Bürger finden neue Dorfstraße zu teuer

Nachdem Wolsfeld vor gut zweieinhalb Jahren die lang ersehnte Ortsumgehung erhalten hat, bemüht sich die Gemeinde nun um die Umgestaltung der alten B 257 im Ortskern. Bürger protestieren mit einer Unterschriftenliste gegen die Beteiligung an den Baukosten.

Wolsfeld. "Nicht mit uns!" steht in roten, unterstrichenen Großbuchstaben auf gelbem Hintergrund. "Wir sagen: ,Nein' zum geplanten Ausbau der Europastraße in Wolsfeld auf Kosten der Bürger", ist darunter zu lesen. Dann folgen rund 280 Unterschriften. Umgerechnet auf die Einwohnerzahl sagt also rund jeder dritte Wolsfelder "Nein". Ortsbürgermeister Heinz Junk hat die Unterschriftslisten vor der jüngsten Gemeinderatssitzung erhalten. "Wir nehmen das ernst", sagt er, wenngleich er davon überzeugt sei, dass viele Wolsfelder gar nicht so wirklich gewusst hätten, was sie da unterschreiben.

Europastraße soll verengt werden



Denn zum einen solle die Europastraße, über die noch bis Herbst 2008 täglich 10 000 Fahrzeuge gefahren sind, nicht ausgebaut, sondern verengt werden, und zum anderen "werden weder die Gemeinde noch die Bürger an den Straßenbaumaßnahmen beteiligt", stellt Junk klar, sondern lediglich an den Kosten für Gehwege und Beleuchtung.

Geplant ist, die rund einen Kilometer lange Ortsdurchfahrt zurückzubauen. Statt der Fahrbahnbreite von durchschnittlich 7,25 Metern sollen es zukünftig maximal 5,75 Meter sein. Im Gegenzug sollen dafür zwischen Fahrbahn und Bürgersteig Grünflächen entstehen. Vergangenen April wurden die Pläne in einer Einwohnerversammlung vorgestellt. Und bis auf die vorgesehene Fahrbahnbreite, die aus Sicht einiger Landwirte zu klein war und deshalb nun auch größer als ursprünglich (5,50 Meter) geplant ausfallen soll, gab es gegen die Entwürfe keine größeren Einwände (der TV berichtete). Auch die damals angekündigte Änderung der Beitragssatzung stieß allgemein auf Verständnis.

Demnach sollen an der Neugestaltung der Gehwege nicht nur die Anlieger, sondern alle Grundstückseigentümer in Form von wiederkehrenden Beiträgen beteiligt werden. "Die Anwohner haben in den vergangenen Jahrzehnten schon die ganzen Fahrzeuge ertragen müssen", da wäre es nicht fair, ihnen jetzt auch noch die Kosten zu überlassen, sagt Paul Schäfer aus Wolsfeld, der sich als inzwischen pensionierter Bauingenieur und ehemaliges Mitglied des Gemeinderats nach wie vor für die Umgestaltung der Europastraße einsetzt. Er habe bereits mit einigen Beteiligten der Unterschriftenaktion gesprochen und die meisten auch überzeugen können.

Da nämlich die B 257 durch die Umgehung nun am Ort vorbei laufe, werde der innerörtliche Bundesstraßenabschnitt zur Landes- und zum Teil auch Gemeindestraße abgestuft, erklärt Schäfer. Im Zuge dieser Abstufung wird vom Bund Geld für die Umgestaltung der Straße zur Verfügung gestellt. "So eine Chance bekommen wir nie wieder", sagt Schäfer.

Rund 1,143 Millionen Euro soll das Straßenbauprojekt, mit dem in diesem Jahr begonnen werden soll, insgesamt kosten. Diese Kosten beinhalten neben den Grünflächen auch eine Bushaltestelle, einen Parkplatz und eine Verkehrsberuhigung am südlichen Ortseingang. Darin enthalten sind aber auch die 576 000 Euro für Gehwege und Beleuchtung, von denen die Gemeinde 234 000 und die Bürger die restlichen 345 000 Euro (60 Prozent) tragen müssen. Umgerechnet auf die Grundstücke innerhalb der bebauten Ortslage seien das rund 1,50 Euro pro Quadratmeter Grundstücksfläche, erklärt Junk. Ausgenommen seien davon jedoch jene Bürger, die in den vergangenen 15 Jahren beim Ausbau ihrer Straßen Anliegerbeiträge zahlen mussten.

Meinung

Investition in die Zukunft

Keine Frage: 1000 Euro sind viel Geld. Das wäre etwa der Preis, den der Besitzer eines 700 Quadratmeter großen Grundstücks für die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt in Wolsfeld zu zahlen hätte. Aber die Investition lohnt sich: Die breite, hässliche Rennpiste könnte endlich sicherer und ruhiger gestaltet werden. Zudem würde die Ortsmitte mit Bäumen, Blumen und Bänken an Attraktivität und Lebensqualität gewinnen. Deshalb ist der Rückbau der Europastraße eine Investition in die Zukunft des Dorfs - und die sollte allen am Herzen liegen. Die Chance, dass der Bund mehr als eine Million Euro dazu beiträgt, wird so schnell nicht wiederkommen. Deshalb besser jetzt mitziehen. d.schommer@volksfreund.de

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