Brutale Gangster rauben Wirt und Gäste aus

KRAUTSCHEID. Nach dem bewaffneten Raubüberfall auf eine Gaststätte in der Nacht zum Samstag sind Wirtsfamilie, Gäste und Bürger von Krautscheid (Verbandsgemeinde Arzfeld) geschockt. Die Fahndung nach dem Täter-Trio dauert an.

Samstagmorgen, kurz nach 1 Uhr. Der zuvor gut gefüllte Gastraum des Hotels "Krautscheider Hof" hat sich weitgehend geleert. Noch sechs Gäste, darunter eine Jäger-Runde, der 46-jährige Wirt und dessen 14-jährige Tochter sitzen in der Nähe der Theke. Plötzlich stürmen drei mit silbernen Pistolen bewaffnete und maskierte Männer in den Saal. Sie verteilen sich vor der Theke und rufen: "Überfall! Geld her!" Wirt und Gäste denken im ersten Moment an einen üblen Scherz. "Die machen nur Blödsinn", glauben sie. Doch schnell wird schmerzlich klar, dass die Unbekannten es bitterernst meinen. Ein Gast sagt: "Ich habe kein Geld dabei." Da schlägt ihm einer der Gangster mit voller Wucht ins Gesicht. Dadurch weiß jeder, wie dramatisch die Lage ist: Es geht um Leib und Leben. Unterdessen ist die 39-jährige Frau des Wirts im Wohnzimmer durch den Lärm hellhörig geworden. Als sie in die Küche geht, entdecken die Täter sie und dirigieren sie zu den anderen. Der Wortführer läuft zur Kasse und steckt sich das Bargeld ein. Alle Gäste müssen ihre Taschen und Portemonnaies entleeren. Einer wird direkt mit einer Pistole in seinem Nacken bedroht. So kommen nach TV -Informationen rund 3500 Euro zusammen. Die Brutalität und das gezielte Vorgehen der Räuber steht im Gegensatz zu ihrer großen Nervosität und einer gewissen Verhandlungsbereitschaft. Denn als einer der Gäste darum bittet, ihm Bankkarten und Papiere zurückzugeben, tun die Täter ihm überraschend den Gefallen. Dann wieder der Kontrast, die barsche Frage: "Wo ist Telefon?" In seiner Verwirrung sagt der Wirt, es gebe kein Telefon. Da platzt einem Dieb der Kragen: Er haut wütend auf einen Teller mit Frikadellen, der auf der Theke steht. Fleischbälle und Teller fliegen quer durch die Kneipe. Im Nebenraum entdeckt der Räuber ein Telefon, reißt den ganzen Tisch aus der Ecke. Er kommt zurück, fordert: "Ein Messer!" Damit schneidet er das Kabel durch, damit der Wirt später nicht so schnell Hilfe rufen kann. Nach wenigen Minuten verlassen die Täter die Gaststätte und laufen zu ihrem offensichtlich abseits geparkten Fluchtwagen. Dort lassen sie ein von der Theke mitgenommenes Handy zurück - zerstört. Die alarmierte Polizei Prüm nimmt die Ermittlungen auf, später folgen Kriminalbeamte aus Wittlich. Es geht um Leib und Leben

"Ich hätte nie gedacht, dass hier so etwas passieren könnte", sagt einer der bedrohten Gäste im Gespräch mit dem TV . "Wir konnten nur versuchen, irgendwie besonnen zu bleiben, damit die Räuber nicht durchdrehen." Die Wirtin kann es noch nicht fassen: "Es ist nicht einfach, so ein schreckliches Erlebnis zu verarbeiten." Ihre Familie ist dankbar für die Betreuung durch die Polizeibeamten. Bürger der 270-Einwohner-Gemeinde reagieren auf die Nachricht erst ungläubig, dann geschockt. Viele vermuten: "Zumindest ein Täter muss sich hier ausgekannt haben." Das Hotel liegt außerhalb der Ortschaft und fernab der Polizeiinspektionen Prüm und Bitburg. Während Banküberfälle und Einbrüche immer wieder vorkommen, gilt der aktuelle Fall als einzigartig im Bezirk des Polizeipräsidiums Trier. Die Fahndung läuft: Der erste Täter ist 1,90 Meter groß, hat eine kräftige Figur und trug ein beige-rosa farbenes T-Shirt. Er sprach akzentfrei Deutsch. Die anderen Täter waren 1,65 bis 1,70 Meter groß und trugen dunkle Kleidung. Einer sprach Eifeler Dialekt, der andere hatte einen ausländischen Akzent. Alle trugen schwarze Skimützen mit Schlitzen sowie Latex-Handschuhe. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise, Telefon 06551/9420 oder 06571/95000.

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