Burgflecken statt Bundeswehr

SCHÖNECKEN. Nachfolge gesichert: Der Schönecker Landarzt Erdal Dogan wird noch bis April 2007 praktizieren. Dann übernimmt der Rommersheimer Stefan Becker seine Praxis.

Die Geschichte des Landarztes Erdal Dogan aus Schönecken sorgte Ende März vergangenen Jahres für einigen Medienwirbel (der TV berichtete). Bundesweit wurde bekannt, dass der 65-Jährige keinen Nachfolger für seine Arztpraxis fand. Doch der Notstand hat ein Ende. Nicht aus der Ferne, sondern aus Rommersheim stammt Stefan Becker, der ab April nächsten Jahres in die Fußstapfen von Dogan treten wird."Vielleicht werde ich wieder Student"

"Mit 67 Jahren bin ich senil, da darf ich per Gesetz nicht mehr praktizieren", sagt Dogan, der aber bis nächstes Jahr die Stellung in Schönecken halten wird. Danach geht der quirlige Arzt, zwar beruflich gesehen, in den Ruhestand, aber keineswegs, um zu Hause die Beine aufs Sofa zu legen. Der gebürtige Zypriote bekleidet schon jetzt 14 ehrenamtliche Posten. Ob Euregio-Rat, Schulträgerausschuss, Kulturkreis Altes Amt, Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsausschuss, Kreistag oder Verbandsgemeinderat, es gibt kaum ein Gremium, in dem er nicht mitwirkt. "Als Landarzt muss man sich kommunal einmischen. Ich wollte mich immer in die Gemeinde einbringen", sagt Dogan. Langeweile wird er auch in Zukunft nicht haben. "Vielleicht werde ich wieder Student." Die Kunstakademie in Trier, Bereich Bildhauerei und Metallkunst, interessieren den bereits erfahrenden Autodidakten. Wenig Zeit für Hobbys hat sein designierter Nachfolger Stefan Becker. Der 34-jährige Rommersheimer muss noch viel organisieren, bevor er sich selbstständig macht. Und seine freie Zeit möchte er lieber mit seiner Frau und seinen vier Kindern verbringen, obwohl der Saxophonist auch mit einer Rückkehr in den Rommersheimer Musikverein liebäugelt. Der Allgemeinmediziner arbeitet zur Zeit als Truppenarzt bei der Bundeswehr in Daun. Eher zufällig erfuhr er von dem Schönecker Dilemma. Letztlich war es Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen, der eines Tages bei ihm anrief und sagte: "In Schönecken muss jemand hin, wie wär´s?" Ganz unerfahren ist der Militärarzt nicht, was den Praxisalltag angeht. Ein halbes Jahr hat er in der Gemeinschaftspraxis der Prümer Ärzte Burkhard Zwerenz und Josef Schier hospitiert. Das verbleibende Jahr will der junge Arzt nutzen, um sich fortzubilden. Außerdem möchte er vor der Praxisübernahme Erdal Dogan begleiten, um sich mit Patienten, Praxis und Abläufen vertraut zu machen. Ihr Studium haben beide Ärzte in Heidelberg absolviert. Stefan Becker hat bereits gute Erfahrungen mit Akupunktur gemacht, die er auch in seiner Praxis einsetzen möchte. Was würde er bei einer banalen Erkältung raten? Becker: "Alte Hausmittel wirken da am besten. Ich habe an meiner Frau auch schon Zwiebelumschläge erprobt - mit Erfolg." Nach der Praxisübernahme möchte er Kleinigkeiten ändern. Zum Beispiel sollen die Sprechzeiten ausgedehnt werden. Und der technische Fortschritt im Sinne einer digital vernetzten Praxis wird Einzug halten. Obwohl die derzeitige Situation junge Ärzten nicht gerade dazu ermuntert, sich selbstständig zu machen, freut sich Becker auf seine neue Aufgabe: "Der Gedanke, der Hausarzt der Leute zu sein, gefällt mir." Erdal Dogan freut sich indes, einen Nachfolger gefunden zu haben, noch dazu einen echten Eifeler. Das Südwestfernsehen Rheinland-Pfalz zeigt am Samstag, 1. April, um 19.15 Uhr einen Film mit dem Titel "Für alle Fälle Dogan - mit dem Landarzt unterwegs in der Eifel" von Catherine von Westernhagen und Sabine Keller.

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