"Bürokratie macht Initiative kaputt"

MALBERG. Erst wenn die rechtlichen Voraussetzungen der Städtebauförderung für Malberg erfüllt sind, kann Geld an Investoren fließen. Die Ortsgemeinde will Druck machen, damit das Ziel schneller erreicht wird.

Fast 200 000 Euro hat Alois Keppers aus Kyllburg nach eigener Aussage in die Sanierung der Alten Kirche in Malberg gesteckt (der TV berichtete). "Die sanierte Kirche ist ein großer Gewinn für die Ortsgemeinde. Sie können stolz auf das von Ihnen Geleistete sein", lobt Bürgermeister Bernd Spindler in einem Glückwunschschreiben zum Denkmalpflegepreis der Handwerkskammer Trier. Für Keppers eine nette Geste, aber: "Gratulationen helfen mir im Endeffekt nichts, wenn ich keine Förderung bekomme." Rückblende: Schon 2003 liefen die ersten Untersuchungen zur Ortskernsanierung in Malberg. Etwa die Hälfte der 173 angeschriebenen Haushalte nutzte die Gelegenheit, per Fragebogen auf Probleme hinzuweisen und Möglichkeiten aufzuzeigen. Ein Ergebnis: 95 Prozent halten die Sanierung für wünschenswert. Ziele sind unter anderem Umgestaltung des Straßenraums, Schaffung öffentlicher Park- und Grünflächen sowie Modernisierung privater Gebäude."Wir schieben einen Berg Geld vor uns her"

Doch noch stehen etliche Verfahrensschritte aus: Zustimmung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, Festlegung von Sanierungsgebiet und -zielen, Prioritätenliste, Beteiligung von Bürgern und Trägern öffentlicher Belange, Modernisierungsrichtlinien und Satzungsbeschluss. Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig: Krankheit eines ADD-Mitarbeiters, Erledigung anderer Projekte durch das Planungsbüro Isu, zäher Rücklauf der Fragebögen. "Wir schieben einen großen Berg Geld vor uns her, den wir investieren wollen", stellte Ortsbürgermeister Friedel Hargarten im Gemeinderat fest. Das frustrierte Gastredner Keppers: "Wenn man privat etwas riskiert zum Wohl der Allgemeinheit, bleibt man auf der Strecke. Bürokratie macht jede Bürgerinitiative kaputt." Es sei unrealistisch gewesen, ihm den Sommer oder Herbst 2005 als Abschlusstermin in Aussicht zu stellen. "Wir setzen alles daran, dass das Verfahren nicht unnötig verzögert wird", versicherte Ewald Gerten von der VG-Verwaltung. Keppers schilderte seinen Eindruck, er werde von den verschiedenen Stellen immer wieder im Kreis geschickt. Trotz intensiver Debatte fanden die Ratsmitglieder keine Sofortlösung. Der einzige Ausweg: Tempo machen. Einstimmig fasste der Rat folgenden Beschluss: "Die Ortsgemeinde Malberg hat weiterhin größtes Interesse, das Verfahren mit Nachdruck schnellstmöglich fortzuführen. Die Verwaltungen (ADD Trier und VG Kyllburg) und alle am Verfahren beteiligten Institutionen werden aufgefordert, die Bearbeitung zu beschleunigen. Der Ortsbürgermeister wird beauftragt, weitere Gespräche mit den Verantwortlichen zu vereinbaren und den Sachverhalt im Zeitraum von 14 Tagen dem Rat schriftlich mitzuteilen."Neidenbach künftig wieder offen?

Eine weitere Verbesserung im Ortskern könnte die Renaturierung des dort verrohrten Neidenbachs bringen. Bei einer möglichen Förderung über die "Aktion Blau" müsste die Gemeinde nur zehn Prozent der Kosten tragen. Hintergrund ist zum einen die Forderung der Fischereigenossenschaft Kyll, die ursprüngliche Funktion des Bachs als Laichgewässer wieder zu ermöglichen. Zum anderen erinnerte Hargarten an zwei Hagelgewitter, bei denen Malberger Keller voller Eis liefen: "Wäre der Neidenbach auf einigen Metern offen, könnte das Eis darüber abfließen." Die Rat beauftragte die Verwaltung, die Machbarkeit einer Renaturierung zu prüfen, Kosten zu schätzen und Zuständigkeiten zu klären.

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