Brücken, Dämme, Straßenstress: Im Stadtrat Prüm geht es nach bravem Beginn doch noch ziemlich hoch her

Prüm · Neues Baugebiet, neuer Hahnplatz, neue Hillstraße, neue Angebote für Besucher - und ein altes Grab: Im Stadtrat Prüm wurde am Dienstagabend allerhand diskutiert und sogar einiges beschlossen.

 Streitfall Hillstraße: Manch ein Autofahrer (anders als auf unserem Bild) glaubt, er habe hier die Vorfahrt. TV-Foto: Fritz Peter Linden

Streitfall Hillstraße: Manch ein Autofahrer (anders als auf unserem Bild) glaubt, er habe hier die Vorfahrt. TV-Foto: Fritz Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm. Uff, das ist kompliziert - und in der Zigarettenpause nach dem öffentlichen Teil der Stadtratssitzung geben dann auch einige Mitglieder zu, dass sie das auch alles nicht so richtig verstanden haben. Es geht um das Neubaugebiet in der Steinertsbach, das die Stadt nun nach ausgiebiger Planung oberhalb der "Wenzelbach" am Achterweg anlegen will (der TV berichtete).
Den Bebauungsplan soll der Rat nun gemäß Vorlage "in Kraft setzen". Dauert aber ein bisschen, weil Stefan Jovy vom Planungsbüro Scheuch den Fraktionen erst noch erklären muss, wie man als Fußgänger aus dem Baugebiet in die Nachbarschaft gelangen soll. Da ist nämlich ein Graben dazwischen. Und ein Bächlein. Wie also den Anschluss schaffen? Vier Varianten gibt es: eine 25 Meter lange Brücke, die den geringsten Eingriff in die Natur bedeuten würde; ein halb so langes Bauwerk, bei dem aber fürs Gewässerchen ein Rohr in die Erde muss; ein Damm mit einem Fußweg obendrauf, ebenfalls mit Rohr darunter - oder mit einem Gehweg drumherum eine Schleife drehen und das Ganze umsteuern. Am teuersten: die lange Brücke.
"Das Späßchen", sagt Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy (CDU), würde alles in allem rund 150 000 Euro kosten, die kurze Brücke 115 000. Viel billiger werden aber auch die anderen Varianten nicht. Erich Reichertz (FWG/Prümer Bürgerbewegung PBB) legt sich für die Schleife ins Zeug, Mathilde Weinandy weist darauf hin, dass die Wasserexperten von den Kommunalen Netzen das aber abgelehnt hätten. Es geht noch eine Zeitlang hin und her, am Ende aber einigt man sich darauf, dem Kreis noch einmal alle Varianten vorzulegen. Danach wird dann irgendwas beschlossen, nur weiß noch keiner, was das dann sein wird. Mathilde Weinandy: "Wir eiern jetzt schon monatelang da rum - und es reden ganz viele mit." Dabei werde es Zeit, in die Gänge zu kommen: 28 Grundstücke sollen es in der Steinertsbach werden, bereits jetzt gebe es 29 Anfragen von Bauwilligen. Die Bürgermeisterin: "Ich bin guter Dinge, dass wir in diesem Jahr mindestens zehn Grundstücke verkaufen."
Weshalb dann auch Markus Fischbach (SPD) anregt, gleich das nächste Baugebiet in Angriff zu nehmen. Robert Ennen von der Verbandsgemeinde legt anschließend die letzten Änderungen des Büros Planorama von Maik Böhmer für den Hahnplatz vor (TV von Samstag). Es sind nur Kleinigkeiten - und ein Parkplatz, der vor dem Gymnasium wegfallen muss, weil sonst ein Anlieger nicht auf seine Stellfläche käme. Einstimmig wird die Planung durchgewinkt, im Februar ist Ausschreibung, im Mai beginnt der Umbau. Beim Thema "wiederkehrende Beiträge" für Straßenarbeiten (siehe Extra) ist dann Norbert Baur (PBB) kaum zu bremsen: Der Geschäftsmann aus der gerade erneuerten Hillstraße schimpft darüber, dass dort Querriegel eingebaut werden mussten, damit das Pflaster nicht sackt. "Ich lasse mir das nicht gefallen, dass wir immer Nachzahlungen haben", das führe zu Verzögerungen, Mehrkosten, und die Bauunternehmer "lachen sich kaputt". So etwas müsse besser geplant werden, da müsse man sich auf Architekten und Ingenieure verlassen können.
Franz-Josef Keilen von der CDU räumt ein, dass man mit Überraschungen auch am Hahnplatz werde rechnen müssen, so etwas aber sei "eine Normalität", Fraktionskollegin Julia Peter winkt ab: "Das ist wie im richtigen Leben." Die Hillstraße kommt aber noch einmal aufs Tapet, nämlich bei Punkt "Anfragen": Bodo Hiltawski (SPD) erzählt, er sei dort "schon zwei Mal beinah unter ein Auto gekommen", zu allem Übel habe man ihn auch noch weggehupt. Das deckt sich mit den Erfahrungen anderer: Auch Blumenhändler Roland Münz hat den TV gerade darauf hingewiesen, dass sich dort manche Fußgänger in die Hauseingänge retten mussten, um nicht angefahren zu werden. Mathilde Weinandy weist darauf hin, dass die Straße nun einmal für Fußgänger und motorisierte Verkehrsteilnehmer zugleich gedacht sei: "Ich fahre da langsam." Und das sollten alle anderen auch. Markus Fischbach stellt für die SPD den Antrag, künftig für Besucher der Stadt eine App anzubieten, mit der sie auf ihrem Telefon alle Informationen über Prüm abrufen können. Das finden alle gut, Wolfram Probst von der VG-Verwaltung weist darauf hin, dass die Tourist-Information etwas Ähnliches bereits vorhabe, und zwar mit EU-Geld gefördert. Peter Wind (parteilos, CDU-Fraktion) unterstützt die SPD-Idee "voll und ganz", setzt sich aber auch dafür ein, dass die analoge Stadtführung (sprich: Monika Rolef) den Gästen erhalte bleibe: "Monika live und in Farbe ist durch keine App zu ersetzen." Applaus.Meinung

Auto, Auto, Auto Auto, Auto …
Bei aller Vorfreude auf die Neugestaltung: Die Prümer haben nun einmal mit dem Votum für den Kreisel mitten auf dem Hahnplatz beschlossen, dem motorisierten Verkehr die Vorfahrt zu geben. Das scheint allerdings auch in der - gestalterisch gelungenen - Hillstraße mancher Autofahrer zu denken. Da gibt es keinen Bürgersteig mehr, alles ist eine breite Fläche. Aber: Fußgänger weghupen? Geht's noch? Die Straße ist jetzt so angelegt, dass alle sie mit gleichem Recht benutzen dürfen. Das heißt: Der Stärkere hat hier keine Vorfahrt. Das heißt aber auch, und nach dem Hahnplatzumbau erst recht: In der "neuen Innenstadt" muss einigen dann offenbar auch eine neue Rücksicht antrainiert werden. f.linden@volksfreund.deExtra

Für Dirk Kleis (FWG) ist Apotheker Ulrich Keller in den Stadtrat nachgerückt und vervollständigt die gemeinsame Fraktion mit der Prümer Bürgerbewegung. Der Rat beschloss die Kalkulation und die daraus resultierenden Beitragssätze für den Straßenausbau in Tettenbachweg, Blumenviertel, Ritzstraße und Gerberweg (mit dem neuen Kreisel) und im Stadtteil Dausfeld. Im Schlehdornweg sollen mit einer abzweigenden Stichstraße Grundstücke erschlossen werden. Kosten: 24 000 Euro. Monika Rolef stellt für FWG und PBB den Antrag, das Grabmal der Familie Güth auf dem Friedhof unter den Schutz der Stadt zu stellen. Der Rat stimmt nach zu. fpl

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