Brummis im Fokus: Polizei und Zoll überprüfen Schwerlastverkehr

Trier/Bitburg/Wittlich · Ein Großaufgebot an Polizei- und Zollbeamten hat in den vergangenen drei Tagen im Raum Trier den Schwerlastverkehr gründlich unter die Lupe genommen. 50 Einsatzkräfte beteiligten sich an der Kontrollaktion, bei der deutsche und luxemburgische Behörden eng zusammengearbeitet haben.

Brummis im Fokus: Polizei und Zoll überprüfen Schwerlastverkehr
Foto: Nina Ebner

Schleppend langsam quält sich der graue LKW mit rumänischem Kennzeichen die A 64 von Luxemburg Richtung Trier hoch. Den geübten Blicken der mobilen Einsatztruppe um den Bitburger Zollbeamten Michael Koble entgeht auch die bedrohliche Schieflage des 7,5-Tonners nicht - mit Blaulicht wird der Fahrer zum Rastplatz Markusberg geleitet.

Nur einer von vielen Kraftfahrern, die zwischen Mittwoch und Freitag einen unfreiwilligen Stopp im Großraum Trier machen müssen: Drei Tage lang steht der gewerbliche Güter- und Reiseverkehr und dabei insbesondere der Gefahrguttransport bei der grenzüberschreitenden Kontrollaktion von Polizei, Zoll, den zuständigen Ministerien und Verwaltungen sowie dem Bundesamt für Güterverkehr im Fokus. Rund 50 Einsatzkräfte aus ganz Rheinland-Pfalz und Luxemburg überprüfen unter anderem die mitgeführten Papiere, den technischen Zustand der Fahrzeuge, die Sicherung der Ladung sowie die Fahrtüchtigkeit der Fahrer.

Dafür sind an der A1 an den Rastplätzen Rivenich und Hetzerath sowie an der A64 an den Rastplätzen Markusberg und Sauertal Kontrollstellen eingerichtet. Zudem sind mobile Einsatztruppen unterwegs. Nicht ohne Grund, wie Günter Scalla, Leiter des in Wittlich ansässigen Gefahrgutkontrolltrupps der Polizei, erklärt: "Die LKW-Fahrer unterhalten sich über Funk. Die mobilen Kontrolltrupps sollen sicherstellen, dass Fahrer nicht vorher gewarnt werden, von der Autobahn abfahren und sich so der Kontrolle entziehen."

Entziehen kann sich der rumänische LKW-Fahrer, der inzwischen auf dem Rastplatz Markusberg eingetroffen ist, nicht mehr, obwohl sein Fahrzeug vorne nicht mit dem orangefarbenen Schild als Gefahrguttransport gekennzeichnet ist: Schon ein flüchtiger Blick der Beamten genügt, um zu sehen, dass an dem 7,5-Tonner einiges zu beanstanden ist: Er verliert Diesel. "Bei dem läuft Diesel aus wie aus einer Gießkanne", sagt Koble. Und nicht nur das: Bei der Achslast-Überprüfung stellen die Kontrolleure schnell fest, dass der LKW hoffnungslos überladen ist. Mit 10,5 Tonnen statt der erlaubten 7,5 ist der Fahrer unterwegs. Ein logistisches Problem für den Mann, der offenbar weder deutsch noch englisch, französisch oder italienisch versteht.

"So darf er nicht weiterfahren", sagt Alexander Heibel von der Polizei Koblenz. "Er muss umladen." Doch damit nicht genug: Auf der Kontrollbühne des luxemburgischen Transportministeriums - eine Art mobiler Tüv, der in dieser Art einmalig ist in Europa - treten weitere technische Mängel zutage. Nicht nur, dass zwei Reifen der Vorderachse defekt sind und der Stabilisator ausgeschlagen ist, die Beamten entdecken außerdem noch einen zweiten Tank, der nachträglich an dem Fahrzeug angebracht wurde. Verboten, aber laut dem Bitburger Zollbeamten Reimund Heck keineswegs eine Seltenheit.

Dass der Fahrer in der dunkelblauen Trainingshose und den Lederpantoletten zumindest in Deutschland öfter unterwegs zu sein scheint, ergibt eine Überprüfung seiner Papiere: Beim Zoll, zuständig für die Vollstreckung von Geldbußen ausländischer Staatsangehöriger, ist nämlich noch ein Bußgeld von 275 Euro offen - "wahrscheinlich nicht bezahlte Maut", vermutet der Zollbeamte Koble. Geld allerdings will der Fahrer nicht dabei haben. Und da zusätzlich zu den gefundenen technischen Mängeln an dem LKW auch noch die Bescheinigung über die Lenk- und Fahrzeiten fehlerhaft ist, kommen auf den Kraftfahrer weitere Bußgelder zwischen 1500 und 1600 Euro zu.

Bis er diese bezahlt und die Mängel an seinem Fahrzeug behoben hat, wird ihm die Weiterfahrt verboten. "Er wird hier wahrscheinlich noch bis in die nächste Woche stehen", ist sich Heibel sicher.

Extra: Digitalfunk

Im Frühjahr startete der erweiterte Probebetrieb für den Digitalfunk im Raum Trier. Nachdem sich die Einsatzkräfte zunächst mit der Technik vertraut machten, wird nun der Einsatz in der Praxis getestet - so auch bei der Kontrollaktion zum Schwerlastverkehr. "Es geht darum, die Zusammenarbeit verschiedener Institutionen unter Einsatz des Digitalfunks zu testen", sagt Engelbert Werner, Leiter der Projektgruppe Digitalfunk des Mainzer Innenministeriums, der sich nach dem dreitägigen Test zufrieden zeigt: Die Kommunikation habe "überraschend gut" funktioniert. Vorteilhaft sei, dass das digitale Handfunkgerät auch Telefonanrufe und Textnachrichten ermögliche, zudem könne man damit "quer durch Deutschland funken". neb

Extra: Ergebnisse

Brummis im Fokus: Polizei und Zoll überprüfen Schwerlastverkehr
Foto: Nina Ebner

Während der Kontrollaktion wurden insgesamt 235 LKW - darunter 61 Gefahrgut- und Abfalltransporter - und 24 Reisebusse kontrolliert. 37 Mal wurde die Ladungssicherung bemängelt. In 68 Fällen wurden Verstöße gegen Sozialvorschriften, etwa die Überschreitung von Lenkzeiten, geahndet. Daneben wurde 18 Mal gegen gefahrgutrechtliche Vorschriften und acht Mal gegen abfallrechtliche Vorgaben, beispielsweise gegen die vorgeschriebene Kennzeichnung als Abfalltransport, verstoßen. In zwei Fällen besteht der Verdacht des grenzüberschreitenden illegalen Abfallexports. 41 Fahrzeuge erhielten Mängelberichte. 21 LKW wurde aufgrund unzureichender Ladungssicherung, Überschreitung der Lenkzeiten sowie technischer Mängel die Weiterfahrt untersagt. Zwei Kraftfahrer waren ohne Fahrerlaubnis unterwegs. Bei der Überprüfung von 77 Arbeitgebern und 91 Arbeitnehmern (Fahrern) ergab sich der Verdacht von elf Straftaten zum Nachteil der Jobcenter und vier Straftaten wegen Sozialversicherungsbetrugs. neb

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