Bürger befürchten Bau-Ruine

Keine Demonstrationen, keine Protestschilder an den Straßen oder wütende Schreiben an die Verwaltung: In Körperich hält sich zumindest der sichtbare Widerstand gegen die drohende Schließung des Gaytalparks in Grenzen. Dass es aber durchaus auch kritische Stimmen gegen das mögliche Aus gibt, zeigte sich auf einer Einwohnerversammlung am Dienstag.

 Setzt die Immobilie der Umwelteinrichtung Rost an? Sollte der Gaytalpark geschlossen werden? TV-Foto: Archiv/Manfred Reuter

Setzt die Immobilie der Umwelteinrichtung Rost an? Sollte der Gaytalpark geschlossen werden? TV-Foto: Archiv/Manfred Reuter

Körperich. Der Putz bröckelt, und die gelbe Farbe blättert von den Wänden ab. Nackte Glühbirnen baumeln von der Decke, in den Türen sind Dellen. Wer sich am Dienstagabend bei der Einwohnerversammlung in der Körpericher Gaytalhalle umblickt, kann sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass der 1100-Einwohner-Ort Finanznöte hat. Er hat so wenig Geld, dass die Renovierung des maroden Gemeindesaals nicht drin ist. So wenig Geld, dass die Kommunalaufsicht inzwischen mit Nachdruck darauf drängt, dass Steuern erhöht werden, wie Ortsbürgermeister Winfried Horn den Bürgern mitteilt (siehe Extra). Und so wenig Geld, dass der Ort eigentlich einen Luftsprung vollziehen müsste - nun, da endlich die Möglichkeit in Betracht gezogen wird, die Umweltbildungseinrichtung Gaytalpark zu schließen. 9000 Euro zahlt Körperich jährlich als Umlage an den Zweckverband Gaytalpark, in dem neben der Ortsgemeinde der Eifelkreis Bitburg-Prüm und die Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg Mitglied sind.

"Der Gaytalpark ist nun wirklich nicht Körperichs heiß geliebtes Kind", sagt Ortschef Horn auf der Einwohnerversammlung am Dienstag, zu der er die Körpericher eingeladen hat, um sich ein Bild von ihrer Stimmung zu machen.

Hohe Kosten auch dann, wenn Immobilie leer steht



70 Interessierte sind der Einladung gefolgt. Doch nicht alle von ihnen äußern sich uneingeschränkt positiv über das, was Ende des Vorjahres vom Neuerburger VG-Rat mit seinem Beschluss, einen Ausstieg aus dem Zweckverband zu prüfen, ins Rollen gebracht wurde und darin gipfelte, dass die Mitglieder des Zweckverbands nun eine Auflösung des Verbands und damit das Aus der Umweltbildungseinrichtung mit Sitz in der 1100-Gemeinde prüfen lassen (der TV berichtete).

"Müssen wir in Körperich den Gaytalpark zumachen, weil in Mettendorf Geld gebraucht wird?", fragt Jakob Richarz in die Runde. Hintergrund für den Beschluss des Neuerburger VG-Rats waren in der Tat die hohen Kosten, die mit dem Neubau an der Mettendorfer Grundschule zu schultern sind - und damit verbunden die drohende Erhöhung der VG-Umlage. Um diese zu vermeiden, hatte sich der Rat entschieden, wenn möglich aus dem Zweckverband Gaytalpark auszutreten. "Hat der VG-Rat denn auch mal darüber gesprochen, stattdessen das Neuerburger Schwimmbad zuzumachen?", fragt ein weiterer Bürger. "Die sollten es der Stadt Neuerburg einfach schenken!", wirft ein anderer ein.

Zustimmendes Gemurmel erntet auch der Geschäftsführer des Gaytalparks Jens Bramenkamp, der selbst in Körperich wohnt und am Dienstag in der Versammlung zu bedenken gibt: "Ganz abgesehen von meiner persönlichen Situation und die der Mitarbeiter: Sollte 2012 Schluss sein mit dem Gaytalpark, dann steht in Körperich eine Ruine - und das ist eine Sache, die dem Tourismus nicht guttut!" Zumal die Einrichtung, wie Ortschef Horn ergänzt, auch nicht zum Nulltarif stehen bleibe, sondern wohl mit jährlichen Kosten von rund 40 000 Euro für die Pflege und Unterhaltung des Gebäudes und der Außenanlagen zu rechnen sei.

Öffentlich meldet sich am Dienstag niemand zu Wort, der eindeutig gegen den Gaytalpark Stellung bezieht. Diskutiert wird aber auch noch, als die Versammlung längst beendet ist. Und da wird der ein oder andere doch noch deutlicher: "Eigentlich ist da oben doch nichts zu sehen", sagt etwa Peter Nusbaum, "die karren da die Kinder hoch, dabei gehen die Erwachsenen selbst nicht hin." Und ein anderer fügt hinzu: "Wenn Sie einmal da waren, kommen Sie nicht mehr wieder!" Extra Der Haushalt von Körperich weist ein Defizit von mehr als 2,5 Millionen Euro auf. Darin enthalten sind Kassenkredite von etwa 1,5 Millionen Euro, die sich jährlich um mehr als 200 000 Euro erhöhen. Zwar hat der Ortsgemeinderat die Grundsteuern A und B inzwischen von 320 auf 350 Prozent angehoben, doch die Kommunalaufsicht drängt auf eine Erhöhung auf mindestens 400 Prozent. Über diese diskutiert der Gemeinderat in seiner Sitzung am heutigen Donnerstag. (neb)

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