrund ist die Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks in Vianden.

Keppeshausen/Stolzembourg. Es ist ein Millionenprojekt, das derzeit am Pumpspeicherkraftwerk Vianden umgesetzt wird: Noch bis Mitte 2013 erweitert die luxemburgische Elektrizitätsgesellschaft Société Électrique de l\'Our (Seo) in Vianden, deren größten Aktionäre der Luxemburger Staat sowie der deutsche Energieversorgungskonzern RWE Power mit jeweils 40,3 Prozent sind, das Kraftwerk für 150 Millionen Euro um eine elfte Maschine (siehe Extra). Eine Folge dieser Arbeiten: Der maximale Wasserstand der Our, das sogenannte Stauziel, muss zwischen Vianden und Stolzembourg dauerhaft um 50 Zentimeter angehoben werden. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die kleine Grenzbrücke, die das luxemburgische Stolzembourg mit der Ortsgemeinde Keppeshausen (Verbandsgemeinde Neuerburg) verbindet: Um sicherzustellen, dass auch nach Anhebung des Stauziels weiterhin genügend Wasser unter der Brücke durchfließen kann, muss diese ebenfalls um eben jene 50 Zentimeter erhöht werden.
Doch damit nicht genug: Das 1962 von der Seo gebaute Bauwerk, das ohnehin einige Risse auf der Fahrbahn aufweist und aufgrund seines schlechten Zustands in den vergangenen Jahren nur noch von Fahrzeugen mit einer Last von maximal zwölf Tonnen überquert werden durfte, soll rundum erneuert werden. "Wir hatten zwar erst überlegt, nur die Pfeiler zu erhöhen und die alte Brücke wieder obendrauf zu setzen", sagt Michael Moltrecht, bei der Seo verantwortlich für die Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks, "aber da die Brücke ohnehin in die Jahre gekommen ist, wurde beschlossen, sie komplett zu erneuern."
Damit sind bei den Arbeiten neben der Seo auch der Eifelkreis Bitburg-Prüm - zuständig für die Unterhaltung der K 47, die auf die Brücke führt - sowie das luxemburgische Straßenbauamt mit im Boot: Während die Seo die Kosten für die Erhöhung der Brückenpfeiler in Höhe von 110 000 Euro übernimmt, zahlen der Eifelkreis und das luxemburgische Straßenbauamt je 270 000 Euro für die Erneuerung des Brückenaufbaus. 750 000 Euro Gesamtkosten für eine 55 Meter lange Brücke, die täglich nur von 100 Fahrzeugen überquert wird - ein teures, aber unumgängliches Vorhaben: Nicht nur, dass die Keppeshausener sich wohl mit Händen und Füßen gewehrt hätten, müssten sie künftig bis nach Gemünd oder Vianden fahren, um die Our zu passieren, sondern auch wegen der Bedeutung des Bauwerks für die Seo: In ihrem Unterbau befindet sich eine für das Kraftwerk benötigte Turbine; zudem verläuft die Brücke über dem Wehr, das wiederum das Wasser staut - die Seo nutzt die Our zwischen Vianden und Stolzembourg als Unterbecken (siehe Extra). Am Freitag, 26. August, beginnen die Arbeiten an der Brücke, die voraussichtlich bis Ende Februar dauern. Während dieser Zeit werden die Verkehrsteilnehmer über die K 47 sowie die L 1 nach Rodershausen, von dort weiter über die L 1 und L 10 bis nach Gemünd und dann auf der luxemburgischen Seite über die N 10 bis Stolzembourg geleitet (siehe Grafik). Fußgänger können die Our weiterhin über eine Behelfsbrücke überqueren. Das Pumpspeicherkraftwerk in Vianden ist mit seiner 1100-Megawatt-Leistung eines der größten in Europa. Eine elfte Maschine soll die Leistung um weitere 200 Megawatt erhöhen. Dies ist vor allem dem Ausbau der erneuerbaren Energien geschuldet: Im Gegensatz zu der Energiegewinnung aus Wind und Sonne, die nicht ständig verfügbar ist, kann ein Pumpspeicherkraftwerk elektrischen Strom speichern und ihn dann abgeben, wenn die Nachfrage es erfordert. Die Kraftwerke, die wie eine Batterie für das Stromnetz arbeiten, bestehen aus einem hoch und einem tief gelegenen Speichersee, auch Ober- und Unterbecken genannt. Eine Rohrleitung, in die eine Pumpturbine installiert ist, verbindet beide Gewässer. Nachts - wenn weniger Strom benötigt wird und somit Kraftwerkskapazitäten verfügbar sind - wird Wasser vom unteren in den oberen Speichersee gepumpt. Bei starker Stromnachfrage am Tag kann das Wasser dann wieder abgelassen werden, um in der Turbine den benötigten Strom zu erzeugen. Dabei steht die gesamte Leistung des Kraftwerks in kürzester Zeit zur Verfügung.

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