Bürger wollen gemeinsam an Windrädern verdienen

Rodershausen · Mit Hilfe einer Energiegenossenschaft wollen Gemeinden und Bürger im Nordwesten der Verbandsgemeinde Neuerburg von der geplanten Neuausweisung an Windkraftstandorten profitieren. Bei der Gründungsversammlung haben 154 Mitglieder Anteile erworben.

Rodershausen. 190 Menschen nahmen an der Gründungsveranstaltung im Dorfgemeinschaftshaus Rodershausen teil. 154 davon haben tatsächlich gezeichnet, also für 500 Euro einen Anteil der Westeifeler Erneuerbare Energien Genossenschaft erworben. Es geht - wie der Name schon sagt - um erneuerbare Energien.
Und zwar in erster Linie um die Energien, die durch Windkraft erzeugt werden. Schließlich kann damit viel Geld verdient werden. Und aufgrund des vom Bund forcierten Ausbaus regenerativer Energien ist davon auszugehen, dass die Zahl der Windkraftstandorte auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm drastisch zunehmen wird. Eine Entwicklung, an der sich die Genossenschaft beteiligen will.
Nachdem die Planungsgemeinschaft Region Trier den Raumordnungsplan für neue Windkraftstandorte großzügig geöffnet hat (der TV berichtete), versuchen die Verbandsgemeinden nun, den Ausbau der Windkraft durch eine gezielte Änderung der Flächennutzungspläne in halbwegs geordnete Bahnen zu lenken. Wo genau letztendlich wie viele Anlagen errichtet werden dürfen, ist derzeit noch offen.
Doch in den Gemeinden Rodershausen, Scheitenkorb, Berscheid, Karlshausen, Dauwelshausen, Koxhausen, Herbstmühle, Sevenig, Bauler und Waldhof-Falkenstein, wo es auf Initiative einiger Bürger zur Gründung dieser Genossenschaft kam, will man vorbereitet sein. So geht Gründungsmitglied und Landschaftsarchitekt Georg Högner aus Rodershausen davon aus, dass auf den Gemarkungen der zehn benachbarten Gemeinden "theoretisch bis zu 25 Anlagen möglich und auch technisch sinnvoll sind". Und wie Högner erklärt, habe jede dieser Gemeinden einen Genossenschaftsanteil erworben. Der Rest verteile sich größtenteils auf Bürger dieser Orte, wobei jeder - egal ob Kommune oder Privatperson - zunächst nur einen Anteil habe kaufen können. 77 000 Euro stehen damit als Startkapital zur Verfügung.
Sollte die Genossenschaft tatsächlich die Möglichkeit bekommen, 25 Windräder zu errichten, so würde sie dafür nach Schätzung Högners allerdings rund 25 Millionen Euro benötigen - also deutlich mehr als das Startkapital. Doch sieht der Architekt darin kein Problem.
Denn nach den nun anstehenden Formalitäten wie der Anmeldung beim Genossenschaftsverband, der konstituierende Sitzung des Aufsichtsrats, der Wahl des Vorstands und schließlich der Eintragung beim Amtsgericht hätten die Mitglieder natürlich die Möglichkeit, weitere Anteile zu kaufen, sagt Högner. Zudem könnten sich neben Kommunen und weiteren Privatpersonen auch Firmen an der Genossenschaft beteiligen.
Ziel sei es zunächst, als Genossenschaft an die für Windkraft relevanten Flächen zu kommen beziehungsweise die Grundstückseigentümer davon zu überzeugen, der Genossenschaft beizutreten.
Mit der ursprünglich von der VG Neuerburg favorisierten Idee eines Solidarpakts (siehe Extra) hat das allerdings wenig gemeinsam. Und dass jetzt ein Teil der Kommunen stattdessen einer Genossenschaft beitreten will, hält Norbert Schneider, Bürgermeister der VG Neuerburg, für bedenklich.
"Bei Genossenschaften sind die Interessen der privaten Mitglieder mitunter ganz anders als die der Gemeinden", sagt der VG-Chef, der deshalb das Modell einer Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) favorisiere, bei dem sich nur Kommunen, nicht aber Privatpersonen beteiligen könnten. "Die Gründung einer Genossenschaft ist sicher ein möglicher Weg", fügt Schneider hinzu, "aber eben nicht das, was wir uns vorstellen."Extra

Die ursprüngliche Überlegung der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg war, im Zuge des weiteren Windkraftausbaus mit Hilfe eines Solidarpakts möglichst alle Kommunen der VG an der Erschließung neuer Einnahmequellen zu beteiligen (der TV berichtete). So gibt es Gemeinden, auf deren Gemarkung die Errichtung von Windrädern beispielsweise aufgrund ihrer touristischen Bedeutung von vorneherein gar nicht möglich ist, während andere über beste Standorte verfügen. Die Hoffnung auf einen Solidarpakt hat VG-Bürgermeister Norbert Schneider, der mit diesem Vorhaben erwartungsgemäß auf Widerstand gestoßen ist, zwischenzeitlich allerdings aufgegeben. So ist längst nicht jede Gemeinde zur Solidarität bereit. uheExtra

Mit einem Energiemix aus Sonne, Wind, Biomasse und Wasserkraft wird in der Verbandsgemeinde Neuerburg nach Auskunft der Kreisverwaltung bereits jetzt deutlich mehr Strom erzeugt als pro Jahr verbraucht wird. 35 Windkraftanlagen, vier Biogasanlagen, 76 Photovoltaikanlagen sowie eine Wasserkraftanlage produzieren demnach zusammen rund 30 Prozent mehr Strom als benötigt. So liegt der jährliche Stromverbrauch in der VG bei rund 40 Millionen Kilowattstunden. Dem gegenüber steht die Stromerzeugung aus regenerativen Energien von rund 51 Millionen Kilowattstunden pro Jahr. uhe

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